SOS-Kinderdorf Niamey
Lange Perioden schwerer Dürren, die resultierende Nahrungsmittelknappheit und Hungersnöte treiben jedes Jahr Tausende Menschen vom Land in die Stadt, aber auch hier ist ihre Grundversorgung keinesfalls gesichert. Viele Familien haben keinen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung, und der Armutszyklus setzt sich weiter fort.
Entrechtete Kinder aufgrund der prekären Lebensumstände
Niamey ist die Hauptstadt des Niger und hat ca. 1,3 Millionen Einwohner. Von 2006 bis 2011 hat sich die Bevölkerung der Stadt aufgrund des massiven Zustroms an Binnenmigranten aus den ländlichen Gebieten, die vor Hunger und Dürre geflohen waren, fast verdoppelt. Aber auch ohne Migranten steigen die Einwohnerzahlen weiter an; in Niamey leben sehr viele junge Menschen und Kinder.
Das rasche Wachstum der Stadt hat zur Entstehung zahlreicher illegalen Siedlungen geführt, in denen die Menschen unter katastrophalen Bedingungen leben und es an Basisinfrastruktur mangelt. Armutsbekämpfungsprogramme haben zu einigen Verbesserungen der Lebensumstände geführt, aber die Ernährungsunsicherheit und der Mangel an menschenwürdigen Behausungen bereiten weiter Probleme. Wichtige öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder Krankenhäuser haben zu wenig Personal und finanzielle Mittel, um die laufenden Kosten zu decken.
Die Mehrheit der Bevölkerung hat keinen Zugang zu formeller Beschäftigung und muss sich durch Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Viele betteln auf den Straßen im Zentrum der Hauptstadt um etwas Geld oder Nahrung. Aufgrund der großen Not zahlreicher Familien ist auch die Kinderarbeit weit verbreitet. Kinder werden häufig von Religionsführern oder „Marabouts“ zum Betteln gezwungen. Tausende Mädchen müssen als Hausangestellte arbeiten oder Sexarbeit verrichten; Jungen arbeiten in den Goldminen, auf den Feldern oder in Steinbrüchen.
Junge Mädchen werden in die Ehe verkauft und in Nachbarländer verschleppt, in denen sie Zwangsarbeit verrichten müssen, als Sexsklavinnen missbraucht werden und keine Chance haben, ihrer Lage zu entkommen. Auch der Frauenhandel ist ein ernstes Problem. Familien in der Region sind dringend auf Unterstützung angewiesen, um ihre Existenzgrundlage und die familiäre Stabilität zu sichern, und damit sie ein Leben in Würde führen können.
Unterstützung für alle Familienmitglieder, um langfristige Stabilität zu sichern
Das SOS-Kinderdorf Niamey wurde 1993 als erstes Programm im Niger eröffnet. Gemeinsam mit den lokalen Behörden arbeiten wir direkt mit Familien und Gemeinden zusammen, um ihre Not zu lindern und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Wir setzen uns für den Ausbau elterlicher Kompetenzen ein, damit Kinder effektiv beschützt und versorgt werden.
Dafür leiten unsere Sozialzentren in Niamey ein Familienstärkungsprogramm zur Unterstützung gefährdeter Familien. Wir helfen Menschen, die an Tuberkulose, Malaria und HIV/AIDS erkrankt sind, und organisieren medizinische Versorgung, Beratungen und Aufklärungskampagnen.
Unsere Arbeit in Niamey
Bis zu 120 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Familien leben können, finden in elf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Ungefähr 170 Kinder aus Niamey werden hier den Tag über betreut. In der SOS-Hermann-Gmeiner-Grundschule werden etwa 420 SchülerInnen aus dem Kinderdorf und der lokalen Gemeinde unterrichtet.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter SOS-BetreuerInnen können sie Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.