SOS-Kinderdorf Oryol-Lavrovo

SOS-Kinderdorf ist in Russland seit Beginn der 90er Jahre und seit 1998 in Lavrovo tätig. Russland ist das größte Land der Welt. Seine Wirtschaft erlebt seit einiger Zeit einen Aufschwung, der allerdings unter der Bevölkerung nur ungleich verteilt ist. Für viele Familien ist es immer noch sehr schwierig, für ihre Kinder zu sorgen.

Eine Region in wachsender Armut

Kinder im SOS-Kinderdorf Lavrovo (Foto: SOS-Archiv)

Lavrovo, ca. sieben km von der Stadt Orjol entfernt, ist der zweite Ort in Russland, in dem SOS-Kinderdorf seine Tätigkeit aufnahm. Lavrovo liegt im Herzen Russlands ungefähr 350 km südlich von Moskau, der Hauptstadt des Landes.

Lavrovo hat etwa 3500 Einwohner, die überwiegend von der Landwirtschaft leben. Obwohl auch Unternehmen aus den Bereichen Leichtindustrie, Technik und Metallurgie Arbeitsplätze bieten, bleibt die Region arm und kämpft gegen eine hohe Arbeitslosigkeit.

Die wachsende Armut und Obdachlosigkeit auf der einen und die Kürzung der Ausgaben im Gesundheitswesen auf der anderen Seite haben zudem zu einem Anstieg der Tuberkulosefälle geführt. Im Jahr 1990 erkrankten 44,4 von 100 000 Menschen, 2001 waren es bereits 77,1 von 100 000. Dieser alarmierende Trend hat internationale Organisationen dazu veranlasst, in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden ein soziales und ernährungsmedizinisches Hilfsprojekt für die Betroffenen ins Leben zu rufen. Es war offensichtlich, dass die Menschen, die in die Klinik kamen, nicht nur medizinisch versorgt werden mussten. Sie brauchten auch Lebensmittelpakete, um überhaupt genug zu essen zu haben.

In den letzten Jahren sind in Orjol mehrfach Fälle von Korruption bekannt geworden. Auch wurde eine kriminelle Bande aufgedeckt, die einen Prostitutionsring betrieb, in dem auch Kinder arbeitet mussten.

SOS-Kinderdorf reagiert auf die Bedürfnisse der Kinder vor Ort

Die Entscheidung, in Lavrovo die Tätigkeit aufzunehmen, basierte auf dem Ergebnis von Studien, die die ärmlichen Lebensverhältnisse in der Stadt Orjol belegten. Zudem leiden in dieser Region auch heute noch viele Kinder und Jugendliche an den Spätfolgen der Atomkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl aus dem Jahr 1986.
 

Unsere Arbeit in Oryol-Lavrovo


Brüder und Schwestern wachsen zusammen in einem liebevollen Zuhause auf  (Foto: M. Mägi)
 

Familienstärkung: SOS-Kinderdorf unterstützt Familien, Jugendliche und Kinder in dieser benachteiligten Region. Bereits seit 2009 setzt sich das SOS-Sozialzentrum für die lokale Bevölkerung ein. SOS-Kinderdorf arbeitet mit lokalen Organisationen und Gemeinschaften, um notleidende Familien zu unterstützen und sie vor dem Auseinanderbrechen zu bewahren. Wir stellen sicher, dass sie Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen wie medizinischer Versorgung und Bildung haben. Wir bieten auch Schulungen und Beratung, damit Eltern sich ein Einkommen erarbeiten und für ihre eigenen Kinder sorgen können.

Betreuung in Familien: Wenn Kinder die elterliche Fürsorge verlieren, können sie in einer SOS-Kinderdorf-Familie aufgenommen werden, in der sie von SOS-Kinderdorf-Eltern betreut werden. Es gibt auch SOS-Pflegefamilien, die im Dorf leben. Diese Familien nehmen auf allen Ebenen am Dorfleben teil und werden von SOS-Kinderdorf unterstützt und gemeinsam mit dem russischen Staat finanziert. Die Kinder besuchen die nahe gelegenen Kindergärten und Schulen und nehmen an den lokalen Aktivitäten teil.

Unterstützung für junge Menschen: Seit 2001 haben ältere Jugendliche die Möglichkeit, in die Jugendeinrichtung zu ziehen, in der sie betreut werden können. Sie erhalten dort Unterstützung und können eine Hochschule besuchen oder eine berufliche Ausbildung absolvieren und sich so auf ein Leben in Unabhängigkeit vorbereiten. Unsere Organisation arbeitet zum Beispiel mit dem Arbeitsamt der Stadt zusammen und organisiert Besichtigungen bei verschiedenen Firmen im Stadtgebiet.