SOS-Kinderdorf Urgantsch
SOS-Kinderdorf unterstützt seit dem Jahr 2010 Familien und Kinder in Urgench. Durch das Angebot von Familienstärkungsprogrammen für gefährdete Familien helfen wir Kindern, die vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind.
Viele Eltern, die auswandern, lassen ihre Kinder in der Heimat zurück
Urgench ist die Hauptstadt der Region Khorezm und liegt etwa 1000 km nordwestlich der Landeshauptstadt Taschkent nahe der Grenze zu Turkmenistan.
Obwohl die meisten Menschen in der Region Landwirtschaft betreiben, sind die Lebensbedingungen aufgrund der schwierigen klimatischen Verhältnisse (die Temperaturen reichen von +45°C bis zu -45°C) und des Wassermangels sehr hart. In der Region gibt es kaum alternative Beschäftigungsmöglichkeiten; die wenigen vorhandenen Jobs sind schlecht bezahlt und saisonabhängig. Daher ziehen zahlreiche Menschen auf der Suche nach Arbeit ins Ausland. Die meisten versuchen ihr Glück in Russland, der Ukraine und in Kasachstan.
Viele Eltern, die auswandern, lassen ihre Kinder in der Heimat zurück. Manche Kinder müssen dann völlig schutzlos auf sich alleine gestellt ums Überleben kämpfen. Andere werden in die Obhut von Angehörigen gegeben, die häufig selbst nicht in der Lage sind, für zusätzliche Familienmitglieder zu sorgen. Die meisten Eltern glauben, dass sie nur ein paar Jahre zum Arbeiten im Ausland bleiben werden. Selbst wenn sie zurückkommen, leiden die Kinder während ihrer Abwesenheit sehr stark unter dem Verlust der elterlichen Fürsorge.
Kinder aus armen Familien wachsen häufig in menschenunwürdigen Behausungen ohne Strom, Gas, fließendem Wasser oder Heizung auf. Aufgrund der Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt sind Kinder aus frauengeführten Haushalten besonders armutsgefährdet und von Ausbeutung bedroht. Viele von ihnen besuchen weder einen Kindergarten noch eine Schule, weil sich ihre Familien die Kosten für Bildung nicht leisten können.
Aufgrund der Armut und der hohen Arbeitslosigkeit erliegen viele Menschen den falschen Versprechungen der Menschenhändler, die in dem Gebiet ihr Unwesen treiben.
Dringender Bedarf an Unterstützung für Familien und ein liebevolles Zuhause für Kinder ohne elterliche Fürsorge
Die lokalen Behörden haben unsere Arbeit in der Region von Anfang an unterstützt. Die Kommunalverwaltung informiert uns beispielsweise über Familien, die ihre Kinder nicht ausreichend versorgen können und von Zerrüttung bedroht sind. Dann können sie in unser Familienstärkungsprogramm aufgenommen werden. Neben der Arbeit in Urgench unterstützen wir auch notleidende Familien im nahegelegenen Shavat.
Unsere Arbeit in Urgench
Das SOS-Kinderdorf Urgench unterstützt die lokale Bevölkerung durch verschiedene Angebote. Dazu zählen die Hilfe für gefährdete Familien und Kinder in Krisensituationen, Bildungsförderung für LehrerInnen und SchülerInnen aus der Region und ein liebevolles Zuhause für Kinder ohne elterliche Fürsorge.
Wir arbeiten eng mit Eltern aus der Gemeinde zusammen, damit sie weiter für ihre Kinder sorgen können. Gemeinsam mit den lokalen Behörden sichern wir Kindern den Zugang zu Nahrung, Bildung, Kleidung und medizinischer Versorgung. Darüber hinaus unterstützen wir Familien bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen und klären sie über ihre Rechte bezüglich Wohnraum und staatlicher Unterstützung auf.
Kleinkinder erhalten einen kostenlosen Platz im Kindergarten, und ältere Kinder bekommen Unterrichtsmaterial, damit sie zur Schule gehen können. Aufgrund des Mangels an qualifiziertem Lehrpersonal leiten wir ein Bildungsprogramm für LehrerInnen aus der Gemeinde. Wir arbeiten eng mit den örtlichen Kindergärten und Schulen zusammen. Pädagogen können an Fortbildungen teilnehmen, und Kinder erhalten bei Bedarf Nachhilfeunterricht. Unsere Nachmittagsbetreuung hilft Kindern auch bei den Hausaufgaben.
Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in sechs SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Die SOS-Eltern bieten den Kindern ein fürsorgliches und stabiles Umfeld, in dem sie gedeihen und sich gesund entwickeln können. Die Kinder besuchen die örtlichen Kindergärten, Schulen und Freizeitaktivitäten und sind daher gut in ihre Umgebung integriert. Darüber hinaus befinden sich die Häuser und Wohnungen von SOS-Kinderdorf in ganz Urgench und sind in die Gemeinde integriert. Daher wachsten die Kinder aus den SOS-Familien mit den Kindern aus der Nachbarschaft zusammen auf.