SOS-Kinderdörfer in Kirgisistan
SOS-Kinderdorf nahm seine Tätigkeit in der Kirgisischen Republik im Jahr 1996 aufgrund der dringenden Notwendigkeit auf, Kindern ohne elterliche Fürsorge zu helfen und für ihre Unterkunft zu sorgen. Aufgrund der Tatsache, dass Kirgisien zu den ärmsten Ländern in Zentralasien zählt, hat SOS-Kinderdorf seine Arbeit in dem Land ausgeweitet und unterstützt derzeit Kinder, Jugendliche und Familien an zwei Standorten.
Einige Fakten über Kirgisistan
Die Kirgisische Republik ist ein Binnenstaat in Zentralasien und grenzt im Norden an Kasachstan, im Osten an China, im Süden an Tadschikistan und im Südwesten an Usbekistan und Tadschikistan. Es leben 5,6 Millionen Einwohner (Juli 2011, Schätzung) in Kirgisien, die sich aus Kirgisen, Russen, Usbeken und ca. 80 kleineren ethnischen Gruppen zusammensetzen. Die Kirgisische Republik ist hat zwei offizielle Landessprachen, kirgisisch und russisch. Die vorherrschende Religion ist der Islam, aber auch andere Religionen wie z.B. russisch-orthodox werden praktiziert. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in ländlichen Regionen, nur ein Drittel wohnt in den Stadtgebieten. Die Hauptstadt Bischkek ist mit über 800 000 Einwohnern die größte Stadt des Landes.
Die Jahre nach der Unabhängigkeit waren von politischer Instabilität geprägt, da viele politische Fraktionen um die Macht kämpften. Die Beziehungen zwischen ethnischen Gruppen - Usbeken und Kirgisen - bleiben weiterhin angespannt. Als Folge der ethnischen Auseinandersetzungen im Jahr 2010 wurden schätzungsweise 300 000 Menschen intern vertrieben.
Eins der am meisten benachteiligten Länder in der Region
Die Kirgisische Republik zählt zu den ärmsten Ländern in Zentralasien. Die Wirtschaft hat unter dem Zusammenbruch der Sowjetunion gelitten, die Subventionen bewilligt hatte und der Hauptexportpartner der Kirgisischen Republik gewesen war. Die heutige Situation ist durch steigende Armutsquoten, wachsende Arbeitslosenraten und Inflation geprägt. Eine schlechte Infrastruktur, die weit verbreitete Korruption und das organisierte Verbrechen behindern das Wirtschaftswachstum. Nahezu ein Fünftel der Bevölkerung ist arbeitslos. Der Anteil der Bevölkerung, der unter der staatlich festgelegten Armutsgrenze lebt, wird auf 40 Prozent geschätzt.
Die Landwirtschaft spielt in der Kirgisischen Republik eine wichtige Rolle, fast die Hälfte der Bevölkerung ist dort beschäftigt. Die wichtigste landwirtschaftliche Tätigkeit ist die Viehzucht, sie produziert Fleisch, Wolle und Milchprodukte. Im Dienstleistungssektor arbeiten 40 Prozent der Bevölkerung, der Rest der Erwerbstätigen ist in der Industrie beschäftigt. In letzter Zeit ist auch der Goldabbau zu einer Einkommensquelle geworden.
HIV/AIDS stellt vor allem in den jüngeren Bevölkerungsschichten ein zunehmendes Problem dar. Zu den am meisten betroffenen Gruppen zählen Sexarbeiter und injizierende Drogenkonsumenten besonders in den Gefängnissen, in denen mehr als die Hälfte der Insassen drogenabhängig sind. Der Hauptübertragungsweg ist der intravenöse Drogenkonsum. Die Weltgesundheitsorganisation berichtet jedoch eine steigende Zahl von sexuell übertragenen Ansteckungen.
Die Lage der Kinder in Kirgisien
Kinder unter 18 Jahren machen ca. 35 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die veränderte wirtschaftliche Situation des Landes hat des Leben der Kinder in Mitleidenschaft gezogen - Familien sind zerrüttet worden, Investitionen in das Bildungssystem und die staatliche Fürsorge sind zurückgegangen, und die sozialen Einrichtungen, die für die Wahrung der Kinderrechte sorgen, sind durch Reformen verändert worden.
Schätzungsweise vier Prozent aller Kinder unter 14 Jahren müssen Kinderarbeit verrichten. Die meisten kommen aus Familien mit niedrigem Einkommen und arbeiten in verschiedenen Sektoren wie z.B. in Manufakturen und in der Schwerindustrie.
Kinder werden aus einer Reihe von Gründen in Betreuungseinrichtungen gegeben, dazu gehören extreme Armut der Herkunftsfamilie, Arbeitslosigkeit, Migration der Eltern auf der Suche nach Arbeit, die Zerrüttung von Familien, Krankheiten in der Familie, häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch oder der Tod der Eltern.
Die meisten dieser Kinder werden in unterfinanzierten Betreuungseinrichtungen untergebracht. Berichten internationaler Organisationen zufolge wird in diesen Heimen körperliche Gewalt ausgeübt. Kinder, die aus solchen Institutionen kommen, sind nicht genügend auf ein selbständiges Leben vorbereitet und werden häufig arbeitslos oder arbeiten in der Schattenwirtschaft.
Familien von Kindern mit besonderem Förderbedarf und Behinderungen erhalten oft keine Unterstützung; die Kinder werden meist aus den Familien herausgenommen und in staatlichen Institutionen untergebracht.
SOS-Kinderdorf in Kirgisien
SOS-Kinderdorf bietet in Kirgisien eine Reihe verschiedener Einrichtungen und Programme an. Neben der familienpädagogischen Betreuung in SOS-Familien können die Kinder einen Kindergarten besuchen, in dem sie von professionellen Fachkräften betreut werden. SOS-Sozialzentren unterstützen Gemeinden durch Familienstärkungsprogramme, die eng mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten, um den Kindern den Zugang zu Gesundheitsfürsorge und Bildungseinrichtungen zu sichern, während Eltern Unterstützung bei der Einkommensförderung und beim Ausbau ihrer elterlichen Kompetenzen erhalten.
Aufgrund der Tatsache, dass HIV/AIDS ein zunehmendes Problem darstellt, werden auch Beratungen angeboten, um Kinder vor Ansteckung zu schützen. Kinder in Bischkek können die Hermann-Gmeiner-Schule besuchen, und junge Erwachsene können in betreute Wohnungen ziehen, in denen sie auf ihrem Weg in ein selbständiges Leben von Fachkräften unterstützt werden.
Website von SOS-Kinderdorf Kirgisistan
(verfügbar auf Kirgisisch, Russisch und Englisch)