Tsunami: 10 Jahre danach

Tsunami: 10 Jahre danach

Nach der Welle kommt die Zuversicht.

Ein vom Tsunami zerstörtes Gebäude in Meulaboh/Indonesien. Foto: E. Wray

Als am 2. Weihnachtsfeiertag 2004 der Tsunami im Indischen Ozean wütete, starben 230.000  Menschen. Die Flutwellen zerstörten ganze Uferstriche und rissen komplette Dörfer mit sich. Dank ihrer langjährigen Präsenz in allen betroffenen Ländern hat SOS-Kinderdorf schnelle und umfassende Hilfe geleistet. Bald nach der Katastrophe rief SOS eine Vielzahl von Projekten ins Leben, die betroffenen Kindern helfen und Familien befähigen sollten, wieder ein eigenständiges Leben zu führen. Viele Kinder haben inzwischen ein neues Zuhause gefunden, Männer und Frauen, die ihren Partner verloren hatten, können für ihre Kinder sorgen, Fischer sind wieder in der Lage, ihre Familien zu ernähren. Und noch immer, 10 Jahre nach der Katastrophe, steht SOS Kindern und ihren Familien bei.
 

Bilanz der SOS-Tsunami-Hilfe – ein Überblick

Auch in Indien raubte der Tsunami unzähligen Kindern ihre Familien. Foto: F.A. Firoz

Unmittelbar nach der Katastrophe startete  SOS-Kinderdorf dank der Unterstützung unzähliger Spender das größte Nothilfe- und Wiederaufbauprogramm ihrer Geschichte. SOS konnte den Kindern und Familien in den Tsunami-Gebieten nachhaltig helfen - mit Sofortmaßnahmen und langfristigen Projekten in Indien, Indonesien, Sri Lanka und Thailand. Siddhartha Kaul, Präsident von SOS-Kinderdorf International: „ SOS-Kinderdorf war von Anfang an Teil des Heilungsprozesses. Unsere Nothilfemaßnahmen waren lebenswichtig für viele Menschen, um wieder Vertrauen ins Leben zu gewinnen, wenn auch der Schrecken des Tsunami immer noch in ihren Köpfen ist und noch lange bleiben wird.”
 

Soforthilfe

  • Nothilfe-Aktionen: SOS-Mitarbeiter verteilten Nothilfe-Pakete. Familien erhielten Unterstützung durch Nahrungsmittel, Kleidung, Schulmaterialien und Startgelder zum Wiederaufbau der Existenz. SOS-Kinderdorf haben 4.500 Familien mit insgesamt 23.000 Kindern und Erwachsenen unterstützt und 850 unbegleitete Kinder betreut.
  • Kindertagesstätten: Aufbau von Trauma-, Schutz- und Aktivitätszentren für Kinder im Katastrophengebiet. In elf Tagesstätten betreuten SOS-Mitarbeiter insgesamt 1.800 Kinder.
  • Fischerboote: SOS-Kinderdorf haben insgesamt 343 Fischerboote für 1.120 Familien zur Verfügung gestellt, wobei sich durchschnittlich vier bis fünf Familien ein Boot teilen.

Wiederaufbau

  • Im neuen Zuhause im SOS-Kinderdorf Medan/Indonesien. Foto: E. Wray
    Notunterkünfte für 274 Familien, insgesamt rund 1.370 Menschen
  • Wohnhäuser: An 15 Standorten hat SOS-Kinderdorf 2.232 Wohnhäuser für 11.079 Menschen errichtet.
  • 18 Mehrzweckzentren: Errichtung von Gemeindezentren mit Kindergärten, medizinischer Versorgung, Erwachsenenfortbildung, Familienhilfe. Die Zentren werden auch künftig Schutz bei Überschwemmungen bieten.
  • Zwei Schulen: Bau einer Grundschule in Thailand und Wiederaufbau einer staatlichen Sekundarschule in Sri Lanka

