SOS-Kinderdörfer in Belarus

SOS-Kinderdorf nahm seine Aktivitäten in Belarus nach der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 auf. In Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Stiftung "Den Kindern von Tschernobyl" begann SOS-Kinderdorf seine Tätigkeit in der Hauptstadt Minsk. Neben dem Angebot von familiennahen Betreuungen bieten die angeschlossenen Sozialzentren Kindern mit Strahlungsschäden Unterbringungsmöglichkeiten für die Zeit ihrer ambulanten Behandlung. Die Arbeit von SOS-Kinderdorf wurde weiter ausgebaut; zurzeit gibt es Einrichtungen und Programme an drei verschiedenen Standorten in Belarus.

Einige Fakten über Belarus

Eine SOS-Familie (Foto: M. Mägi)

Belarus liegt in Osteuropa und grenzt im Nordwesten an Litauen und Lettland, im Osten an Russland, im Süden an die Ukraine und im Westen an Polen.

Die Bevölkerung beträgt 9,6 Millionen (Juli 2011, Schätzung), wovon fast vier Fünftel Weißrussen, 13 Prozent Russen und vier Prozent Polen sind. Als Folge von engen - sowohl historischen als auch gegenwärtigen - Beziehungen zu Russland hat das Land zwei offizielle Landessprachen: Weißrussisch und Russisch. Belarus ist ein hauptsächlich urban geprägtes Land, drei Viertel der Bevölkerung leben in Städten. Die Hauptstadt Minsk hat 1,8 Millionen Einwohner.

Ein großer Teil von Belarus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, ein Viertel der Bevölkerung kam damals ums Leben. Der erste Fünfjahresplan nach dem Krieg half viele Schäden zu beheben und Minsk entwickelte sich zu einem industriellen Umschlagplatz in der UdSSR. Seit 1986 leidet Belarus sehr unter den Folgen des Unglücks im Atomkraftwerk Tschernobyl. Zwei Drittel der radioaktiven Verseuchung trafen weißrussisches Gebiet und ca. ein Fünftel des Landes wurde hochgradig verseucht. Die atomare Explosion hatte auch Auswirkungen auf die politische Meinung der Bevölkerung, die sich gegen eine weitere Mitgliedschaft in der UdSSR aussprach. Am 25. August 1991 verkündete die kommunistische Partei die völlige nationale Unabhängigkeit, aber Belarus unterhält weiterhin enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Moskau. Alexander Lukaschenko wurde in den ersten Präsidentschaftswahlen zum Präsidenten gewählt und ist seither im Amt.

Die Lage der Kinder in Belarus


Ein Kunstwerk schaffen (Foto: B. Neeleman)

Belarus hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Zurzeit stellen Kinder unter 14 Jahren einen Anteil von14 Prozent der Bevölkerung dar.
Die jüngsten sozialen Veränderungen haben auch Auswirkungen auf das Leben von Familien und Kindern. Laut UNICEF müssen fünf Prozent der Kinder unter 14 Jahren Kinderarbeit verrichten, und ein hoher Prozentsatz wird zwangsverheiratet, bevor die Kinder das Erwachsenenalter erreichen.

Kinder der Roma, die eher Romani oder Weißrussisch sprechen, werden in einem Bildungssystem benachteiligt, in dem auch russisch zu den Unterrichtssprachen gehört. Kinder werden auch zu Opfern von Menschenhändlern; das Land ist sowohl Herkunfts- als auch Transitland für Mädchen, die zur Prostitution in Mittel- und Westeuropa gezwungen werden. Es wird berichtet, dass eine steigende Anzahl von Kindern auch in Belarus selbst zur Kinderprostitution gezwungen wird.

Kinder mit speziellem Förderbedarf und Kinder, die missbraucht wurden, laufen ein besonders hohes Risiko, die elterliche Fürsorge zu verlieren. Obwohl mehr Anstrengungen unternommen werden, Kinder innerhalb ihrer familiären Umgebung zu unterstützen, ist die Heimunterbringung nach wie vor die gängigste Lösung, wenn Kinder Schutz brauchen.