Weltflüchtlingstag – 19.06.23

Kindsein macht keine Pause!

SOS-Kinderdorf und ZOOM Kindermuseum eröffnen Installation mit Kinderzeichnungen und machen darauf aufmerksam, was geflüchtete Kinder brauchen und wo es in Österreich dringenden Handlungsbedarf gibt.

„Geflüchtete Kinder und Jugendliche werden immer noch anders behandelt als österreichische bzw. einheimische Kinder. Sie werden immer wieder im Aufwachsen und in ihrem Alltag massiv benachteiligt und es bleiben ihnen Kinderrechte verwehrt“, so Birgit Schatz, Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf. Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni appelliert die Kinderschutzorganisation einmal mehr an die Politik, die notwendigen Rahmenbedingungen für geflüchtete Kinder zu schaffen. Sofort nach der Ankunft in Österreich, bei ihrer Unterbringung, bei der Bildung und Förderung sowie bei der psychosozialen Versorgung.
 

Die Welt durch Kinderaugen

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, werden ab 16. Juni im Schaufenster des ZOOM Kindermuseum im Wiener Museumsquartier bewegende Zeichnungen von geflüchteten Kindern aus der Ukraine ausgestellt. „Kunst, Zeichnen und Basteln kann ein wichtiger Teil von Traumabewältigung sein. Wo immer Kinder den Raum bekommen, sich zu entfalten und sie selbst zu sein, beginnen sie zu spielen, zu basteln und zu malen. So entstanden in der Betreuung von ukrainischen Kindern im letzten Jahr hunderte Kunstwerke, in denen Kinder ihre Erlebnisse verarbeiten konnten und die unter anderem ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen widerspiegeln“, erklärt Schatz.

„Im ZOOM Kindermuseum sind alle Kinder und Jugendlichen, egal woher sie kommen, welche Muttersprache sie sprechen und wo sie leben, herzlich willkommen. Im ZOOM Schaufenster zum Fürstenhof des MQ Wiens können Kinder und Jugendliche regelmäßig ihrer Stimme Ausdruck verleihen. Anlässlich des Weltflüchtlingstags erklären wir uns in Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf mit geflohenen Kindern und ihren Familien solidarisch. Was brauchen Kinder nach der Flucht? Wie können sie weiter Kind sein? Diese Fragen richten sich an uns alle“, so Andrea Zsutty, Direktorin des ZOOM Kindermuseum.

 

Schutz und Unterstützung für alle Kinder

„Für Kinder sind traumatische Erlebnisse wie Krieg und Flucht besonders prekär. Denn sie befinden sich mitten in ihrer Entwicklung – und die macht keine Pause“, so Schatz. Seit Langem kritisiert SOS-Kinderdorf, dass geflüchtete junge Menschen nicht gleichwertig betreut und unterstützt werden wie einheimische Kinder. „Derzeit befinden sich über 600 junge Geflüchtete in Großquartieren. Das ist kein guter, stabilisierender Ort für sie und ein kinderrechtliches Versagen. Wir fordern die Politik auf, endlich eine Gleichstellung aller Kinder und Jugendlichen in Österreich umzusetzen. Vor allem junge Menschen, die ohne ihre Eltern oder andere erwachsene Bezugspersonen in unser Land gekommen sind, brauchen unsere volle Unterstützung“, so Schatz.

Große Mängel sieht SOS-Kinderdorf auch bei der psychosozialen Versorgung von Geflüchteten sowie im Bildungsbereich. Das ohnehin stark belastete Schulsystem könne Kinder und Jugendlichen nach der Flucht nur unzulänglich fördern und unterstützen. „Nach den traumatischen Erlebnissen, die diese jungen Menschen zu verarbeiten haben, darf das Leben in Österreich keine weitere Wunden schaffen“, so Schatz.

Die aktuellen Beschlüsse zum Europäischen Asylsystem sieht Schatz aus kinderrechtlicher Perspektive äußerst kritisch. „Kinder mehrere Wochen, vielleicht Monate in gefängnisähnlichen Lagern einzusperren, ist ein neuer Höhepunkt an kinderrechtlichen Vergehen. Ich appelliere dringend an die entsprechenden Akteur*innen in Österreich, sich dafür einzusetzen, dass allen Kindern auf der Flucht – egal ob alleine oder mit der Familie – eine solche Inhaftierung erspart bleibt. Die jüngsten Pläne der EU-Innenminister*innen treten das Kindeswohl mit Füßen. Das muss verhindert werden“, so Schatz.
 

Installation: Zeichnungen von Kindern nach der Flucht

Über 60 Kinderzeichnungen, gemalt von ukrainischen Kindern zwischen Frühling 2022 und 2023, wurden in Kooperation von SOS-Kinderdorf und dem ZOOM Kindermuseum im ZOOM Schaufenster installiert und sind den ganzen Sommer lang im Fürstenhof des Wiener Museumsquartiers zu sehen. Die eindrücklichen Kunstwerke regen zum Nachdenken an: Was brauchen Kinder nach der Flucht? Wie können sie weiter Kind sein?

 

 

 

 

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