SOS-Kinderdorf Khartum
Sudan hat noch zahlreiche Herausforderungen: Konflikte in Darfur und in der Grenzregion zum Südsudan halten weiterhin an. In der Hauptstadt fehlt es an grundlegenden Dienstleistungen, und die Infrastruktur kann mit dem rasanten Bevölkerungswachstum der letzten Jahre nicht mithalten.
Die Zukunft ist voller Herausforderungen
Khartum ist die Hauptstadt des Sudan. Rund fünf Millionen Menschen leben in der Metropolregion. Während des jahrzehntelangen Bürgerkrieges war Khartum wiederholt Schauplatz gewaltsamer Angriffe von den Truppen der bewaffneten Rebellen. Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von 2005 hat Khartum vor allem in der Druckindustrie, der Lebensmittelverarbeitung und der Textilbranche ein deutliches Wachstum erlebt.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es in Khartum einen massiven Zustrom an Einwanderern und Binnenflüchtlingen zu verzeichnen, die vor der Gewalt und den Kämpfen in ihrer Heimat geflohen waren. Im Jahr 2014 lebten im Sudan noch über 2,1 Millionen intern Vertriebene und knapp 241 000 Flüchtlinge. Durch das rasante Bevölkerungswachstum ist die Infrastruktur von Khartum völlig überlastet. In der ganzen Stadt sind Armenviertel und große informelle Siedlungen entstanden. Viele Binnenflüchtlinge kehren langsam in ihre Heimat zurück, aber die städtische Armut ist dennoch groß. Die Analphabetenrate ist besonders unter Frauen sehr hoch. Die Einschulungsrate liegt bei 67 Prozent, und nur 37 Prozent der Einwohner besuchen eine weiterführende Schule. Das Leben in Khartum ist auch heute noch sehr hart, aber die Menschen haben Hoffnung auf Frieden und zukünftigen Wohlstand.
Soforthilfe und langfristige nachhaltige Unterstützung für die lokale Bevölkerung
SOS-Kinderdorf ist seit vielen Jahrzehnten im Sudan tätig. Unsere Angebote wurden im Laufe der Zeit an die jeweiligen Bedürfnisse der Bevölkerung angepasst. Im Jahr 1999 starteten wir nach schweren Regenfällen und Überflutungen in mehreren Regionen des Landes in Umbada etwa 20 km westlich von Khartum ein SOS-Soforthilfeprogramm. Wir halfen beim Wiederaufbau von Wohnhäusern, der Wiederherstellung von Trinkwasserleitungen und der Renovierung der örtlichen Grundschule. In Umbada lebten damals zahlreiche alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern in großer Armut. Ein Bildungsangebot war praktisch nicht vorhanden.
Ende des Jahres 2004 starteten wir aufgrund des anhaltenden Konfliktes in Darfur und der dramatischen Lage der Flüchtlingskinder ein SOS-Soforthilfeprogramm in Nord-Darfur im Lager von Abu Shok, in dem mehr als 80 000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen litten. In zwei SOS-Familienzentren konnten traumatisierte Familien psychologischen Beistand finden.
Seit dem Jahr 2005 leiten die SOS-Sozialzentren in Khartum und Umbada ein Familienstärkungsprogramm für die lokale Bevölkerung. Wir versuchen notleidende Familien zu lokalisieren und sie vor Zerrüttung zu bewahren, damit sie ihre Kinder ausreichend versorgen können. Wir sichern Kindern den Zugang zu Bildung, Nahrung und medizinischer Versorgung. Eltern und Kinder erhalten Beratungen und psychologischen Beistand. Familien werden bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen unterstützt. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen versuchen wir so viele notleidende Familien wie möglich zu erreichen und zu unterstützen.
Unsere Arbeit in Khartum
Das SOS-Kinderdorf Khartum wurde im Jahr 1978 eröffnet. Bis zu 140 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 15 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert.
Bis 2014 leiteten wir Grundschulen, die jetzt von sudanesischen Behörden geleitet werden.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren oder sich eine Arbeit suchen möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit professioneller Unterstützung können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.