SOS-Kinderdorf in Kanada
Die Arbeit von SOS-Kinderdorf begann in Kanada in den 60er Jahren mit der Gründung der "Friends of SOS Children's Villages Canada" durch eine Gruppe ehrenamtlicher Helfer. Obwohl es in Kanada nur ein SOS-Kinderdorf gibt, ist seine Bedeutung nach wie vor unumstritten. Kanada ist sicherlich eine reiche Industrienation. Dennoch werden zahlreiche Kinder von ihren Eltern vernachlässigt, und Zehntausende Kinder wachsen ohne ihre Eltern auf.
Einige Fakten über Kanada
Kanada ist ein Bundesstaat im Norden des amerikanischen Kontinents und grenzt im Süden und Nordwesten an die Vereinigten Staaten von Amerika, im Westen an den Pazifik, im Osten an den Atlantik und im Norden an den Arktischen Ozean. Kanada wurde im Jahr 1867 zu einer unabhängigen Nation, unterhält aber nach wie vor enge Beziehungen zur Britischen Krone.
Derzeit beläuft sich die Gesamtbevölkerung Kanadas auf ca. 34 Millionen, die Landeshauptstadt ist Ottawa. Da das Land eine der weltweit höchsten Zuwanderungsraten aufweist, gilt es als Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Gebräuche. Nach den englischen Kanadiern stellen die französischen Kanadier, die vor allem in der Provinz Quebec angesiedelt sind, die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe Kanadas dar. Die Unabhängigkeitsbestrebungen des frankophonen Kanada sind auch heute noch ein wichtiges innenpolitisches Thema.
Kanada ist zwar flächenmäßig das zweitgrößte Land der Erde, aber sehr dünn besiedelt. Gemeinsam mit Mexiko und den Vereinigten Staaten von Amerika hat Kanada das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA unterzeichnet.
Ein reiches Land mit großen Ungleichheiten
Der Vielvölkerstaat Kanada zählt zu den am meisten entwickelten Ländern der Welt und belegt derzeit Platz 8 des Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen. Somit wird die menschliche Entwicklung in Kanada höher bewertet als in den meisten anderen OECD-Ländern. Nach statistischen Angaben genießen die Kanadier auch ein sehr langes Leben - die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Kanada bei ca. 81 Jahren. Die Säuglingssterblichkeit ist mit fünf pro 1000 Lebendgeburten niedriger als in den benachbarten Vereinigten Staaten von Amerika, in denen das staatliche Gesundheitssystem wesentlich schlechter funktioniert.
HIV/AIDS ist in der Gemeinde der kanadischen Ureinwohner (Aboriginies) zu einem ernsten Problem geworden. Während die landesweite Prävalenzrate von HIV/AIDS bei ca. 0,5 Prozent liegt, ist diese Zahl unter den Kanadiern indigener Herkunft fast dreimal so hoch. Fast 30 Prozent der Infizierten in Kanada wissen nicht einmal, dass sie sich mit HIV angesteckt haben. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Kanada zu den Mitgliedstaaten der OECD gehört, ist die Selbstmordrate verhältnismäßig hoch. Sie ist sogar viermal so hoch wie in Japan oder dem Vereinigten Königreich, wodurch Kanada innerhalb der OECD-Staaten in diesem Bereich einen der untersten Plätze belegt.
Obwohl Kanada zu den hochentwickelten Ländern zählt, ist die ungleiche Verteilung der Einkommen in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen. Die Kluft zwischen arm und reich ist noch größer geworden. Die reichen Kanadier sind im Vergleich zu ihren Pendants in den anderen hochentwickelten Ländern sogar besonders reich. Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, auch wenn sie die gleichen Qualifikationen vorweisen können, wodurch es auch ein geschlechterspezifisches Einkommensgefälle gibt. Die Armutszahlen sind in allen Altersgruppen, besonders aber bei den Kindern gestiegen.
Die Lage der Kinder in Kanada
In Kanada leben ca. 45 000 Waisenkinder. Den Waisenkindern fehlt es am wichtigsten Schutz überhaupt, der elterlichen Fürsorge. Vernachlässigung durch die Eltern, Missbrauch oder das völlige Fehlen der elterlichen Fürsorge haben schwere Auswirkungen auf das spätere Leben der Kinder als Erwachsene. Tausende von Kindern laufen jedes Jahr in Kanada von zuhause weg. Sexuelle, körperliche und psychologische Misshandlungen zählen zu den Hauptgründen für die Jugendobdachlosigkeit.
Ohne elterliche Unterstützung landen viele Kinder in einem Teufelskreis aus Drogenmissbrauch, Gewalt und der Mitgliedschaften in Straßenbanden. In Vancouver konsumieren ca. 75 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die auf der Straße leben, Methamphetamin (Kristallmeth), eine gefährliche, psychostimulierende Droge. HIV und Hepatitis C-Infektionen sind unter den Straßenkindern Kanadas genauso auf dem Vormarsch wie die Anzahl der injizierenden Drogenabhängigen. Es gibt jedoch keine offiziellen Angaben über die genaue Zahl der obdachlosen Jugendlichen in Kanada.
Die Kinder sind am meisten vom steigenden Armutsniveau betroffen. Nach Angaben der OECD leben ca. 15 Prozent der kanadischen Kinder in Armut. In den letzten Jahren hatte Kanada von fast allen OECD-Mitgliedstaaten sogar eine der größten Wachstumsraten bei der Kinderarmut zu verzeichnen. Kinder, die in Armut - vor allem in anhaltender Armut - leben, leiden häufiger unter gesundheitlichen Problemen, Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensstörungen. Ihre schulischen Leistungen sind meist schlechter, und sie laufen ein größeres Risiko, auch als Erwachsene in Armut zu leben. Die kanadische Regierung plant derzeit ein nationales, langfristiges Strategieprogramm zur Bekämpfung der Armut, um damit auch das Problem der Kinderarmut anzugehen.
SOS-Kinderdorf in Kanada
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Kanada im Jahr 1969, als der Verein "Friends of SOS Children's Villages" offiziell gegründet wurde. Derzeit unterstützt unsere Organisation Kinder und Jugendliche in British Columbia, wo sich ein SOS-Kinderdorf und ein SOS-Sozialzentrum befinden. In enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kinder und familiäre Entwicklung und anderen Sozialbehörden bietet die Organisation verschiedene Programme, Angebote und Leistungen an, damit sich die begünstigten Kinder zu verantwortungsvollen und aktiven Mitgliedern der Gesellschaft entwickeln können. Daneben gibt es Informationskampagnen für potentielle Mitarbeiter/innen, Freiwillige, Förderer, Spender, die Medien und die breite Öffentlichkeit, um das Leitbild und die Aufgaben von SOS-Kinderdorf zu kommunizieren und die erweiterte Gemeinschaft der Pflegefamilien zu stärken.
Website von SOS-Kinderdorf Kanada
(verfügbar auf Französisch und Englisch)