SOS-Kinderdorf Bahir Dar

Frühehen von manchmal erst sieben- oder achtjährigen Kindern sind in der Region Amhara ebenso weit verbreitet wie Zwangsheiraten und Heiratsverschleppung. Manchen Familien scheint der Brautpreis, den sie für ihre Töchter erzielen, der einzige Ausweg aus der Not. Für die betroffenen jungen Mädchen sind die Folgen meist verheerend.

Frauen spielen bei der Armutsbekämpfung eine führende Rolle


Mutter und Sohn im SOS-Sozialzentrum (Foto: SOS-Archiv)
Bahir Dar liegt im Nordwesten Äthiopiens und zählt zu den größten und am schnellsten wachsenden Städten des ganzen Landes. Die Bevölkerung der Hauptstadt der Region Amhara beläuft sich auf etwa 222 000 Einwohner. Die meisten Menschen in dieser überwiegend landwirtschaftlich geprägten Gegend leben in erdrückender Armut.

Die Alphabetisierungsrate der Erwachsenen – in anderen Worten der Prozentsatz der Menschen, die einen Satz vollständig oder teilweise lesen können – beträgt in Amhara 54 Prozent bei den Männern und knapp 25 Prozent bei den Frauen. Obwohl das gesetzliche Heiratsalter in Äthiopien bei 18 Jahren liegt, werden in der Region Amhara etwa die Hälfte aller Mädchen vor Erreichen des 15. Lebensjahres verheiratet. Auch die Beschneidung von Frauen ist weit verbreitet. Obwohl in jüngster Zeit einige Regierungsprogramme zur Bekämpfung von Frühehen erste Erfolge erzielt haben, sind nach wie vor Tausende junger Mädchen betroffen. Die sogenannten „Kinderbräute“ haben meist keine Chance auf Bildung, und frühe Schwangerschaften können schwerwiegende Gesundheitsschäden verursachen.

Die Geburtenrate liegt in Amhara bei durchschnittlich 5,1 Kindern. Nur etwa 15 Prozent der Frauen benutzen Verhütungsmittel - das ist einer der niedrigsten Prozentsätze in ganz Afrika. Diese Zahlen belegen, welch großer Bedarf an medizinischer Versorgung und Unterstützung notleidender Familien sowie an Aufklärung und Sensibilisierung besteht.

Kinder leiden am meisten an Armut und Entbehrungen

Aufgrund der Arbeitslosigkeit und der großen Armut in der Region können viele Familien ihre Kinder nicht ausreichend versorgen. Mit 94 aus 1000 Lebendgeburten weist Amhara die höchste Säuglingssterblichkeitsrate des ganzen Landes auf. 56,6 Prozent der Kinder unter fünf Jahren in Amhara leiden als direkte Folge der Mangelernährung an Kleinwüchsigkeit. Während zu Zeiten anhaltender Dürren das Leid der Bevölkerung extreme Ausmaße erreicht, sind auch in den sogenannten “normalen” Jahren viele Tausend Kinder von Mangelernährung, Kleinwuchs und Muskelschwund betroffen. Mütter aus armen Haushalten müssen häufig wieder auf den Feldern arbeiten, wenn ihre Säuglinge gerade erst ein paar Monate alt sind. Werden Babies nicht ausreichend gestillt, verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand rapide.

Unsere Arbeit in Bahir Dar


Kleines Mädchen in der Kindertagesstätte (Foto: N. Nassar)
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Bahir Dar im Jahr 2000. Heute leiten unsere Sozialzentren ein Familienstärkungsprogramm für die lokale Gemeinde. Das Programm hilft Eltern bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Erweiterung ihrer Kompetenzen, damit sie Selbstvertrauen gewinnen und wirtschaftliche Unabhängigkeit erlangen können, und sichert den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung. Wir bieten Hilfe bei der Einkommensförderung sowie Gesundheitsberatung für Menschen, die an HIV/AIDS leiden, und leisten psychologischen Beistand. Die Sozialzentren bieten auch eine Tagesbetreuung für Kinder erwerbstätiger Eltern. Das übergeordnete Ziel des Programms ist die umfassende Unterstützung von Familien und der Gemeinde, damit Kinder in einer sicheren und betreuten Umgebung aufwachsen und die elterliche Fürsorge nicht verlieren.

Bis zu 120 Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.

Der SOS-Kindergarten in Bahir Dar steht sowohl Kindern aus dem Kinderdorf als auch aus der Gemeinde offen. Dadurch sind die Kinder aus den SOS-Familien bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Später besuchen sie die SOS-Hermann-Gmeiner-Schule, in der etwa 480 SchülerInnen in der Primär- und Sekundarstufe unterrichtet werden.

Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.



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