Um Sparziele zu erreichen, hat die Hausgemeinschaft zudem einen „Trick“ auf Lager: die Taschengeldbox. Im Betreuerzimmer befindet sich ein verschließbarer Schrank, quasi die „Hausbank“. Die Betreuerin nimmt Erspartes der Kinder entgegen und verwahrt es für sie. So ist das Geld doppelt sicher: vor Fremden und vor einem selbst. Julia hat sich das Taschengeld für den nächsten Monat genau eingeteilt. Von ihren 45 Euro werden gleich 25 Euro für ihr großes Sparziel, den Mopedführerschein, abgeschöpft. Die restlichen 20 Euro will sie am Bankomat beheben und während des Monats verbrauchen.
Allmonatlich wird ein Hausparlament abgehalten. Neben der offengelegten Monatsbilanz diskutiert die Gemeinschaft verschiedene Probleme und die Kinder tragen ihre Wünsche vor. Größere Anschaffungen oder Ausflüge, Reisen und Urlaube werden demokratisch entschieden. „Im Sommer haben wir Netflix ausprobiert. Wir sind mit Gutscheinkarten gestartet. Dann hat sich gezeigt, dass ein Abo für alle das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist“, zeigt Schranz beispielhaft auf. „Anschaffungen wie etwa der Wunsch nach einer eigenen Rodel werden den Betreuer*innen zugetragen. Die Teamsitzung berät dann die Möglichkeit eines Kaufs. Je nach Höhe einer außertourlichen Ausgabe kann es auch sein, dass das Kind einen Teil seiner Ersparnisse dazu beisteuert und wir den Rest. So tragen beide Seiten etwas bei.“
Ebenfalls ein Fall fürs Hausparlament: die Freizeitplanung. „Welche Ausflüge wollen wir machen? Wie viel kosten diese? Und wie lange müssen wir dafür sparen?“, gewährt die Pädagogin Einblick. Gleich mehrere „Hausurlaube“ konnten so 2022 gemacht werden. Diese sind heuer als Zelturlaube recht kostengünstig ausgefallen. „Einer unserer Jungs hat sich aber zum Beispiel Paris in den Kopf gesetzt“, erzählt Schranz: „Wir nehmen solche Wünsche ernst und überlegen gemeinsam, wie so eine Reise zu finanzieren ist. Was kann der Jugendliche selbst beitragen, was wir?“
Wenn es um Ausbildungen, Nachhilfe oder Therapien geht, kann auf ein eigenes Budget zugegriffen werden. „Speziell was Gesundheit und Bildung betrifft, darf kein Kind zu kurz kommen“, unterstreicht Schranz. Susanne, Julia und Lara sind mit der Höhe ihres Taschengeldes zufrieden. Es wird von allen Kids als „locker ausreichend“ bezeichnet. Julia will allerdings rasch mit der Schule fertig werden, um bald selbst ihr eigenes Geld verdienen zu können. Denn nach dem Mopedführerschein wäre dann noch ein Moped fällig.
Thomas Parth ist Journalist bei der „Tiroler Tageszeitung“ und dort in der Lokalredaktion in Imst tätig.