SOS-Kinderdorf Cochabamba-Tiquipaya
Obwohl in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt worden sind, gehört das Binnenland Bolivien nach wie vor zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Viele Familien leben in extremer Armut. In keiner anderen Stadt ist die Kluft zwischen arm und reich größer und deutlicher spürbar als in der Region Cochabamba.
Rasant fortschreitende Urbanisierung bringt viele Familien in eine prekäre Lage
SOS-Kinderdorf Cochabamba-Tiquipaya (vormals SOS-Kinderdorf Tiquipaya) liegt knapp zehn Kilometer vor den Toren der Stadt Cochabamba auf einer Höhe von 2649 Metern über dem Meeresspiegel. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Bevölkerung mehr als verzehnfacht; Tiquipaya zählt derzeit über 30 000 Einwohner. Keine andere Stadt ist in Bolivien so schnell gewachsen. Etwa 58 Prozent der Bewohner sprechen Quechua.
Die stetige Zuwanderung ist zum Teil auf die Schließung zahlreicher Minen in den ländlichen Gebieten Boliviens zurückzuführen. Viele Menschen kamen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Der Mangel an Organisation dieser rasanten Urbanisierung hat jedoch zu schweren Umweltbelastungen und Überbevölkerung geführt. Die meisten Migranten besitzen kein Land; ihre Häuser sind improvisierte Unterkünfte, die weder Sicherheit bieten noch über einen Zugang zur Trinkwasserversorgung, zu Abwasserleitungen oder Abfallentsorgungssystemen verfügen. Städtische Einrichtungen wie z.B. Schulen oder Krankenhäuser stehen nicht allen Menschen zur Verfügung. Ehemals landwirtschaftlich genutztes Land wird zunehmend bebaut. In Tiquipaya, einst als „Stadt der Blumen" bekannt, gibt es mittlerweile kaum noch Grünflächen.
Aufgrund dieser Umstände haben viele Kinder nicht die Chance, in einer sicheren und förderlichen Umgebung aufwachsen. Viele Zuwanderer finden in ihrer neuen Heimat keine geregelte Arbeit. Häufig werden Kinder gezwungen, zum Einkommen der Familie beizutragen, in dem sie sich beispielsweise als Schuhputzer verdingen. Dadurch haben sie keine Zeit für die Schule und sind den Gefahren der Straße ausgesetzt.
Hilfe für die nächste Generation, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen
Die Regierung von Evo Morales ist bestrebt, die Situation der Armen in Bolivien zu verbessern und hat daher große Anstrengungen unternommen, um die indigene Bevölkerung am Wirtschaftswachstum zu beteiligen. Dennoch haben viele Kinder nach wie vor wenig Chancen, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen, solange sie keine angemessene Bildung und dadurch Aussichten auf ein Erwerbsleben erhalten. Der Zugang zu geregelter Arbeit für junge Menschen war daher von Beginn an ein Schwerpunktthema von SOS-Kinderdorf in Tiquipaya.
Unsere Arbeit in Cochabamba-Tiquipaya
Unsere Tätigkeit in Tiquipaya begann im Jahr 1974.
Familienstärkung: Die Sozialzentren in Tiquipaya werden von lokalen Familien betrieben und bieten ein ganzheitliches und nachhaltiges Familienstärkungsprogramm, um die Not der lokalen Bevölkerung zu lindern.
Die Kindertagesstätte und ein Tagesmütterprogramm bieten Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder in sicherer Obhut betreuen zu lassen, während sie ihren Lebensunterhalt verdienen.
Betreuung in Familien: Bis zu 126 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 14 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Ausbildung und Unterstützung für junge Menschen: Im Berufsbildungszentrum können bis zu 83 junge Menschen Kurse Back-, Schneiderei-, Computerreparaturen und andere Kurse besuchen. Für die jungen Menschen in Ausbildung stehen auch betreute Wohngemeinschaften zur Verfügung, in denen sie von qualifizierten Fachkräften auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleitet werden.