Tag der Jugend – 10.08.23

Extreme psychische Belastung bei Jugendlichen

Der Alltag der Generation Z ist geprägt von Ängsten und mangelnden Zukunftsperspektiven. Das muss sich ändern.

In den vergangenen Jahren haben psychische Erkrankungen und Belastungen stark zugenommen. Ein besorgniserregender Trend, der auch nach dem Ende der Corona-Pandemie anhält. Die dramatischen Folgen sind Angstzustände, Suizidgedanken, Schlafstörungen, autoaggressives Verhalten, Essstörungen und Panikattacken. Aber auch mangelnde Zukunftsperspektiven und Einsamkeit sind mittlerweile Teil des Lebens von fast der Hälfte der jungen Menschen in unserem Land.

 


Wir sehen schon seit Jahrzehnten, wie schlecht es um die Psyche der jungen Generation steht, dennoch sind die Maßnahmen dagegen völlig unzureichend

Christian Moser
Geschäftsführer SOS-Kinderdorf

 

Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf fordert umfassende und zeitnahe Investitionen in die mentale Gesundheit junger Menschen. „Ich habe den Eindruck, die Regierung nimmt den Ernst der Lage noch immer nicht ausreichend wahr. Nach wie vor gibt es viel zu wenig Schulpsycholog*innen und Schulsozialarbeit*innen, kassenfinanzierte Therapieplätze sind absolute Mangelware, enorme Wartezeiten die Folge. Daran hat auch das anfangs so gehypte Regierungs-Projekt „Gesund aus der Krise“ nicht viel geändert.“

Die Zeit drängt, denn werden Erkrankungen nicht behandelt, verschlimmern sie sich immer weiter bis sie irgendwann chronisch werden. Um die Situation rasch zu verbessern, sei daher wohl auch eine unkonventionelle Herangehensweise notwendig. „Gibt es etwa zu wenig kassenfinanzierte Therapieplätze, dann muss die Sozialversicherung eben einen anderen Platz refundieren und zwar zu 100 Prozent. Das kommt immer noch billiger, als eine halbe Generation zu verlieren“, ist Moser überzeugt. Klar ist für ihn aber auch, dass selbst der massive Ausbau der Gesundheitsleistungen nur ein Pflaster auf der Wunde der jungen Psyche ist. Zentral sei vielmehr die Frage, wo die Belastungen und Ängste herkommen.


Man kommt der psychischen Belastung eigentlich nicht mehr aus. Die Teuerungen sind nach wie vor enorm. Viele Familien können sich ihre Wohnung und den bisherigen Lebensstil nicht mehr leisten. Nur 600 km von uns entfernt tobt ein furchtbarer Krieg in der Ukraine. Und der Klimawandel wird vor allem das Leben der jetzt jungen Menschen in naher Zukunft völlig verändern - Das alles macht es extrem schwierig, mit einer optimistischen Haltung nach vorn zu blicken.

Christian Moser
Geschäftsführer SOS-Kinderdorf

 

Für Moser ist jedenfalls klar, dass diese derart „belastete“ Generation dringend „entlastet“ werden muss. „Natürlich ist ein Ausbau der medizinischen und therapeutischen Hilfsangebote rasch und dringend notwendig. Doch mittel- bis langfristig geht es darum, den Jungen Orientierung und eine positive Perspektive anzubieten. Die beste Strategie um psychischen Belastungen und Ohnmachtsgefühlen entgegen zu wirken, ist die Ängste und Sorgen junger Menschen ernst zu nehmen, sie in ihrer Persönlichkeit zu achten und in die Gestaltung unser aller Leben stärker einzubeziehen. Dafür braucht es aber auch verantwortungsvolle Politiker*innen, die über ihr persönliches Interesse oder das ihrer Partei hinaus handeln und Entscheidungen im Interesse der Vielen und dem Schutz der Wenigen treffen“, sagt Moser.

Das kann nur heißen: offensive Armutsbekämpfung und Stabilisierung der Mittelschicht sowie volle Kraft im Kampf gegen den Klimawandel. „Politische Entscheidungen, die sich an kurzfristigen Schlagzeilen oder zumindest dem nächsten Wahltermin orientieren, können wir uns jedenfalls nicht mehr leisten. Die Zukunft reicht länger und sicher über diese Legislaturperiode hinaus“, so Moser.

Er plädiert für ein beherztes, lösungsorientiertes Handeln, damit die jungen Generationen mutig und positiv nach vorne gehen können. „Diese Weichenstellung fordere ich am Tag der Jugend und darüber hinaus. Wir werden nicht müde werden, den Verantwortungsträger*innen ihre tatsächliche Verantwortung für die jungen Generationen aufzuzeigen. Es gilt jetzt zu handeln. Existenzen stehen auf dem Spiel.“

 

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