SOS-Kinderdorf Põltsamaa

In dieser zentralen Region Estlands lebt die größte Anzahl von Kindern, die gefährdet sind, die elterliche Fürsorge zu verlieren. Deshalb unterstützt SOS-Kinderdorf seit 2010 die Familien und Kinder in Pöltsamaa.

Viele Familien müssen darum kämpfen, um für ihre Familien sorgen zu können


SOS-Kinderdorf-Familien feiern eine lokale Tradition – den “Gartentag” mit den Nachbarn (Foto: SOS-Archiv).   
Pöltsamaa liegt etwa 128 km südöstlich der Hauptstadt Tallinn und ist eine kleine Stadt mit ca. 4.800 Einwohnern.

Die aktuelle Wirtschaftskrise betrifft viele Familien, die in diesem Gebiet leben. Obwohl die Regierung in die Entwicklung der Region investiert hat, haben viele Menschen weiterhin zu kämpfen. Die jüngsten Preiserhöhungen für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs  hatten auch negative Auswirkungen auf das Leben gefährdeter Familien und Kinder. Für Eltern, die keine Arbeit haben bzw. nur unregelmäßige oder schlechtbezahlte Arbeit finden, ist es oft schwer, für ihre Kinder zu sorgen. Viele mussten in andere Gebiete Estlands ziehen oder ins Ausland gehen, um Arbeit zu suchen.

Zu den anderen Kindern, die gefährdet sind, die elterliche Fürsorge zu verlieren, zählen jene, die in Familien mit nur einem Elternteil aufwachsen, oder in Haushalten, in denen Drogenmissbrauch oder gesundheitliche Probleme vorherrschen. Viele dieser Kinder sind unterernährt und diese Tatsache, in Kombination mit den anderen Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, bedeutet oft, dass ihre körperliche und geistige Entwicklung verzögert ist oder sie Verhaltensstörungen aufweisen.

In manchen Fällen gehen die Kinder nicht zur Schule, weil die Eltern nicht genügend Geld haben, um die Kosten für die Schuluniform und die Unterrichtsmaterialien zu tragen. Meistens gehen sie im Winter nicht zur Schule, weil sie sich keine winterfesten Jacken und Schuhe leisten können. Diese Haushalte sind häufig sozial isoliert und sie finden schwer Hilfe, um ihre Lebenssituation zu verbessern.  

Zusammenarbeit mit den Behörden, um Unterstützung anzubieten  

Die lokalen Behörden kennen die Probleme, mit denen die Familien konfrontiert sind und sie haben Maßnahmen geplant, um sie zu unterstützen, allerdings fehlt es für die Umsetzung derzeit an den finanziellen Mitteln. Familien in Not erhalten etwas Hilfe vom Staat, aber damit sind nicht all ihre Probleme gelöst bzw. sie werden dadurch nicht unabhängig. SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit den lokalen Regierungsbehörden zusammen, um zu gewährleisten, dass Kinder ohne elterliche Betreuung Zugang zu der Unterstützung haben, die sie benötigen.

Unsere Arbeit in Pöltsamaa


Einige der Kinder in unserer Obhut mit der First Lady von Estland (Foto: SOS-Archiv).   
Einige der Kinder in unserer Obhut mit der First Lady von Estland (Foto: SOS-Archiv).  
Kinder, deren Eltern nicht länger für sie sorgen können, finden in einer der drei SOS-Kinderdorf-Familien in Pöltsamaa ein liebevolles Zuhause. Die SOS-Kinderdorf-Häuser sind gänzlich in die Gemeinde integriert. Sie befinden sich in einem Wohngebiet der Stadt, und die Kinder der SOS-Kinderdorf-Familien wachsen mit den Kindern der Nachbarschaft auf, besuchen dieselben Kindergärten und Schulen und nehmen an den lokalen Aktivitäten teil.

Ein maßgeschneiderter „Entwicklungsplan” wird in Zusammenarbeit mit dem Kind erstellt. Er wird regelmäßig überprüft und entsprechend den Bedürfnissen des Kindes angepasst.

Wenn Kinder bereit sind, ihre Familien zu verlassen, können sie in die SOS-Jugendprogramme entweder in Keil oder in Tallinn wechseln. Die jungen Menschen leben während ihrer Berufs- bzw. Weiterbildung in eigenen Häusern. Sie können sich dort auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten und werden dabei von professionellen Betreuungspersonen begleitet.