­70-Jahre Caldonazzo

Abenteuer, Erholung und grenzenlose Freundschaften

Jedes Jahr verbringen tausende Kinder und Jugendliche einen unvergesslichen Urlaub im SOS-Kinderdorf-Feriencamp am Caldonazzosee. Damit das Camp gut funktioniert, braucht es zahlreiche engagierte Mitarbeiter*innen die mitanpacken – einige davon schon seit Jahrzehnten.

Isabel Riley war in Caldonazzo mit der Kamera dabei. Mit dem Klick auf den Play-Button starten Sie das Video.

XXL-Gemüsesuppe für alle

Morena steht schon seit 6 Uhr in der Küche. Es ist Zeit das Mittagessen vorzubereiten, denn die Kinder im Sommercamp werden bald Hunger haben. Spinat- und Schinkenknödel stehen heute auf dem Speiseplan, Pfirsiche gibt es als Nachspeise und die ukrainische Gruppe hat sich eine warme Gemüsesuppe gewünscht. Im XXL-Suppentopf püriert die Italienerin 60 Liter Suppe für die Kinder, Jugendlichen und Betreuer*innen, die gerade Urlaub in Caldonazzo machen. Für bis zu 800 Personen kann in ihrer Küche gekocht werden, erklärt Morena. Wie sie es schafft, dass es allen schmeckt? Morena lacht, das ist natürlich kein Problem für die leidenschaftliche Köchin, es ist für alle was Leckeres dabei!
 

Köchin Morena bereitet das Mittagessen zu. Jeden Tag gibt es ein Fleischgericht und ein vegetarisches Gericht, und eine kleine Nachspeise darf natürlich auch nicht fehlen.  
 

Es braucht ein Dorf, um ein Feriendorf zu betreiben

Morena ist eine von vielen engagierten Mitarbeiter*innen, die dafür sorgen, dass es im Feriencamp von SOS-Kinderdorf rund läuft. Zehn Mitarbeiter*innen kümmern sich das ganze Jahr darum, das SOS-Feriendorf in Schuss zu halten, alles zu planen und vor allem den intensiven Sommer vorzubereiten. Bereits im Juni wird damit begonnen die Zelte aufzubauen. Denn jeden Juli erwacht das Sommer-Camp zum Leben: Im Schnitt sind 500 – 600 Kinder und Jugendliche gleichzeitig im Camp. Am Ende der Sommersaison werden rund 1.500 Kinder und Jugendliche aus SOS-Kinderdörfern in ganz Europa ihre Ferien in Caldonazzo verbracht haben. Das erfordert eine gute Logistik und ein eingespieltes Team. In den beiden Camp-Monaten Juli und August packen rund 40 Mitarbeiter*innen mit an, um den Kindern einen tollen Sommer zu bereiten.

Von Imst nach ganz Europa

Dabei hat alles ganz klein angefangen: Im Sommer 1953 verbrachten 40 Kinder aus dem SOS-Kinderdorf in Imst das erste Mal ihre Ferienzeit am Caldonazzosee. Damals bestand das Camp aus wenigen schlichten Zelten, geschlafen wurde auf Strohsäcken. Die heutige Leiterin Carmen Eberle erzählt : „Allein die Anreise war ein richtiges Ereignis: alle Kinder sind mit dem Zug angekommen und dann hat das ganze Dorf mitgeholfen, alles ins Camp zu bringen: die Kinder, das Gepäck und das gesamte Inventar, das damals mitgeschickt wurde, wie Lebensmittel für die Küche.“

 

Carmen Eberle ist selbst im Sommercamp aufgewachsen. Ihre Eltern haben sich am Caldonazzo-See kennen- und lieben gelernt. Jahrelang haben sie das Feriendorf geleitet. 

 

Von dieser Zeit ist heute nicht mehr viel übrig: angereist wird mit Bussen, es gibt über 100 Wohnzelte mit festen Fundamenten und richtigen Betten, 25 Bungalows, moderne Waschhäuser, eine Bar, eine grandiose Rutsche direkt vom Steg ins kühle Nass und das langjährige Hausschwein Pocho! Was aber geblieben ist: In Caldonazzo verbringen Kinder eine unvergessliche Zeit, lernen andere Kulturen kennen, schließen Freundschaften und machen Erinnerungen fürs Leben! „Viele Freundschaften dauern lange. Ich kenne viele Leute, die sich in Caldonazzo kennengelernt oder sogar verliebt haben“, erzählt Carmen Eberle mit einem Lächeln.

 


Ich kenne viele Leute, die sich in Caldonazzo kennengelernt oder sogar verliebt haben.

Carmen Erberle
Leiterin des Sommercamps

 

Das Hausschwein Pocho wohnt schon seit 6 Jahren im SOS-Kinderdorf-Camp und ist zum Liebling der kleinen und großen Urlauber*innen geworden. 

