SOS-Kinderdorf Beau Bassin
Obwohl Mauritius zu den wohlhabendsten Ländern Afrikas gehört, gibt es auf der Vulkaninsel in den Bereichen der Geschlechtergleichstellung und der Verteilung von Wohlstand noch zahlreiche Probleme zu lösen. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, und viele Familien können sich nicht ausreichend versorgen.
Jugendarbeitslosigkeit ist ein ernstes gesellschaftliches Problem
Beau Bassin-Rose Hill ist die Bezirkshauptstadt der Region Lower Plaines Wilhems auf Mauritius und mit über 100 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes. Die Lebensbedingungen haben sich für die Mehrheit der Bevölkerung in jüngster Zeit stetig verbessert. Alle Menschen haben Zugang zu Grundschulbildung und medizinischer Versorgung.Dennoch ist das tägliche Leben für zahlreiche Familien auf dem Land sehr hart.
Obwohl nur ein Prozent der Mauritier unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Tag leben, ist die Versorgungslage schwierig: die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch, da 75 Prozent der Bedarfsartikel, darunter Nahrung und Brennstoff, importiert werden.
Der globale Wettbewerb und die jüngste weltweite Wirtschaftskrise haben zu einem Rückgang der Exportproduktion beispielsweise in der Zucker- und Textilindustrie geführt. Dadurch ist die Haupteinnahmequelle zahlreicher Landbewohner gefährdet. Viele Menschen müssen wieder Landwirtschaft oder Fischfang betreiben, können aber nur selten genug zum Leben erwirtschaften. Zahlreiche Familien haben nicht genügend Land, um ausreichend Nahrungsmittel anzubauen. Ihre Lebensgrundlage ist durch Bodenerosion, Überweidung, Dürren und Zyklone gefährdet.
Die Arbeitslosenraten sind in letzter Zeit gestiegen und lagen im Jahr 2013 bei acht Prozent. Frauen und junge Menschen sind besonders betroffen - die Jugendarbeitslosigkeit liegt Schätzungen zufolge bei 21 Prozent. Vor allem alleinerziehende Mütter mit niedrigem Bildungsniveau haben es sehr schwer, eine Arbeit zu finden.
Kinder aus notleidenden Familien sind zahlreichen Risiken ausgesetzt
Auf dem Land mangelt es auch an Infrastruktur. So haben zehn Prozent der ländlichen Bevölkerung keine sanitären Einrichtungen. Knapp 13 Prozent der Frauen und etwa neun Prozent der Männer in Mauritius können weder lesen noch schreiben.
Aufgrund der Lage im Indischen Ozean ist Mauritius zum Transitgebiet für den Drogenhandel, vor allem für Heroinexporte nach Europa geworden. Dadurch ist auch vor allem in der jungen Bevölkerung die Zahl der Drogenabhängigen gestiegen. Etwa zwei Prozent der Mauritier sind heroinsüchtig - das ist die höchste Prävalenzrate von Opiatkonsumenten in ganz Afrika. Die Abhängigen werden zunehmend jünger: viele Kinder rauchen, schnüffeln Klebstoff oder trinken Hustenmittel und landen später bei Alkohol, Cannabis und anderen Drogen.
Unsere Arbeit in Beau Bassin
Das SOS-Kinderdorf Beau Bassin wurde im Jahr 1992 eröffnet.
Betreuung in Familien: Bis zu 150 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 15 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Sobald die Kinder elf Jahre alt werden, schreibt die Regierungspolitik vor, dass Jungen und Mädchen in getrennten Häusern leben. Im diesem Alter ziehen die Kinder zu neuen SOS-Familien im Dorf: Hier wohnen Jungen nur mit anderen Jungen und Mädchen nur mit anderen Mädchen zusammen. Sie werden weiterhin von SOS-Müttern betreut und nehmen an gemeinsamen Aktivitäten teil.
Bildung: Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten zusammen mit den Kindern aus der Gemeinde und sind daher bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Das Angebot der Tagesbetreuung wird besonders von berufstätigen Eltern geschätzt - sie wissen ihre Kinder in sicherer Obhut, während sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Etwa 150 Kinder werden im SOS-Kindergarten betreut und besuchen anschließend gemeinsam die nahegelegenen Schulen.
Unterstützung für junge Erwachsene: Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen.