Partizipation – 25.05.18

Kinder & Jugendliche entwickeln das SOS-Kinderdorf

Beteiligung ist ein wichtiges Qualitätskriterium in den Angeboten von SOS-Kinderdorf. Seit nun bereits zwei Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit einer neuen Form der Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in die Qualitätsentwicklung.

Im Rahmen einer professionellen Peerevaluation bekommt die Perspektive der Kinder und Jugendlichen einen besonderen Stellenwert. Im Mittelpunkt stehen ihre Sicht, ihre Bedürfnisse, ihre Kritikpunkte - direkt und unverfälscht. Ziel ist es, von den Kindern und Jugendlichen zu erfahren, was für sie Qualität ausmacht.
 

Austausch auf Augenhöhe

Dafür werden mit den Kindern und Jugendlichen zunächst Fragebögen mit den für sie wichtigen Fragen und Themen erarbeitet. Eigens dafür geschulte Jugendliche aus dem SOS-Kinderdorf besuchen dann die verschiedenen Standorte und befragen dort andere Kinder und Jugendliche. Diese freuen sich nicht nur über den Besuch, sie schätzen auch besonders den Austausch auf Augenhöhe und den geschützten Rahmen, in dem die Befragungen stattfinden.

Die Ergebnisse werden anschließend ausgewertet und fließen in die Weiterentwicklung von SOS-Kinderdorf ein. Wichtiger Nebeneffekt: Die Kinder und Jugendlichen werden durch diese Erfahrungen in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt.

 

Durch partizipative Angebote erfahren die jungen Menschen, dass ihr Mittun Veränderung bewirken kann. Ihre sozialen Fähigkeiten und ihr Engagement werden gefördert.

 

Warum der 17jährige Achim mitmacht

Achim, einer der geschulten Jugendlichen, ist in Begleitung eines Erwachsenen mit seinen Fragebögen schon quer durch die Region Süd gereist. "Ich hab mit Hermann und den Kindern Fragebögen erarbeitet, so simpel, genau und objektiv wie möglich. Da kamen so Fragen auf, an wen soll ich mich wenden, wenn ich Probleme habe, hab ich genügend Privatsphäre, kann ich mit den Betreuern persönliches besprechen, ohne dass es weitererzählt wird, wird an meinem Zimmer angeklopft, wenn wer zu mir will, beschäftigen sich die Erwachsenen genügend mit mir in der Freizeit oder wieviel Rückzugsort habe ich." Achim ist seit sieben Jahren im Kinderdorf und findet, dass früher zu wenig gefragt wurde. Das war auch seine Motivation bei diesem "coolen Projekt" mitzumachen.

 


Ich habe Kinder und Jugendliche erlebt, die sehr kompetent und gut formulieren können, was sie wollen bzw., was sie nicht wollen, was sie stört und was ihnen in der Betreuung bei SOS-Kinderdorf wichtig ist.

Hermann Brunnhofer
nueva-Projektbegleitung


Hermann Brunnhofer hat von Anfang an die Umsetzung des Pilotprojektes begleitet: "Ich habe Kinder und Jugendliche erlebt, die sehr kompetent und gut formulieren können, was sie wollen bzw., was sie nicht wollen, was sie stört und was ihnen in der Betreuung bei SOS-Kinderdorf wichtig ist. Sie haben sich mit viel Spaß und Interesse an den Fragebogen-Workshops beteiligt, deren Ergebnis Fragen zu sechs Themenfeldern waren, die für sie in der Betreuung von Bedeutung sind: Umgang miteinander, Privatsphäre, Beteiligung und Selbstbestimmung, Hilfe und Unterstützung, Sicherheit und Zufriedenheit."

 

Derzeit leben 903 Jugendliche bei SOS-Kinderdorf, 47 Jugendliche sind im Rahmen von Arbeitsprojekten mit SOS-Kinderdorf in Verbindung.

 


Die bisherigen Erfahrungen aller Beteiligten im Pilotprojekt und die Ergebnisse sind großartig und wichtig: Für die Kinder und Jugendlichen selbst, für die MitarbeiterInnen und die Weiterentwicklung unserer Angebote und Standorte und schlussendlich: für die gesamte Organisation.

Susanne Maurer-Aldrian
Geschäftsleiterin SOS-Kinderdorf

 

"In punkto Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen könnte ich auch sagen, ich weiß eh, was ihnen wichtig ist, ich red ja jeden Tag mit ihnen", so Susanne Maurer-Aldrian weiter. "Eine professionelle Peerevaluierung bringt aber doch auch einige Ahas ans Tageslicht. Ganz klare Aussagen tätigen die Mädchen und Burschen zum Beispiel zum Thema Schule: Sie wünschen sich mehr Unterstützung von uns bei den Hausaufgaben und beim Lernen. In Moosburg haben wir sofort darauf reagiert und zusätzlich einen erfahrenen Mitarbeiter in der Lernbetreuung eingestellt."