SOS-Kinderdorf Lefkosa
SOS-Kinderdorf ist seit 1989 in Nordzypern tätig, als das Land gerade damit begann, ein System der Kinderbetreuung aufzubauen. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden hat SOS-Kinderdorf immer mehr Familien, Jugendlichen und Kindern in Lefkosa, der letzten geteilten Stadt Europas, helfen können.
Geteilte Gemeinden in einer geteilten Stadt
Das SOS-Kinderdorf Lefkosa liegt am Rande von Lefkosa, auch als Nikosia bekannt, der Hauptstadt Nordzyperns mit ca. 220 000 Einwohnern. In der Umgebung gibt es Geschäfte und mehrere soziale Einrichtungen. Unsere Organisation arbeitet eng mit der lokalen Gemeinde zusammen und bietet nicht nur Unterstützung für bedürftige Familien sondern nimmt auch an zahlreichen Festen und kulturellen Veranstaltungen vor Ort teil.
Die Teilung der Insel und die Tatsache, dass Nordzypern nicht vollständig von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt ist, erschwert die Lebensumstände der Bevölkerung enorm. Lefkosa ist immer noch eine geteilte Stadt, was sich auf die Lebensbedingungen ihrer Einwohner negativ auswirkt. Die Wirtschaft hängt von Transferleistungen aus der Türkei ab, und die Umsetzung eines Hilfsprogramms der EU für die türkisch-zypriotische Gemeinde gestaltet sich aufgrund der mangelnden Zusammenarbeit zwischen dem griechisch-zypriotischen und dem türkisch-zypriotischen Teil äußerst schwierig.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die Zusammensetzung der Bevölkerung in der Region verändert, insbesondere aufgrund der Migration in die und aus der Türkei. Viele Menschen sind auf das türkische Festland abgewandert. Bei einem Großteil der Bevölkerung Nordzyperns (bis zu 50 %) geht man allerdings im Gegenzug davon aus, dass sie in der Türkei geboren wurden oder Nachkommen von Familien sind, die aus der Türkei nach Nordzypern eingewandert sind. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt also erst seit kurzem auf der Insel.
Familien unterstützen und Kindern ein liebevolles Zuhause geben
SOS-Kinderdorf hat sich bislang sehr für die Entwicklung und Umsetzung der Kinderschutzpolitik in Nordzypern eingesetzt. Die Notwendigkeit, bedürftige Familien zu unterstützen, lag auf der Hand. Darüber hinaus war es aber ebenso wichtig, für Kinder ohne elterliche Fürsorge ein liebevolles Zuhause zu finden.
Der Grundgedanke von SOS-Kinderdorf, dass Kinder ohne elterliche Fürsorge in liebevollen SOS-Familien anstatt in staatlichen Waisenhäusern betreut werden, erwies sich als attraktive Option, weshalb unsere Organisation auch dazu ermutigt wurde, in der Stadt aktiv zu werden und unsere Form der alternativen Betreuung umzusetzen.
Unsere Arbeit in Lefkosa
SOS-Kinderdorf unterstützt die lokale Gemeinde durch das Familienstärkungsprogramm, das in Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten vor Ort und anderen offiziellen Stellen in der Region durchgeführt wird. Über das Programm erhalten Kinder Zugang zur Grundversorgung in den Bereichen Bildung, Ernährung und Gesundheit. Familien werden dabei unterstützt, die eigenen Möglichkeiten zum Schutz und zur Betreuung ihrer Kinder zu erweitern. Zu diesem Zweck werden ihnen Workshops angeboten, in denen Erziehungsfragen ebenso wie Wege aus der finanziellen Notlage behandelt werden.
Auch die lokale Gemeinde wird unterstützt, damit gefährdete Kinder und ihre Familien weiter zusammenleben können. Wenn Familien auf eigenen Beinen stehen, können sie jederzeit aus dem Programm ausscheiden, um neuen, hilfsbedürftigen Familien Platz zu machen. Wenn Kinder nicht länger von ihren Eltern versorgt werden können, finden sie in einer der elf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause, in dem sie gemeinsam mit ihren Geschwistern bei einer SOS-Mutter aufwachsen können.
Der SOS-Kindergarten bietet Plätze für die Tagesbetreuung von bis zu 75 Kindern. In Lefkosa gibt es eine hohe Prävalenzrate der 'Working Poor' - Menschen, die trotz einer Beschäftigung unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze leben. Das Angebot an qualitativ hochwertiger und erschwinglicher Kinderbetreuung wird vor allem von diesen Eltern geschätzt, die beruhigt zur Arbeit gehen können, weil sie wissen, dass ihre Kinder in professionellen Händen sind.