SOS-Kinderdörfer in Italien
SOS-Kinderdorf ist seit 1956 in Italien tätig, als im Norden des Landes ein SOS-Ferienlager errichtet wurde. Kurze Zeit später nahm die Organisation ihre Arbeit mit Kindern und ihren Familien in der Stadt Trient im Norden Italiens auf. Derzeit unterstützt SOS-Kinderdorf Kinder, junge Menschen und Familien an sieben Standorten in Italien.
Einige Fakten über Italien
Italien grenzt im Norden an Österreich und die Schweiz, im Osten an Slowenien und die Adria, im Süden an das Ionische Meer, das Mittelmeer, das Tyrrhenische und das Ligurische Meer und im Nordwesten an Frankreich.
Italien hat 61 Millionen Einwohner (2011, Schätzung), von denen 3,4 Millionen in der Hauptstadt Rom leben. In denen letzten drei Jahrzehnten hat sich die demographische Zusammensetzung des Landes verändert. Wie auch viele seiner Nachbarn im Süden ist Italien in den 80er Jahren, teilweise aufgrund seiner langen Küsten und seiner Nähe zur Regionen mit politisch und sozialen Konflikten, von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland geworden. Viele Immigranten besitzen keine offiziellen Papiere und verrichten niedrigqualifizierte und schlechtbezahlte Tätigkeiten in der Landwirtschaft oder in der Baubranche.
Seit 1945 wurde Italiens politische Landschaft durch ständige Wechsel ausgezeichnet - das Land hatte von 1945 bis heute mehrere Dutzend Regierungen. Italien gehört zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Union und war eins der ersten Länder, die den Euro im Januar 2002 als offizielle Währung einführten.
Geographische Ungleichheiten beim Lebensstandard
Trotz der politischen Instabilität zählt Italien zu den größten Wirtschaftsnationen Europas - es verfügt über eins der höchsten Pro-Kopf-Einkommen, und die Italiener genießen einen hohen Lebensstandard. Es gibt jedoch eine Reihe hartnäckiger Probleme: Korruption, eine große Schattenwirtschaft (einige schätzen, dass sie bis zu 15 Prozent des BIP ausmacht) sowie das organisierte Verbrechen sind nach wie vor Themen, die angegangen werden müssen. Darüber hinaus gibt es bedeutende Unterschiede im Lebensstandard und bei den Lebenshaltungskosten zwischen dem wohlhabenden, hochentwickelten Norden und dem landwirtschaftlich geprägten ärmeren Süden des Landes.
Italien zählt zu den Ländern in der Eurozone, die die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise 2008 und 2009 als erste zu spüren bekamen. Zwischen 2007 und 2010 stieg die Arbeitslosenquote von 6,2 auf 8,4 Prozent. Die Staatsverschuldung ist hoch - sie betrug im Jahr 2009 115 Prozent des BIP, und es wird erwartet, dass sie 2011 auf über 120 Prozent steigen wird.
Schätzungsweise 13 Prozent der Bevölkerung leben in Armut . Besonders von Armut betroffen sind ältere Menschen (besonders diejenigen, die von der Rente leben), aber es gibt auch eine steigende Anzahl der sogenannten 'Working Poor', womit Menschen gemeint sind, die niedrige Qualifikationen haben und in unsicheren Jobs wenig Geld verdienen. Während der Staat für das Gesundheitssystem, Bildung, Unterkunft und Zugang zu sauberem Wasser sorgt, spielt die Großfamilie nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Unterstützung bedürftiger Familienmitglieder.
Die Lage der Kinder in Italien
In Italien leben knapp über zehn Millionen Kinder unter 18 Jahren.
Im Vergleich zu anderen OECD-Staaten leiden Kinder in Italien unter einem höheren Grad an Ungleichheit in Bezug auf Gesundheit, Bildung und materiellen Wohlstand. In Italien gibt es ebenso einen sehr hohen Grad an Ungleichheit, was das Kindeseinkommen betrifft. Der Staat hat eine Reihe von gezielten politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut ergriffen, wodurch die Kinderarmut effektiv um bis zu sieben Prozent gesenkt worden ist. Dennoch wird der Prozentsatz der Kinder, die unterhalb der Armutsgrenze leben, auf den hohen Anteil von 19 Prozent geschätzt.
Auch in Italien gibt es das Phänomen der Kinderarbeit, vor allem in den südlichen Landesteilen, in denen die Armut von Familien dazu führt, dass sie auf das Einkommen der Kinder zur Sicherung ihrer Einkünfte angewiesen sind. Kinder arbeiten hauptsächlich in Familienbetrieben und in der Gastronomie, dem Handwerk und der Baubranche. Sie brechen nicht immer die Schule ab, aber es gibt einen höheren Anteil an Kindern, die aufgrund schlechter schulischer Leistungen ein Schuljahr wiederholen müssen.
Junge Menschen haben es schwer, nach Abschluss ihrer Ausbildung einen Arbeitsplatz zu finden; viele finden nur schlechtbezahlte Teilzeitjobs. Jugendliche aus den Städten im Süden haben es besonders schwer, einen Job zu finden, weshalb viele von ihnen auf der Suche nach Arbeit in den Norden ziehen.
SOS-Kinderdorf in Italien
SOS-Kinderdorf kümmert sich in Italien seit über fünfzig Jahren um die Bedürfnisse von Kindern und Familien, wobei die Arbeit unserer Organisation auf die Bedürfnisse gefährdeter Kindern angepasst wurde. Infolge der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen, die ins Land kommen, bietet das SOS-Sozialzentrum in Mantua beispielsweise Kindern eine Unterkunft, die ohne ihre Eltern aus ihrer Heimat nach Italien geflohen sind.
Es gibt in Italien sechs SOS-Sozialzentren, die alle mit der örtlichen Gemeinde und lokalen Behörden zusammenarbeiten, um Kinder und ihre Familien zu unterstützen, so dass die Kinder in einer liebevollen familiären Umgebung aufwachsen können. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie. SOS-Kinderdorf bietet auch betreutes Wohnen für Jugendliche an und hilft ihnen bei der Integration in den Arbeitsmarkt.
Mehr über das SOS-Feriendorf Caldonazzo finden Sie hier: http://www.sos-feriendorf.it/de
Website von SOS-Kinderdorf Italien
(verfügbar auf Italienisch)