 

Waschen, trocknen und Caldo ins Herz schließen

Auch Nicoletta und Christina haben sich in Caldonazzo verliebt – sie haben das Camp in ihre Herzen geschlossen. Bereits seit Mitte der 80er Jahre sind die beiden Freundinnen treuer Bestandteil des Sommercamp-Teams und nicht mehr wegzudenken. In der hauseigenen Wäscherei des Camps sorgen sie täglich dafür, dass die Schmutzwäsche der Kinder und Jugendlichen wieder sauber wird. „Hier wird einem nie langweilig!“, erzählt Nicoletta grinsend. Bei so vielen großen und kleinen Urlauber*innen laufen die Waschmaschinen den ganzen Tag und damit alles rechtzeitig fertig ist, gibt es einen Trockner in dem 20 Kilogramm Wäsche Platz haben.

 

Es ist immer reichlich zu tun: Nicoletta arbeitet schon seit fast 40 Jahren in der Wäscherei des Sommercamps.

 


Es bereitet so große Freude, wenn die Kinder durchs Dorf laufen. Sie wachsen einem so sehr ans Herz!

Nicoletta
Textilreinigerin

 

„Manchmal muss für 400 Personen gleichzeitig alles vorbereitet werden, das kann auch mal stressig werden“, erklärt Christina, die direkt gegenüber vom Camp wohnt. Für beide Frauen ist das Feriendorf Teil ihres Lebens geworden: „Es bereitet so große Freude, wenn die Kinder durchs Dorf laufen. Sie wachsen einem so sehr ans Herz!“ Geschichten, wie diese, findet man an jeder Ecke in Caldonazzo – viele Mitarbeiter*innen kehren jeden Sommer wieder.“ 

 

Die Kinder und Jugendlichen planschen jeden Tag im See - da sammelt sich einiges an Wäsche, die in der Caldo-Wäscherei gewaschen wird.

 

70 Jahre unbeschwerter Sommerspaß

Auch diesen Sommer verbringen Kinder und Jugendliche ihren Urlaub zusammen, schwimmen im See, malen und basteln, düsen mit ihren Rädern durchs Dorf, veranstalten Fußballmatches und füttern Pocho – das Hausschwein des Camps. Caldonazzo ist ein magischer Ort, der seit 70 Jahren mit einem Stück unbeschwerter Kindheit verbunden ist.

 

Bei den Mal- und Bastelworkshops können die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

 

Wie das Feriendorf in zehn Jahren aussehen wird? Darüber machen sich Carmen und ihr Team regelmäßig Gedanken. „Für die Zukunft wird sicher auch eine Renovierung der Gebäude anstehen, vor allem der älteren Bungalows. Das Camp wird sich wahrscheinlich mit der Zeit noch weiter verkleinern, dafür aber mehr Flexibilität für individuelle Bedürfnisse bieten. Wir wollen Caldonazzo auf jeden Fall für die Kinder in der Betreuung von SOS-Kinderdorf als Ferienort erhalten, aber wir wollen uns auch öffnen und Platz machen für neue Ideen und Zielgruppen“, so Carmen.

 

Jedes Jahr verbringen Kinder und Jugendliche ihren Urlaub im Camp und schließen Freundschaften fürs Leben. 

 

Na, dann auf weitere viele Jahre schöner Erinnerungen:

HAPPY BIRTHDAY CALDONAZZO!

Dorfrunde Folge 25

Podcast: SOS-Kinderdorf ermöglicht Kindern und Jugendlichen seit 70 Jahren unbeschwerte Sommerferien in Caldonazzo

Seit 70 Jahren verbringen Kinder und Jugendliche ihren Urlaub im SOS-Kinderdorf-Feriencamp am italienischen Caldonazzosee. Auch dieses Jahr werden hunderte Kinder im Feriendorf am Lagerfeuer singen, Fahrradrennen austragen und über die steile Rutsche in den See platschen. Und sie werden heimreisen mit vielen schönen Erinnerungen und neuen Freundschaften im Gepäck.   

Carmen Eberle kennt das Feriendorf in Caldonazzo seit ihrer Kindheit und hat große Pläne für die nächsten 70 Jahre. Wir haben sie am schönen Caldonazzosee besucht.

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Feriendorf Caldonazzo

 

  • Das SOS-Feriendorf wurde 1953 gegründet, als ein Ort, an dem Kinder nicht nur Urlaub machen konnten, sondern auch Abenteuer und Erlebnisse in der Natur erleben durften.
  • Die ersten Jahre waren sehr bescheiden, doch im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich das SOS-Feriendorf zu einem Ort internationaler und multikultureller Begegnung europäischer SOS-Kinderdörfer.
  • Trotz der Komplexität an Organisation eines so großen Feriendorfes, ist der Ursprungscharakter von „unbeschwertem Ferien- und Sommerspaß“ geblieben. Viele Generationen von Kindern konnten seitdem ihre Sommerferien in Caldonazzo verbringen.
  • Jeden Sommer öffnet das Feriendorf im Juli und August seine Pforten und bietet Platz für bis zu 1.000 Gäste. Die Anlage steht auch Kindern, Jugendlichen und Familien anderer Institutionen offen und ist ein Ort der Begegnung, wo die Kinder eine bunte Vielfalt von Sprachen und Kulturen erleben können.

2022 verbrachten insgesamt 1700 Kinder und Jugendliche aus ganz Europa ihren Urlaub am Caldonazzo-See.

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