SOS-Kinderdorf Vologda

SOS-Kinderdorf unterstützt seit 2008 gefährdete Familien in Vologda, um sie vor der Zerrüttung zu bewahren. Im Jahr 2011 haben wir mit Hilfe der lokalen Behörden unsere Angebote um die alternative Betreuung von Kindern erweitert, die nicht länger bei ihren Familien leben können.

Immer mehr Kinder verlieren die elterliche Fürsorge

Eine SOS-Familie in ihrem neuen Zuhause (Foto: S. Andrianova)

Vologda liegt im Nordwesten von Russland etwa 500 km von Moskau entfernt. Die Stadt hat ca. 300 000 Einwohner und ist das Wirtschaftszentrum der Region. Die Provinz ist reich an natürlichen Ressourcen. Zahlreiche Bewohner sind in der Lebensmittelindustrie beschäftigt. Die Region ist vor allem für ihre Molkereiprodukte bekannt.

Aufgrund der schweren Lebensumstände auf dem Land ziehen immer mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Städte der Region. Die Zuwanderer finden jedoch nicht immer eine Beschäftigung. Vor allem für Frauen und junge Menschen gestaltet sich die Arbeitssuche sehr schwierig. Wenn überhaupt, finden sie meist nur schlechtbezahlte Gelegenheitsjobs in gefährlichen Arbeitsumgebungen.

Immer mehr Kinder aus der Region verlieren die elterliche Fürsorge. Die meisten von ihnen haben noch leibliche Eltern, die aber aufgrund von sozioökonomischen, psychologischen und gesundheitlichen Problemen nicht für sie sorgen können. Viele Eltern können ihren Kindern kein stabiles Umfeld bieten: es herrscht Mangel an Beschäftigung und erschwinglichem Wohnraum, und Drogenabhängigkeit und Alkoholismus sind weit verbreitet.

In der Vergangenheit wurden Kinder ohne elterliche Fürsorge meist in staatliche Waisenhäuser gesteckt. Aufgrund der mangelnden Betreuung in diesen Heimen konnten sie keine sozialen und praktischen Fähigkeiten für ein selbständiges Leben als Erwachsene erwerben. In jüngster Zeit waren die Behörden bemüht, die betroffenen Kinder in Pflegefamilien oder in einer familiennahen Betreuung unterzubringen, aber die Zahl der Betreuungsplätze ist bei weitem nicht ausreichend.
 

Ausbau der Unterstützung für Kinder angesichts der zunehmend schlechteren Lage

Aufgrund der steigenden Zahl der Kinder ohne elterliche Fürsorge sind unsere Angebote in der Region weiter ausgebaut worden, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Die lokalen Behörden haben uns bei der Erweiterung unsere Angebote und der Gründung von SOS-Familien zur familiennahen Betreuung von Kindern, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, ihre Unterstützung angeboten.

Unsere Arbeit in Vologda

Eine Gruppe von Auszubildenden in Vologda (Foto: SOS-Archiv)

Das SOS-Kinderdorf Vologda wurde im Jahr 2008 eröffnet. Die SOS-Sozialzentren in Vologda und Cherepovets leiten unter anderem Familienstärkungsprogramme und bieten Beratungen und psychologischen Beistand.

Die Programme sorgen für die gesunde Entwicklung der Kinder durch den Zugang zu Basisdienstleistungen (beispielsweise Nahrung, Kleidung und medizinische Versorgung) und unterstützen Familien und insbesondere alleinerziehende Mütter, damit sie ihre Kinder ausreichend schützen und versorgen können. Wir versuchen zu verhindern, dass Neugeborene ausgesetzt werden, und helfen Familien mit Kleinkindern unter drei Jahren.

In enger Zusammenarbeit mit den Behörden helfen wir Familien beim Ausbau der elterlichen Kompetenzen. Wir leiten einen Kindergarten und stehen Schwangeren und jungen Müttern mit professioneller Beratung zur Seite. Eltern können an Berufsbildungskursen teilnehmen und erhalten Unterstützung bei der Suche nach Arbeit.

Wenn trotz aller Unterstützung Kinder nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden sie in einer der sechs SOS-Familien ein liebevolles Zuhause und werden von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Hier wachsen sie gemeinsam mit ihren Geschwistern in einem familiennahen Umfeld auf. Sie besuchen die örtlichen Schulen zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft und sind dadurch gut in ihre Umgebung integriert.