SOS-Kinderdorf Bilgoraj

Das SOS-Kinderdorf Bilgoraj wurde 1983 als erstes polnisches Kinderdorf für die Unterstützung notleidender Kinder eröffnet. Seither sind unsere Angebote weiter ausgebaut und an die veränderte soziale und wirtschaftliche Situation in Polen angepasst worden, die zu einer steigenden Zahl von Kindern ohne elterliche Fürsorge geführt hat.

Ostpolen hinkt dem landesweiten Wirtschaftswachstum hinterher


Zwei Jungen in unserer Obhut färben Ostereier (Foto: SOS-Archiv)

Bilgoraj liegt im Südosten des Landes nahe der Stadt Zamosc etwa 90 m südlich von Lublin und hat circa 27 000 Einwohner.

Die Landwirtschaft und die lebensmittelverarbeitende Industrie sind wichtige Arbeitgeber in der Region. Daneben werden Rohstoffe für die Bauindustrie hergestellt. In der Umgebung gibt es auch historische Städte und Naturreservate, die einige Touristen anlocken.

Obwohl Polen in den letzten Jahrzehnten ein deutliches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hatte, haben bislang nicht alle Regionen von den Fortschritten profitiert: der Osten des Landes ist auch heute noch benachteiligt. Die Löhne und Gehälter sind niedriger als in anderen Landesteilen, und die Region hat eine der höchsten Armuts- und Arbeitslosenraten zu verzeichnen. Die ländlichen Gebiete und Kleinstädte sind besonders betroffen.

Zahlreiche Kinder wachsen in der Region in Armut auf. Häufig ist vor allem in ländlicheren Gegenden der Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung sehr begrenzt. Die meisten Kinder verlieren aufgrund der schwierigen Lage ihrer Familien die elterliche Fürsorge. Zu den Gründen zählen Arbeitslosigkeit, Drogenabhängigkeit und der Mangel an Sozialleistungen.
2010 wurde die Region von schweren Überflutungen getroffen. SOS-Kinderdorf errichtete Notunterkünfte für die Betroffenen aus der Gemeinde, und junge Menschen aus den SOS-Familien halfen lokalen Kleinbauern beim Wiederaufbau ihrer Höfe.

Unterstützung für Familien, um sie vor der Zerrüttung zu bewahren

Die polnische Regierung hat gefährdeten Familien offizielle Unterstützung zugesagt, damit Kinder weiter bei ihren Eltern aufwachsen können. Dennoch fehlt es nach wie vor an Sozialleistungen und Hilfsangeboten für betroffene Familien. Vor diesem Hintergrund leistet die Arbeit von SOS-Kinderdorf einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Kinderrechte.

Unsere Arbeit in Bilgoraj


Gemeinsames Feiern in SOS-Kinderdorf Bilgoraj (Foto: SOS-Archiv)

SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen. Um gefährdeten Familien zu helfen, leiten wir in Abstimmung mit den örtlichen Behörden Familienstärkungsprogramme, damit Kinder ausreichend Nahrung, Bildung und medizinische Versorgung erhalten. Familien bekommen Unterstützung beim Ausbau der elterlichen Kompetenzen und bei der Suche nach Arbeit. Während Eltern arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren, können sie ihre Kinder in die Obhut unserer Kindertagesstätten geben.

Kinder, die nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause und werden in einem stabilen und fürsorglichen Umfeld betreut. Die Kinder besuchen gemeinsam mit den Kindern aus der Nachbarschaft die nahegelegenen Schulen und sind daher vollständig in ihr Umfeld integriert. Die Kinder in unserer Obhut erhalten bedarfsgerechte Unterstützung, sei es Nachhilfeunterricht oder eine therapeutische Behandlung. In der Gemeinde werden Freizeitaktivitäten organisiert, und viele Kinder aus der Nachbarschaft besuchen unsere Veranstaltungen im Kinderdorf.

Seit März 2002 bietet das Kinderdorf auch vorübergehende Unterbringungsmöglichkeiten. Hier werden Kinder in einem familiennahen Umfeld betreut, bis die Behörden über ihren langfristigen Verbleib entschieden haben.