Christian Moser
Österreich – 12.09.18

SOS-Kinderdorf zur Abschiebung von Lehrlingen

Jeder sollte die Möglichkeit haben etwas zu lernen und sich zu entfalten. Die Abschiebung von Lehrlingen ist für Geschäftsführer Christian Moser "weder menschlich noch wirtschaftlich nachvollziehbar".

"Dass die Regierung nun – anders als angekündigt – auch junge Asylwerber, die bereits eine Lehrstelle haben, abschieben will, ist nicht nachvollziehbar", sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. Moser spricht sich für die Beibehaltung der Lehre für Asylsuchende in Mangelberufen aus.


Denn es ist eine Tatsache, dass Asylverfahren durchschnittlich mehrere Jahre dauern. Wir zwingen also junge Menschen jahrelang zum Nichtstun – damit ist niemandem geholfen. Im Gegenteil, es schafft neue Probleme.

Christian Moser
Geschäftsführer SOS-Kinderdorf

 

Letzte Bildungsmöglichkeit genommen

Bereits jetzt haben geflüchtete Jugendliche keinen Anspruch auf eine Schulbildung nach Beendigung der Schulpflicht. Die einzige rechtlich abgesicherte Fortbildungsmöglichkeit war bisher eine Lehre in einem Mangelberuf. "Jetzt wird ihnen auch diese Möglichkeit genommen – das halte ich für eine Fehlentscheidung", so Moser.

Jedes Kind und jeder Jugendliche brauche die Möglichkeit, etwas zu lernen und sich zu entfalten. "Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass junge Menschen sich nützlich machen, etwas lernen, sich in die Gesellschaft integrieren wollen", so Moser. Ein Leben in der Warteschleife sei gerade für junge Menschen schwer zu ertragen "und bereitet den Boden für Depression, Perspektivenlosigkeit und Kriminalität." 

Dass sich die Regierung nun bei der Lehre für junge Asylwerber auf den gesetzlichen Rahmen beruft, bezeichnet Moser als "ebenfalls schwer nachvollziehbar". "Denn wenn die Regierung an einer Lösung interessiert wäre, dann wäre das auch zu bewerkstelligen – mit einer neuen gesetzlichen Grundlage", so Moser abschließend.