27.05.19
Mein neuer Partner, meine Kinder und ich.
Wenn nach einer Trennung ein neuer Partner oder eine neue Partnerin in das Leben von Mama oder Papa tritt, macht das das Familienleben nicht unbedingt leichter. Was braucht es, um einen guten Grundstein für eine gelungene Patchwork-Familie zu legen? Und wieso ist es für Kinder nicht unbedingt entscheidend, wer die neue Begleitung an der Seite von Mama oder Papa ist? Dieser Beitrag gibt Tipps für einen guten Start mit Kindern und neuer Beziehung.
Das erste Treffen
Jedes Kind ist unterschiedlich. In der Regel brauchen Kinder aber Zeit, sich auf neue, insbesondere erwachsene Menschen einzulassen. Der erste Berührungspunkt sollte darum zeitlich begrenzt sein – zum Beispiel auf zwei oder drei Stunden. Am besten findet das erste Treffen auf neutralem Boden statt oder an einem Ort, den das Kind kennt. Zum Beispiel im Zoo oder am Lieblingsspielplatz des Kindes. Wenn erste Kontakte geknüpft sind, können Zeiten und Intensität der Treffen ausgedehnt werden.
Erlebnisse teilen
Beziehung entsteht nicht automatisch, also nicht einfach, weil Mama den Peter nun als neuen Freund vorstellt. Sie muss wachsen. Gemeinsame Erlebnisse und die damit verbundenen Erinnerungen bilden und stärken Beziehungen. Daher ist es ganz wichtig, diese Erfahrungen zu ermöglichen. Versuchen Sie Aktivitäten zu finden, die allen Spaß machen. Das müssen keine teuren Abenteuer-Ausflüge sein. Oft reicht gemeinsames Eis essen, um sich besser kennenzulernen. Oder das Interesse für die gleiche Sportart oder Serie.
Zeit geben
Wenn Ihr Kind nicht sofort Zugang zum neuen Partner oder der neuen Partnerin findet, ist das völlig normal. Viele Kinder brauchen einfach etwas Zeit, um Unsicherheiten oder Ängste abzubauen. Zeigen Sie Geduld und seien Sie nicht enttäuscht. Mehrere gemeinsame Aktivitäten können helfen, um sich besser kennenzulernen und vertrauter miteinander zu werden.
Nichts überstürzen
Kinder brauchen ihren sicheren Hafen, ihren Rückzugsort und ihre gewohnten Abläufe. Oft sehen sie sich durch Menschen, die sie nicht kennen und mit denen sie nichts verbindet, gefährdet. Wenn der neue Partner oder die neue Partnerin direkt in die Wohnung einzieht, in der auch das Kind lebt, ist Streit unausweichlich. Schritte, die den Alltag des Kindes stark beeinflussen, sind darum gut zu überlegen. Wenn es dann soweit ist, sollten Sie Ihre Kinder in die Planung miteinbeziehen und die bevorstehenden Änderungen gemeinsam besprechen.
Namenswahl lassen
Drängen Sie Ihr Kind nicht, für den neuen Partner oder die neue Partnerin Formen von „Papa“ oder „Mama“ (Stiefmama, Peter-Papa, Mami-Tina, etc.) zu verwenden. Das führt zur Verwirrung des Kindes und kann schwere Konflikte im Kind auslösen. Nennen Sie den Partner oder die Partnerin einfach beim Vornamen, wenn Sie über ihn oder sie reden und überlassen Sie dem Kind die Wahl, mit welcher Bezeichnung es sich wohlfühlt.
Erwartungen anpassen
Es kann sein, dass zwischen Ihrem Kind und der neuen Person in Ihrem Leben keine innige Bindung entsteht. Auch wenn Sie sich das vielleicht anderes gewünscht hätten, muss es kein Problem sein. Wichtig ist, dass sich alle respektieren und wertschätzen. Erklären Sie Ihrem Kind, warum Ihr Partner oder Ihre Partnerin wichtig für Sie ist und dass diese neue Bindung keinen Einfluss auf Ihre Liebe zu Ihrem Kind hat.
Verantwortung übernehmen
Wenn es Eltern gut geht, geht es auch den Kindern besser. Das vergessen Eltern oft, wenn sie versuchen, ihr Handeln ganz und gar nach ihren Kindern zu orientieren. Manchmal ist es eben auch wichtig, dass Eltern auf sich selbst achten. Bei der Wahl des Partners oder Partnerin ist das ganz klar der Fall. Diese Wahl treffen die Erwachsenen. Kinder können nicht entscheiden, ob jemand gut für Mama oder Papa ist und sollten nicht mit dieser Verantwortung konfrontiert werden. Für Eltern ist es außerdem wichtig, ihr eigenes Wohlbefinden nicht (nur) von den Kindern abhängig zu machen.
Jede Familie ist anders. In welcher Konstellation Familienmitglieder zusammenleben und wie sie ihren Alltag gestalten, ist bunt und vielfältig. Und solange sich alle wohlfühlen, ist alles erlaubt. Viel zu oft orientiert man sich an vermeintlichen Normen und vergisst dabei auf die eigenen Bedürfnisse. Dabei gibt es viele unterschiedliche Wege zum Patchwork-Glück.