SOS-Kinderdorf Rionegro
Das Departement Antioquia war einst für sein berüchtigtes Medellín-Drogenkartell und besonders hohe Kriminalitätsraten bekannt. Seit den 1990er Jahren hat sich Medellín zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum entwickelt, das nicht nur Touristen, sondern auch ausländische Investoren anlockt. Obwohl die Region um die Hauptstadt von Antioquia ein bedeutendes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hat, leben nach wie vor zahlreiche Menschen in erdrückender Armut.
Viele Kinder in Rionegro und Umgebung leiden trotz Wirtschaftswachstum an Armut und Vernachlässigung
Rionegro liegt etwa 45 km von Medellín entfernt auf einer Höhe von 2130 m über dem Meeresspiegel. Medellín ist die Hauptstadt des Departement Antioquia und die zweitgrößte Stadt Kolumbiens. Die Stadt, die einst zu den gefährlichsten Orten der Welt gehörte, hat sich zu einem blühenden wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum entwickelt. Viele Antioqueños sind auf der Suche nach einem ruhigeren Leben nach Rionegro gezogen. Die Stadt ist verkehrstechnisch gut an Medellín angebunden und hat den verkehrsreichsten Flughafen der Region.
Die Gesamtbevölkerung beläuft sich auf etwa 110 000 Einwohner. Das Wirtschaftswachstum in Rionegro und der Umgebung wird durch hohe Armutsraten überschattet. Laut Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) leben 44 Prozent der Bewohner Rionegros in Armut. Zehntausende Menschen sind in Antioquia aufgrund der anhaltenden Konflikte zwischen der linksgerichteten Guerilla, paramilitärischen Kräften und der Armee zu Binnenflüchtlingen geworden. Infolgedessen haben viele Kinder die elterliche Fürsorge verloren und wachsen in Armut auf.
Etwa 30 Prozent der Haushalte in Rionegro sind nicht an die Kanalisation angeschlossen. Viele Menschen haben weder Strom noch Zugang zu fließendem Wasser. Obwohl die Kriminalitätsraten in Rionegro gesunken sind und unter dem Niveau von Medellín liegen, sind knapp sechs Prozent der Rionegreros in den letzten fünf Jahren weggezogen, weil sie Opfer von Morddrohungen geworden waren. Unter solchen Bedingungen sind die Kinder armer Familien - vor allem wenn sie auf der Straße arbeiten - häufig in einem Teufelskreis aus Verbrechen und Drogen gefangen, den sie nur schwer durchbrechen können.
Tausende Binnenflüchtlinge in Antioquia wurden Opfer der bewaffneten Konflikte
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Kolumbien in den 1970er Jahren. Lange Zeit litt das Land unter dem organisierten Drogenhandel und dem Bürgerkrieg, der Zehntausende Familien in ganz Kolumbien zu Binnenflüchtlingen machte. Zahlreiche Menschen aus den ländlichen Gebieten von Antioquia mussten gegen ihren Willen ihre Heimat verlassen und nach Medellín und Rionegro ziehen.
Viele Zwangsvertriebene, die alles verloren haben, kämpfen in einer fremden Umgebung ums Überleben. Obwohl die Regierung zeitlich begrenzte humanitäre Hilfsmaßnahmen gestartet hat, ist das Leben der Binnenflüchtlinge nach wie vor extrem hart. Ihre Kinder gehen häufig nicht zur Schule und sind nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt.
Unsere Arbeit in Rionegro
SOS-Kinderdorf beschloss 1996 den Bau des SOS-Kinderdorfes Rionegro in Antioquia, um notleidenden Kindern und Jugendlichen zu helfen. Unsere Organisation bietet mittlerweile ein umfassendes Angebot an Unterstützungsmaßnahmen.
Betreuung in SOS-Familien: Bis zu 133 Kinder aus der Region ohne elterliche Fürsorge werden in SOS-Familien im SOS-Kinderdorf Rionegro von SOS-Eltern liebevoll betreut.
Wo immer es möglich ist, arbeiten wir eng mit den Herkunftsfamilien der Kinder zusammen, damit diese in ihre Familien zurückkehren können. In diesem Fall unterstützen wir die Familien währen der Zeit des Wandels und der Anpassung.
Unterstützung für Jugendliche: Zum SOS-Kinderdorf Rionegro gehört auch ein SOS-Jugendprogramm, in dem junge Menschen betreut werden, während sie ihre Ausbildung oder ihr Studium absolvieren. Einige der ehemaligen SOS-Kinder erhalten ein Stipendium. Mit der Unterstützung durch qualifizierte Fachkräfte entwickeln die Heranwachsenden Perspektiven für ihre Zukunft, lernen Verantwortung zu übernehmen und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen.