Lebenswege

"Die Schule ist kein Wohlfühlort"

Die 17-jährige Maria ist Schulsprecherin und kandidiert aktuell für die Landesschüler*innen-Vertretung in Wien. Wir haben mit der engagierten jungen Frau über die Belastungen junger Menschen während Corona gesprochen und über ihre Visionen für die Schule von morgen! 

Maria ist so ein Mensch, der dich nach dem ersten Treffen total beeindruckt zurücklässt. Und zwar mit so einem Gefühl von: Ja, es gibt Hoffnung für die nächste Generation, wenn Menschen wie Maria dabei etwas zu sagen haben. Maria ist aktiv in der Schulpolitik. Sie ist Schulsprecherin an ihrer Schule und stellt sich in Kürze der Wahl zur Landesschüler*innenvertretung in Wien. 

Endlich wieder ins Kaffeehaus! Die langen Schulschließungen hätten junge Menschen zusätzlich belastet, meint Maria. 

Der Druck steigt

„Man darf nicht vergessen, psychische Belastungen gab es für uns Jugendliche schon vor der Pandemie. Jetzt sieht man das halt noch besser und merkt: Der Jugend geht es momentan einfach nicht so gut.“ Unrealistische Vorbilder auf den sozialen Medien seien dabei nur ein Faktor. Maria macht sich auch Gedanken über schulischen und gesellschaftlichen Stress, Klimapolitik und eine unsichere Zukunft im Allgemeinen.

Die Corona Zeit hat das alles noch verschärft: „Ich merke auch in meinem eigenen Freundeskreis: der Druck ist enorm. Dass wir jetzt zu Hause sitzen mussten und uns um unsere eigene Schulbildung und alles selbst kümmern mussten, war eine große Herausforderung. Aber das ist nicht alles: dass wir unsere Freunde und Freundinnen nicht sehen konnten, dass wir uns nicht ins Kaffeehaus setzen konnten, uns gegenseitig unterstützen konnten, das war eben noch eine große zusätzliche Belastung."

Die Ups and Downs des Distance Learnings

Ihre persönliche Distance Learning Erfahrung beschreibt Maria als „Achterbahnfahrt“. „Im Vergleich zu anderen ging es mir, glaube ich, relativ gut, es war trotzdem nicht alles rosa. Manchmal gab es halt Momente, wo einfach die Motivation weg war: denn es war nie ein Ende in Sicht. Manchmal wurde zwar versprochen, in zwei Wochen seid ihr wieder in der Schule und dann waren es doch wieder drei Wochen länger Zuhause.“

An der Schule hat sie am meisten die Klassengemeinschaft und ihr Freundinnen und Freunde vermisst. Denn die Schule als solche, war leider schon vor Corona kein wirklicher Wohlfühlort. Als Schulsprecherin hat Maria einige Vorschläge, was sich hier ändern sollte:

„Ich sehe viele Dinge, die sich an der Schule verbessern müssten. Etwa, dass wir so wenig Mitbestimmungsrecht in der Unterrichtsgestaltung haben. Ein Thema ist auch, dass es gerade unter den aktuellen Belastungen, viel zu wenig Schulpsychologinnen und -psychologen gibt. Psychische Probleme sind immer noch Tabu-Themen. Es wird immer angenommen, dass die Lehrerinnen und Lehrer es bemerken würden, wenn jemand Hilfe braucht, aber das ist ja kein gebrochenes Bein, wo man sieht, jemandem geht es nicht gut.“

Ein weiteres Thema, dass Maria schulpolitisch am Herzen liegt ist soziale Gerechtigkeit: „In der Schule treffen ja viele unterschiedliche Gesellschaftsschichten zusammen. Nicht jede Person kann sich aber Nachhilfe leisten, Sprachreisen und Projektwochen, da müsste es in Österreich viel mehr Unterstützungsmöglichkeiten geben.“

Die Schule soll für alle da sein! Maria setzt sich in der Schulpolitik dafür ein, dass aus der Schule ein Wohlfühlort wird. 

 

Klimakrise und Zukunftsangst

Neben der Schule sind es auch düstere Zukunfstperspektiven, die jungen Menschen sorgen bereiten. „Wir sind in einem Alter, in dem wir herausfinden sollten, was wir später machen wollen. Da gibt es auch einen großen gesellschaftlichen Druck. Die Klimakrise ist nur eine zusätzliche Unbekannte, mit der wir uns auseinandersetzen müssen.“

Ein Perspektivenjahr, wie es von SOS-Kinderdorf vorgeschlagen wird, hält Maria für eine gute Idee:

„Unser Weg ist eigentlich so vorgeschrieben: du hast in die Schule zu gehen, danach musst du studieren oder gleich arbeiten… und woher sollte ich eigentlich wissen, was ich tun möchte? Natürlich kann ich mich dazu einmal quer durchs Internet googlen, aber das ist nicht dasselbe, wie eigene Erfahrungen zu machen.“

 

Auf uns Jugendliche wird nie gehört

Junge Menschen wie Maria haben einiges zu sagen, leider fühlen sie sich oft nicht gehört: „Manchmal lädt man uns in einer Berater*innen-Rolle ein, nur um dann doch wieder nicht auf uns zu hören. Wir sind ja bloß die Generation, die ständig auf Social Media abhängt, und die eigentlich nix zu sagen hat. So wird das von alten Menschen gern dargestellt. Was ja überhaupt nicht stimmt: auch in der Schule sehe ich viele junge Menschen die etwas verändern wollen.“

 

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