SOS-Kinderdorf Juuru
Die jüngsten Preisanstiege für Nahrungsmittel und Gebrauchsartikel hat viele Familien in Estland getroffen. Juuru war der vierte Standort in Estland, an dem SOS-Kinderdorf in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden begann, familiennahe Betreuung für Kinder anzubieten, die nicht länger bei ihren Familien leben können.
Viele Familien leiden unter den steigenden Preisen für Verbrauchsgüter
Juuru liegt etwa 50 km südlich von der Hauptstadt Tallinn entfernt. Die Region ist überwiegend ländlich und Juuru ist eine Kleinstadt in der etwa nur 1.600 Menschen leben. Die Infrastruktur ist dennoch gut und die größere Stadt Rapla ist nur 15 km entfernt.
In dieser Region gibt es nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten und die Armuts- und Arbeitslosenrate sind hoch. Viele Familien, die gerade so über die Runden kommen, haben die jüngsten Preisanstiege für Nahrung und Verbrauchsgüter noch stärker getroffen.
Viele Kinder sind benachteiligt und die Armut hat großen Einfluss auf das Leben der Kinder. Eltern, die keine Arbeit haben oder nur unregelmäßige bzw. schlechtbezahlte Arbeit finden, sind nicht immer in der Lage, ihre Kinder mit ausreichend Nahrung zu versorgen und die Kinder leiden unter Mangelernährung. Es gibt Tafeln, die die Situation etwas lindern, dennoch brauchen die Eltern mehr Unterstützung.
Für junge Menschen ist es in ganz Estland schwer, Arbeit zu finden und selbständig zu werden und die Region um Juuru ist da keine Ausnahme. Insbesondere für junge Männer ist es schwierig, denn auch sie brechen häufig die Schule vorzeitig ab, genauso wie die Mädchen. Es liegt aber auch an daran, dass es einfach keine Arbeitsstellen gibt.
Gemeinsam mit den Behörden vor Ort Unterstützung anbieten
Kinder, die in Armut, in Singlehaushalten oder in Familien mit Missbrauchs- und Gesundheitsproblemen (insbesondere jene, die von HIV/Aids betroffen sind) sind am stärksten gefährdet, die elterliche Fürsorge zu verlieren. Häufig sind diese Familien gesellschaftlich isoliert, es ist für sie schwierig Anschluss zu finden und Beziehungen einzugehen, die es ihnen erleichtern würde, ihr Leben zu verbessern.
Obwohl seitens des Staates einige Maßnahmen ergriffen wurden, um Kindern, die die elterliche Fürsorge verloren haben zu helfen, ist unsere Arbeit in der Region nach wie vor von großer Bedeutung. Im Jahr 2004 unternahm die estnische Regierung verschiedene Schritte, um die Form der Betreuung für Kinder ohne elterliche Fürsorge zu verändern. Es ging darum, von den großen Einrichtungen wegzukommen und Betreuung in kleineren Familienhäusern anzubieten. Genau dies entspricht dem Betreuungskonzept von SOS-Kinderdorf. Deshalb arbeiten wir eng mit lokalen Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass Kinder Zugang zu hochwertiger Betreuung und jedweder anderen Hilfe, sei es psychologischer oder pädagogischer Natur, haben.
Unsere Arbeit in Juuru
SOS-Kinderdorf nahm seine Tätigkeit in Juuru im Jahr 2015 auf.
Betreuung in Familien: Bis zu 30 Kinder, deren Familien nicht mehr länger für sie sorgen können, finden in einer der SOS-Kinderdorf-Familien ein liebevolles Zuhause. In Juuru gibt es fünf Familienhäuser, die ganz in die Nachbarschaft integriert sind. Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen gemeinsam mit den Kindern vor Ort die nahegelegenen Schulen. Dadurch werden sie rasch Teil der Gemeinschaft.
Gemeinsam mit dem Kind bzw. dem Jugendlichen wird ein individueller Entwicklungsplan erstellt, der in regelmäßigen Abständen entsprechend den sich verändernden Bedürfnissen des Kindes bzw. des Jugendlichen überprüft und angepasst wird.
Unterstützung für junge Erwachsene: Wenn die Kinder älter werden, können sie nach Tallin oder Keila in die SOS-Kinderdorf-Programme für junge Menschen wechseln. Beide Städte haben für die jungen Menschen ein vielfältigeres Angebot an pädagogischen und sozialen Aktivitäten als in Juuru selbst. Wir unterstützen die jungen Menschen, bis sie selbständig leben können. Wir helfen ihnen, ihre Schul-, Berufs- oder Universitätsausbildung abzuschließen.