SOS-Kinderdorf St. Petersburg-Pushkin

SOS-Kinderdorf ist seit dem Jahr 2000 in Puschkin knapp 17 km südlich von Sankt Petersburg tätig. Puschkin war in Russland der dritte Standort unserer Organisation, an dem die Unterstützung gefährdeter Familien aufgenommen wurde.

Immer mehr Kinder ohne elterliche Fürsorge


Dank SOS-Kinderdorf können Kinder in die Schule gehen und in einem liebevollen Zuhause aufwachsen (Foto: M. Mägi)

Puschkin hat ca. 92 700 Einwohner und liegt etwa 17 km südlich von Sankt Petersburg, einer Stadt mit knapp fünf Millionen Bewohnern. Puschkin ist für seine Kulturgüter und Kunstschätze weithin bekannt; hier befindet sich beispielsweise die ehemalige Sommerresidenz der russischen Zaren. Dieses Weltkulturerbe zieht in der Hochsaison bis zu 7000 Besucher pro Tag in die Region und stellt damit eine wichtige Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung dar. Auch im Maschinenbau, in der Lebensmittelverarbeitung und der Herstellung von Möbeln und medizinischen Geräten sind zahlreiche Menschen beschäftigt.

Obwohl einige dieser Sektoren in den letzten Jahren ein Wachstum erlebt haben, gehen die Reformen in der Region Sankt Petersburg langsamer voran als in Moskau. Die Arbeitslosenquote ist hoch, viele Familien können sich kaum mit dem Nötigsten versorgen. Da das durchschnittliche Haushaltseinkommen in den letzten Jahren rückläufig war (allein von November 2008 bis November 2009 war ein Rückgang von sechs Prozent zu verzeichnen), ist auch der Lebensstandard gesunken. Vor allem Kinder und ältere Menschen leben in Armut. Auch die Wohnsituation ist in Sankt Petersburg problematisch - aufgrund der Wohnungsknappheit und steigender Mieten müssen viele Familien in sehr beengten Verhältnissen leben.

Sankt Petersburg hat eine alarmierend hohe, sogar die landesweit höchste HIV/AIDS-Infektionsrate. Menschen, die an HIV/AIDS erkrankt sind, werden nach wie vor stigmatisiert und diskriminiert, nur selten medizinisch versorgt und vom Bildungs- und Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Häufig zieht eine HIV-Infektion Folgeerkrankungen wie Hepatitis und Tuberkulose nach sich. Die Zahl der infizierten Kinder und Jugendlichen steigt weiter an. Jüngsten Umfragen zufolge sind derzeit etwa 38 Prozent aller Straßenkinder in Sankt Petersburg HIV-positiv. Auch wenn manche Kinder selbst noch nicht angesteckt worden sind, leiden sie indirekt an den Folgen von AIDS, wenn ihre Eltern aufgrund der Erkrankung keine Arbeit finden oder entlassen werden. Häufig verlieren die betroffenen Kinder die elterliche Fürsorge.

Bedarf an familiennaher Unterstützung

In den vergangenen Jahrzehnten ist das Leben für die Menschen in Sankt Petersburg aufgrund der Verschlechterung der sozialen und wirtschaftlichen Lage noch beschwerlicher geworden. Dadurch ist die Zahl der Kinder ohne elterliche Fürsorge gestiegen, da viele Familien weder für das geistige noch das körperliche Wohl ihrer Kinder sorgen können. Die lokalen Behörden unterstützen die Arbeit von SOS-Kinderdorf in der Region und haben sogar kostenlos ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem die Familienhäuser und Sozialzentren errichtet werden konnten.

Unsere Arbeit in Sankt Petersburg-Pushkin

Das Aufwachsen im SOS-Kinderdort hat diese junge Studentin auf ein unabhängiges Leben vorbereitet.  (Foto: M. Mägi)

Familienstärkung: SOS-Kinderdorf ist seit dem Jahr 2000 in Puschkin tätig und bietet Familienstärkungsprogramme, Beratungen und psychologischen Beistand für Familien und Kinder aus der Gemeinde, um die Zerrüttung von Familien zu vermeiden.

In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden kümmern wir uns um die Grundversorgung von Kindern, um ihre Entwicklung und ihre sozialen Fähigkeiten zu fördern. Wir helfen Eltern beim Ausbau der elterlichen Kompetenzen und bei der Einkommensförderung sowie beim Ausfüllen der Anträge auf staatliche Beihilfen und Zuschüsse und bei der Wohnungssuche.

Betreuung in Familien: Wenn Kinder die elterliche Fürsorge verlieren, können sie in einer SOS-Kinderdorf-Familie aufgenommen werden, in der sie von SOS-Kinderdorf-Eltern betreut werden. Es gibt auch SOS-Pflegefamilien, die im Dorf leben. Diese Familien nehmen auf allen Ebenen am Dorfleben teil und werden von SOS-Kinderdorf unterstützt und gemeinsam mit dem russischen Staat finanziert. Die Kinder besuchen die nahe gelegenen Kindergärten und Schulen und nehmen an den lokalen Aktivitäten teil.

Unterstützung für junge Menschen: Wir unterstützen junge Menschen, bis sie in der Lage sind, ein selbständiges Leben zu führen. Wir ermöglichen ihnen Aus- und Weiterbildung, damit sie die nötigen Fähigkeiten haben, um Arbeit zu finden oder ihr eigenes Geschäft zu starten. Wir arbeiten auch mit lokalen Partnern zusammen, damit junge Menschen praktische Arbeitserfahrungen sammeln können.