SOS-Nothilfe – 07.02.24

Erdbeben in Syrien: Ein Jahr später

Am 6. Februar erschütterten mehrere Erdbeben Syrien. Tausende Menschen starben unter den Trümmern, mindestens fünf Millionen verloren ihr Zuhause. Ein Jahr später ist der Alltag nur teilweise zurückgekehrt, Nothilfe-Maßnahmen gehen weiter und die psychische Belastung ist groß.

Wenn Omniya* die Augen schließt, kommen sofort wieder die Erinnerungen an den Tag des Erdbebens hoch. Sie fühlt dieselbe Angst, die sie auch in jener Nacht hatte, als der Boden unter ihren Füßen zitterte. „Ich bin von dem Lärm und den Schreien der Menschen aus dem Schlaf hochgeschreckt“, flüstert sie mit brüchiger Stimme. „Alles bebte heftig, die Möbel wackelten, Schränke und Regale fielen um. Wir rannten so schnell wie möglich nach draußen.“ Omniya wohnte mit ihren vier Kindern und ihrem Mann im vierten Stock eines Mehrfamilienhauses in Aleppo. So wie tausende Menschen in ihrer Stadt hat auch ihre Familie ihr Zuhause verloren. 

 

Mitarbeitende von SOS-Kinderdorf beraten Omniya (dritte Person von links) und ihre Familie nach dem Erdbeben.
 

Neues Zuhause zwischen Trümmern 

Nach der Katastrophe hat SOS-Kinderdorf in Syrien in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Freiwilligen ein Nothilfeprogramm gestartet, um Kindern und Familien vor Ort beizustehen - akut und langfristig. Es wurden Neugeborenen-Pakete, Nothilfe-Sets, Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel verteilt. Auch Omniyas Familie wurde zunächst mit dem Nötigsten versorgt. Der erste wichtigste Schritt in der Hilfe nach traumatischen Ereignissen ist es, die betroffenen Menschen in Sicherheit zu bringen. Viele Menschen waren nach dem Beben in Schulen untergebracht worden, die als Notunterkünfte fungierten. SOS-Kinderdorf stellte finanzielle Unterstützung für Familien bereit, die alles verloren hatten, und half bei der Suche nach neuen Unterkünften. So konnte erreicht werden, dass auch Omniya gemeinsam mit ihrer sechsköpfigen Familie inzwischen in ein neues Haus einziehen konnte. SOS-Kinderdorf finanziert die Wassertanks und Batterien für die Familie, da Strom- und Wasserversorgung in Aleppo immer wieder zum Erliegen kommen. 

 

Familien haben alles verloren: Kleidung, Nahrung und Medikamente wurden dringend benötigt.

 

Ängste statt Alltag 

Mit der Wiedereröffnung der Schulen kehrte wieder ein bisschen Normalität nach Aleppo zurück. Doch auch ein Jahr später sitzt der Schock bei den Einheimischen immer noch tief, besonders bei Omniyas Sohn Mohammed. Seit dem Erdbeben leidet er unter Angstzuständen. „Er will weder auf offener Straße laufen noch draußen spielen“, erzählt seine Mutter. „Ein Lebensmittelgeschäft kann er nicht mehr ohne Angst betreten, er traut sich einfach nicht hinein.“ Wie Mohammed geht es zahlreichen Menschen in Syrien, sie leiden heute noch an posttraumatischen Stresssymptomen, Ängsten und Trauer. SOS-Kinderdorf bietet psychologische Unterstützung, damit Betroffene die traumatischen Erlebnisse aufarbeiten können. Auch Omniya kann die Katastrophe nicht vergessen, die Erinnerung an die Nacht des Bebens ist fest in ihrem Kopf verankert. Trotzdem gibt sie die Hoffnung nicht auf. Die Mutter glaubt fest daran, dass diese Erinnerung langsam, aber sicher verblasst, und die Familie das Erlebte irgendwann hinter sich lassen kann.  


Ein Lebensmittelgeschäft kann er nicht mehr ohne Angst betreten, er traut sich einfach nicht hinein.“

Omniya
Mutter aus Syrien

 

Familien werden nicht im Stich gelassen 

Die Unterstützung von SOS-Kinderdorf richtet sich über insgesamt drei Jahre an rund 25.000 Menschen in und um Aleppo. Auch nach der Krise, wenn die mediale Aufmerksamkeit abnimmt, bleiben die Mitarbeitenden vor Ort. Sie leisten beim Wiederaufbau langfristige Hilfe, damit Familien sich stabilisieren und in dieser herausfordernden Situation nicht auf sich allein gestellt sind.  

 

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*Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert.