„Es ist ohne Zweifel höchst an der Zeit den Mutter-Kind-Pass zu überarbeiten. Seit Jahren wird von der jeweiligen Regierung die Weiterentwicklung versprochen, bis dato ohne Ergebnis“, so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf anlässlich der Androhung der Vertragskündigung durch die Ärztekammer in einigen Bundesländern. „Besonders für die Zeit nach der Geburt braucht es dringend mehr Angebote an Frühen Hilfen und zur Elternbildung. Wie bei jeder Prävention gilt auch hier, dass sich Investitionen in die Vorsorge auszahlen. Probleme werden frühzeitig erkannt und können behandelt werden. Hier zu sparen ist unsinnig und den betroffenen Kindern gegenüber vollkommen verantwortungslos“, sagt Moser.
Der Protest der Ärztekammer sei bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Aber: „Es kann keine Option sein, gerade in Zeiten einer enormen Teuerungswelle, für tausende Familien Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nicht mehr leistbar zu machen. Diese wichtigen Untersuchungen kosten mind. 100,- Euro pro Termin. Das ist für viele junge Familien nicht zu stemmen“ stellt Moser klar. Familien mit geringem Einkommen würden die Untersuchungen dann gar nicht machen. „Somit würde die Zwei-Klassen-Medizin dann schon vor der Geburt beginnen. Das wäre eine Bankrotterklärung des öffentlichen Gesundheitssystems und nicht zu akzeptieren“, so Moser weiter.
Einige Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen sind in Österreich zudem Voraussetzung für den Bezug des Kinderbetreuungsgeldes. „In der aktuell finanziell fordernden Phase sind Familien auf diese Unterstützung angewiesen. Es braucht also rasch eine Lösung. Notfalls müssten 100% der vorab privat bezahlten Arzt-Rechnungen ersetzt werden. Alles andere verstößt eindeutig gegen das verfassungsmäßig garantierte Kinderrecht auf bestmögliche Entwicklung und Gesundheit“, stellt Moser klar.