SOS-Kinderdorf Irbid
Für zahlreiche Flüchtlinge ist familiäre Stabilität durch ihre schwierige Situation ernsthaft gefährdet. Wenn Eltern ihre Kinder nicht ausreichend beschützen und versorgen können, ist ihre gesunde Entwicklung in Gefahr. Viele Kinder haben die elterliche Fürsorge verloren. In den Waisenhäusern herrschen Berichten zufolge katastrophale Verhältnisse.
Städtische Armut und das harte Leben in den Flüchtlingslagern
Irbid liegt im äußersten Norden Jordaniens nahe der Grenze zu Syrien und ist mit mehr als 660 000 Einwohnern in der Metropolregion die zweitgrößte Stadt des Landes. Die lokale Wirtschaft basiert überwiegend auf dem Dienstleistungssektor. Obwohl in Jordanien die Armutsraten auf dem Land höher als in den Städten sind, leben zahlenmäßig die meisten Armen in den urbanen Zentren. Auch in Irbid gibt es zahlreiche Elendsviertel.
In Irbid wohnen Hunderttausende von Flüchtlingen. Vor dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs, lebten rund 25.000 palästinensische Flüchtlinge im Flüchtlingslager in Irbid. Überfüllte Schulen, hohe Arbeitslosigkeit, hohe Bevölkerungsdichte und unzureichender Gesundheitsversorgung sind einige der Probleme, die sich auf ihr Leben auswirken.
In den letzten Jahren haben viel mehr politische Flüchtlinge aus Syrien Zuflucht in Jordanien gesucht. Die meisten sind illegal ins Land gekommen. Viele Flüchtlinge finden weder Arbeit noch Unterkunft und leben in großer Armut. Kinder haben es besonders schwer: sie sind ihrem Zuhause und ihrer gewohnten Umgebung entrissen worden, und viele haben durch Gewalt Traumata erlitten.
Die Mehrheit der Frauen hat eine gute Bildung erhalten, aber keine Arbeit
Die Jugend leidet besonders unter dem Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten. Nach Angaben eines UNICEF-Berichts zählen fehlende Berufsberatung, der Mangel an qualifizierten Arbeitsplätzen für Hochschulabsolventen und Fachkräfte und kulturelle Barrieren, die Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt erschweren, zu den Hauptgründen für die hohe Arbeitslosigkeit. Derzeit sind weniger als zwölf Prozent der jordanischen Frauen offiziell beschäftigt.
Obwohl in Jordanien die allgemeine freie Grundschulbildung für Mädchen und Jungen eingeführt worden ist und sogar etwas mehr Mädchen als Jungen eine weiterführende Schule besuchen, sind Frauen nach wie vor beim Ehe-, Scheidungs- und Erbrecht benachteiligt. In Jordanien gilt das Recht der Scharia.
Unsere Arbeit in Irbid
Das SOS-Kinderdorf Irbid wurde im Jahr 1999 eröffnet. Wir bieten die folgenden Unterstützungsmaßnahmen an:
Betreuung in SOS-Kinderdorf-Familien: Heute finden Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Bildung: Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen die Kindergärten und Schulen in der Nachbarschaft, schließen Freundschaften und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert.
Unterstützung junger Menschen: Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können in das SOS-Jugendprogramm wechseln und werden von qualifizierten Fachkräften durch diese neue Lebensphase begleitet, in der sie eine Berufsausbildung beginnen, ein Studium aufnehmen oder sich eine Arbeit suchen. Die jungen Erwachsenen leben in getrennten Häusern für Mädchen und Jungen und werden von ausgebildeten SOS-Jugendpädagogen betreut und unterstützt. Sie bleiben natürlich weiter in engem Kontakt mit ihrer SOS-Mutter und ihren Geschwistern.