#gleicheChancen

#gleicheChancen - echte Hoffnung

Rechtsgutachten: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge rechtswidrig untergebracht

SOS-Kinderdorf fordert gleiche Rechte für ALLE Kinder

Kinder sind in Österreich nicht gleich Kinder.

Junge Menschen, die geflüchtet sind, werden vorrangig als Asylsuchende behandelt – und nicht als das, was sie sind: Kinder und Jugendliche. Tausende minderjährige Flüchtlinge sind in Österreich in völlig ungeeigneten Großquartieren untergebracht, ohne individuelle Betreuung, ohne angemessene Tagesstruktur, ohne Perspektive. „Das ist eine untragbare Situation“, sagt SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser. Denn laut Gesetz hat jedes Kind Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind. Das bestätigt jetzt ein Rechtsgutachten.


"Vor allem asylsuchende Minderjährige über 14 werden oft mehr verwahrt als betreut und haben kaum die Chance, sich zu integrieren"

Christian Moser


Ist es rechtlich zulässig, asylsuchende Minderjährige schlechter zu stellen als jene, die in Österreich geboren sind? Im Auftrag von SOS-Kinderdorf haben diese Frage  nun zwei Professoren der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Innsbruck beleuchtet. In ihrem Gutachten kommen Karl Weber und Michael Ganner zum Schluss, dass die derzeitige Verwaltungspraxis rechtswidrig ist. 


Bestmögliche Förderung als Ziel 

„Die Gesetzeslage ist eindeutig“, sagt Michael Ganner, einer der Autoren des Gutachtens. „Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hat die Kinder- und Jugendhilfe die Elternrolle zu übernehmen und für ihre angemessene Versorgung, Betreuung und Ausbildung Sorge zu tragen.“ Ziel müsse die bestmögliche Förderung der Kinder sein.

In der Realität werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge meist nur grundversorgt. Das heißt, ihnen wird eine Unterkunft zugewiesen und sie erhalten Verpflegung bzw. Bekleidung. Leistungen der Jugendhilfe  - die in erster Linie der physischen und psychischen Entwicklung sowie Erziehung von Kindern und Jugendlichen  dienen – bleiben ihnen oft verwehrt.  
 

SOS-Kinderdorf fordert gleiche Rechte für ALLE Kinder


Beziehung, Bildung, Integration

„Bei Kindern und Jugendlichen muss es immer um mehr gehen als um ein Dach über dem Kopf und um Essen auf dem Tisch“, sagt Moser. „Es geht um Beziehung, um Bildung, um Integration.“ Der Großteil der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge wird allerdings per Aktenzahl Grundversorgungsunterkünften zugewiesen, in denen die Kinder- und Jugendhilfe-Standards nicht eingehalten werden.

So liegt bei einer Kinder- und Jugendhilfe-Wohngemeinschaft für österreichische Kinder  die durchschnittliche Zahl der betreuten Kinder bei acht bis zehn, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge finden sich oft in einem Haus mit 40 anderen asylwerbenden Jugendlichen wieder. Individuelle Betreuung ist da kaum möglich. Zudem fehlen die Qualitätskontrolle durch die Behörden sowie der regelmäßige Kontakt zum zuständigen Sozialarbeiter/der zuständigen Sozialarbeiterin.  


Ein Kind ist ein Kind 

Im Gutachten stellen die beiden Rechtsexperten klar: „Die Kinder- und Jugendhilfe hat für jeden Minderjährigen in Österreich, der nicht von der eigenen Familie ausreichend betreut wird, die Obsorge zu übernehmen und diese in vollem Umfang auszuüben. “ Ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling habe demnach ein Recht auf gleiche Chancen und gleichartige Unterstützungsleistungen wie jedes andere Kind, das nicht bei seinen Eltern leben kann. „Werden ihm diese Leistungen verwehrt, könnten diese Ansprüche bei den zuständigen Verwaltungs- oder Bezirksgerichten eingeklagt werden“, sagt Michael Ganner.
 

Appell an Bundesländer

SOS-Kinderdorf-Geschäftsführer Christian Moser appelliert an die zuständigen Kinder- und Jugendhilfeträger – also an die neun Bundesländer – Verantwortung für JEDES Kind und jeden Jugendlichen, der nicht bei seinen Eltern leben kann, zu übernehmen. „Und wir appellieren an die Politik, die vielen engagierten Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in Österreich ihre Arbeit machen zu lassen.“ 
 
Unter dem Motto #gleicheChancen – echte Hoffnung kämpft SOS-Kinderdorf für die Gleichbehandlung von minderjährigen Flüchtlingen und österreichischen Kindern. Nur so kann Integration gelingen.


 

Vielen Dank für eure Hilfe!

Am 15. November haben wir Bundeskanzler Christian Kern ein Zeichen der Hoffnung für #gleichechancen übergeben. 1000 Origami-Vögel wollten wir sammeln, damit nach fernöstlicher Überlieferung ein Wunsch in Erfüllung geht. 7.500 Origami-Vögel sind es dank eurer Mithilfe geworden! Vielen Dank für euren Einsatz für #gleicheChancen

 

  • Junge Flüchtlinge werden als Asylsuchende behandelt – und nicht als das, was sie sind: Kinder und Jugendliche.
     
  • Viele sind in großen Heimen untergebracht – ohne altersgerechte Betreuung, ohne Bezugspersonen. Ein aktuelles Rechtsgutachten bestätigt: das ist rechtswidrig
     
  • Sie sind traumatisiert, es gibt aber kaum Therapieplätze für sie.
     
  • Sind sie über 15 Jahre alt, verlieren sie das Recht auf Schule. Auch ein Ausbildungsplatz bleibt ihnen vielfach verwehrt.