SOS-Kinderdörfer in Ägypten
Zurzeit gibt es in Ägypten drei SOS-Kinderdörfer, drei SOS-Jugendeinrichtungen, zwei SOS-Kindergärten, eine SOS-Hermann-Gmeiner-Schule und zwei SOS-Sozialzentren.
Sowohl auf politischer als auch auf kultureller Ebene hat Ägypten schon immer eine wichtige Rolle im Nahen Osten gespielt. Massenproteste der Bevölkerung führten im Jahr 2011 zum Beginn einer neuen Ära, als der langjährige Präsident Mubarak zum Rücktritt gezwungen wurde. Trotz des "Arabische Frühlings " bleiben die politischen Unruhen und andere Probleme bestehen. Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor sehr hoch und viele Menschen leiden an sozialer Ausgrenzung und Armut.
Einige Fakten über Ägypten
Mit einer Gesamtbevölkerung von 82 Millionen ist Ägypten eins der bevölkerungsreichsten Länder Afrikas und des Nahen Ostens. Aufgrund seiner antiken Vergangenheit wird Ägypten oft eine intellektuelle und kulturelle Führungsposition in der Region zugesprochen. Im Jahr 1952 führte Präsident Gamal Abdul Nasser die ägyptische Revolution an und läutete eine Ära der Modernisierung, des panarabischen Nationalismus und sozialer Reformen ein.
Während seiner Amtszeit verstaatlichte Ägypten die Betreibergesellschaft des Suezkanals. Im Jahr 1953 rief das Land die Republik aus.
Der langjährige Präsident Hosni Mubarak musste im Jahr 2011 nach landesweiten Protesten der Bevölkerung von seinem Amt zurücktreten. Diese Proteste wurden durch das hohe Armutsniveau, dem Mangel an Chancen und der weit verbreiteten wirtschaftlichen Ungleichheit vor allem unter der Jugend des Landes ausgelöst.
Die Wirtschaft des Landes ist stark diversifiziert. Neben dem Export von Erdöl spielt der Dienstleistungssektor eine zunehmend bedeutende Rolle, da der Tourismus aus Westeuropa vor allem in der Sinai-Region weiterhin boomt. Die jüngsten politischen Unruhen haben jedoch zu einem Rückgang der Zahl der Besucher des Landes geführt.
Hohe Arbeitslosenrate und Korruption lähmen eine stolze Nation
Hunderttausende Ägypter konnten vor dem "Arabischen Frühling" nicht vom wirtschaftlichen Aufschwung des Landes profitieren. Die Situation seither hat sich nicht verbessert. Laut letzten nationalen Statistiken gilt rund ein Viertel der Bevölkerung als arm und kämpft am untersten Ende der sozioökonomischen Leiter ums Überleben. Die überwiegende Mehrheit der Armen lebt in den ländlichen Regionen vor allem im Norden des Landes, wo die Analphabetenrate und die Säuglingssterblichkeit nach wie vor sehr hoch sind. Seit dem Jahr 2000 ist das Einkommensgefälle immer größer geworden, und es gibt große Ungleichheiten in der Bevölkerung.
Viele Menschen leiden an der Arbeitslosigkeit und der Armut. In einem Land, das weltweit für seine glorreiche kulturelle Vergangenheit bekannt ist, können mehr als 30 Prozent der Einwohner weder lesen noch schreiben.
In diesen ungewissen Zeiten müssen die Kinder geschützt werden
Demographisch gesehen ist Ägypten ein recht junges Land; ungefähr 33 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 14 Jahre. Obwohl in den letzten Jahren deutliche Fortschritte zu verzeichnen waren, werden immer noch die Rechte von Millionen von Kindern in Ägypten verletzt. Fast die Hälfte aller Kinder unter 18 Jahren muss mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen. Zirka 13 Prozent der ägyptischen Kinder werden mit Untergewicht geboren. Armen Kindern fehlt es häufig an Bildung und medizinischer Versorgung.
In Ägypten leben 1,7 Millionen Waisenkinder. Viele von ihnen müssen aufgrund ihrer wirtschaftlichen Notlage Zwangsarbeit verrichten. Das ungeregelte Umfeld der Kinderarbeit bedeutet oft lange Arbeitstage und gefährliche Arbeitsbedingungen. In der Baumwollernte zum Beispiel kommt es vor, dass Kinder bei 40 Grad Hitze 11 Stunden pro Tag arbeiten müssen.
Die Zahl der Straßenkinder in Ägypten steigt weiter an. Obwohl es keine genauen offiziellen Angaben gibt, leben schätzungsweise ca. eine Million Kinder in den Straßen der Stadtzentren des Landes, vor allem in Kairo und Alexandria. Die meisten von ihnen betteln oder begehen kleine Diebstähle, um zu überleben. Viele dieser Kinder werden regelmäßig von Erwachsenen sexuell missbraucht oder seelisch misshandelt.
Viele Mädchen werden in Ägypten Opfer von Genitalverstümmelung, die seit ca. 2000 Jahren Tradition und immer noch weit verbreitet ist. Berichten zufolge sind ca. 90 Prozent der Frauen in Ägypten beschnitten worden. Obwohl langsame Fortschritte zu verzeichnen sind, wird sie nach wie vor in weiten Teilen des Landes praktiziert.
SOS-Kinderdorf in Ägypten
SOS-Kinderdorf unterstützt Kinder in Ägypten seit den 70er Jahren. Das erste SOS-Kinderdorf wurde Ende 1976 in Nasr City eröffnet. Nur ein Jahr später wurde der national ägyptische SOS-Kinderdorf-Verein offiziell gegründet. Im Jahr 1994 startete unsere Organisation ein SOS-Nothilfeprogramm,um den Tausenden, die ihr Zuhause wegen der massiven Überflutungen verloren haben, zu helfen.
Im Sommer 2003 wurde ein gemeinsames Projekt mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) durchgeführt, um minderjährigen Flüchtlingen aus verschiedenen anderen afrikanischen Kriegsgebieten zu helfen. Ende 2004 rief unsere Organisation ein SOS-Familienstärkungsprogramm ins Leben, um vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern das Aufwachsen in einer liebevollen familiären Umgebung zu ermöglichen.
Derzeit unterstützt SOS-Kinderdorf Kinder und Jugendliche in Ägypten an landesweit drei verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, Schulen und medizinische Zentren. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.