SOS-Kinderdörfer und SOS-Einrichtungen

  • Sechs neue SOS-Kinderdörfer: Zwei Dörfer wurden in Indien errichtet (Pondicherry und Nagapattinam), drei in Indonesien (Medan, Meulaboh und Banda Aceh ) und eines in Thailand (Phuket). Bis zu 840 Kinder finden dort seitdem ein neues Zuhause. Zu den Kinderdörfern gehören auch Kindergärten, Jugendeinrichtungen und Berufsbildungszentren. Das ursprünglich geplante SOS-Kinderdorf an der Ostküste von Sri Lanka konnte wegen des  Bürgerkriegs leider nicht realisiert werden.
  • SOS-Sozialzentren und SOS-Familienhilfe: Unterstützung bedürftiger Familien, Erwachsenenbildung, Tagesbetreuung und medizinische Betreuung von Kindern. Drei SOS-Sozialzentren (zwei in Sri Lanka, eins in Indien) und  acht Familienhilfsprogramme (drei in Indonesien, drei in Indien, zwei in Sri Lanka) stehen den Menschen auf lange Sicht zur Seite.

 

Was braucht ein Kind um heute glücklich aufwachsen zu können?Der Wiederaufbau nach schweren Naturkatastrophen dauert Jahre. Bitte helfen Sie uns helfen - spenden Sie jetzt für unsere Nothilfeprojekte!
 

 JetztSpenden

 

 

„Andere Hilfsorganisationen sind längst weg“

 

Ein "SOS-Haus" für eine Familie in Banda Aceh/Indonesien. Foto: E. Wray

Wie viel Leid der Tsunami den Menschen in den betroffenen Ländern gebracht hat und wie SOS ihnen erneut die Kraft gab, weiterzumachen, erzählen folgende drei Geschichten. 

Indien: Zuhause an einem sicheren Ort

Das Dorf Puthupettai in Indien wurde vom Tsunami komplett zerstört. Der Fischer Jagadisha verlor seinen dreijährigen Sohn. Seine schwangere Frau wurde gerettet, drei Monate später brachte sie ein Mädchen zur Welt. Heute wohnt die Familie in einem der 178 Häuser, die SOS in Puthupettai neu gebaut hat. Sie stehen weit genug vom Meer entfernt in einer sicheren Gegend. Jagadishas Tochter, heute zehn Jahre alt, hat dank SOS die Chance, zur Schule zu gehen, so wie ihre jüngeren Brüder, die alle nach dem Tsunami geboren wurden. 

Indonesien: Seite an Seite mit SOS

Zainudin verlor durch den Tsunami seine Frau, seine beiden Söhne, seine Eltern und einen  Bruder. Als Gemeindevorstand des Dorfes Suak Ray hatte er jedoch wenig Zeit zu trauern. Stattdessen kümmerte er sich um andere: Mütter, die ihre toten Kinder beklagten, Familien, die hungerten. Die Aufgaben wuchsen ihm über den Kopf. Dann trat SOS an seine Seite, baute neue Häuser, eine Klinik und eine temporäre Schule. „Andere Hilfsorganisationen sind längst wieder weg. SOS bleibt und lässt die Menschen auch heute nicht allein!“, sagt Zainudin voll Anerkennung. Die Menschen in seinem Dorf Suak Ray bedanken sich auf ihre Weise: Wann immer möglich, bringen die Bewohner Lebensmittel- und Sachspenden zum neugebauten SOS-Kinderdorf Meulaboh.

Sri Lanka: Geld für den Neubeginn

Mädchen während des Unterrichts im SOS-Sozialzentrum in Kayankerni/Sri Lanka. Foto: R. de Silva

Um den Wiederaufbau zu fördern, unterstützte SOS Tsunami-Opfer auch finanziell. Für viele Menschen war das der Wendepunkt, so auch für Dhayanidhi Poonayi, der nach dem Tsunami vor dem Nichts stand. „Meine Kinder mussten damals ihre Ausbildung unterbrechen“, erzählt er. Mit dem Geld baute er einen kleinen Lebensmittelladen auf. Der 50-Jährige besitzt inzwischen ein Motorrad und eine Kuh – und seine Kinder konnten ihre Ausbildung fortsetzen.