SOS-Kinderdorf Islice

SOS-Kinderdorf ist seit 1997 in Islice tätig. Aufgrund der veränderten wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen sind immer mehr Familien in Lettland gefährdet. Unsere Angebote werden stetig an die Bedürfnisse von Kindern, jungen Menschen und Familien angepasst.

Hohe Arbeitslosigkeit treibt viele Familien in die Not

Dieser kleine Junge kann sicher in den Armen seiner SOS-Mutter aufwachsen (Foto: M. Mägi).
Dieser kleine Junge kann sicher in den Armen seiner SOS-Mutter aufwachsen (Foto: M. Mägi).

Bauska liegt etwa 65 km südlich von Riga nahe der Grenze zu Litauen und hat ca. 10 000 Einwohner. Die Kommunalverwaltung ist bemüht, durch eine Belebung des Tourismus die Wirtschaft anzukurbeln und den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.

Die offizielle Arbeitslosenrate in Bauska liegt bei 12,9 Prozent, aber Experten gehen davon aus, dass die eigentlichen Zahlen höher sind. Die hohe Arbeitslosigkeit bereitet große Probleme. Viele Menschen sind gezwungen, in anderen Städten oder im Ausland nach Arbeit zu suchen.

Die Arbeitslosigkeit zieht eine Reihe weiterer Probleme nach sich, die negative Auswirkungen auf das Leben der Kinder haben. Menschen ohne Arbeit sind häufig auf Sozialfürsorge angewiesen, aber aufgrund der jüngsten Finanzkrise wurden die staatlichen Sozialleistungen gekürzt. Manchen Eltern fehlt es an ausreichend Kompetenzen, um ihre Kinder zu versorgen. Da es keine regelmäßigen Besuche von Sozialarbeitern gibt, werden diese Familien häufig nicht rechtzeitig identifiziert und unterstützt. In extremen Fällen verlieren Kinder aufgrund von Alkoholismus der Eltern oder Missbrauch die familiäre Fürsorge.

Auch das Bildungssystem ist von den staatlichen Kürzungen betroffen. Es gibt zu wenige Mittel für die Ausbildung des Lehrpersonals, und vor allem kleinere Schulen werden geschlossen. Gleichzeitig fehlt es an finanziellen Mitteln, um die steigende Schulabbruchsrate zu bekämpfen.

Steigende Zahl schutzbedürftiger Kinder

Die meisten lettischen Kinder ohne elterliche Fürsorge landen nach wie vor in staatlichen Heimen. Da immer mehr Kinder auf eine langfristige Betreuung angewiesen sind, wurden im SOS-Kinderdorf Islice zwei zusätzliche Familienhäuser errichtet. Besonders junge Menschen haben es schwer, eine Arbeit und ein eigenes Zuhause zu finden. Daher sind auch unsere SOS-Jugendprogramme erweitert worden, um mehr junge Menschen betreuen zu können, die dem SOS-Kinderdorf entwachsen sind.

Unsere Arbeit in Islice

Kinder wachsen mit ihren Brüdern und Schwestern auf (Foto: M. Mägi).
Kinder wachsen mit ihren Brüdern und Schwestern auf (Foto: M. Mägi).

SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen. Kinder, die nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden in einer der zwölf SOS-Familien in Islice oder die nahe gelegenen Stadt Iecava ein liebevolles und sicheres Zuhause. Die Kinder aus dem Kinderdorf besuchen die nahegelegenen Schulen und sind daher vollständig in ihre Umgebung integriert. SOS-Kinderdorf leistete der Grundschule in Islice einige Jahre lang finanzielle Unterstützung. Dadurch konnte die Ausstattung verbessert und modernisiert werden. So konnte die Grundschule Islice mit Hilfe von SOS-Kinderdorf moderne Computer anschaffen.

Auf dem Spielplatz können Kinder aus dem SOS-Kinderdorf und der Nachbarschaft gemeinsam ihre Freizeit miteinander verbringen. Einige Kinder besuchen spezialisierte Schulen, und alle Kinder in unserer Obhut erhalten bedarfsgerechte Unterstützung, sei es bei den Hausaufgaben oder in Form von Therapien. In der Umgebung gibt es zahlreiche Freizeitangebote, und viele Kinder aus der lokalen Bevölkerung nehmen an den Aktivitäten des Kinderdorfes teil.

Bis 2012 betrieb SOS-Kinderdorf einen Kindergarten, wo sowohl die Kinder vor Ort als auch die aus den SOS-Familien betreut werden konnten. Dieser wird jetzt von der lokalen Gemeinde betrieben.

Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können für die Zeit ihrer Ausbildung oder ihres Studiums in die betreuten Wohngemeinschaften der Nachbarstadt Jelgava ziehen. Aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Situation ihres Landes haben es junge Menschen schwer, sich eine Zukunft aufzubauen. Unser SOS-Jugendprogramm begleitet sie beim Übergang ins Erwachsenenleben: mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte lernen sie Verantwortung zu tragen und eigene Entscheidungen zu treffen.