Länderinformation über Bosnien und Herzegowina
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Geschichte/Politik
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Der Großteil Bosnien und Herzegowinas wird vom Dinarischen Gebirge geprägt, dessen höchster Gipfel, der Maglic mit etwa 2.400 Metern, an der Grenze zu Montenegro liegt. Die hohe Löslichkeit des Kalkgesteins führt zur Verkarstung eines großen Teiles des Landes.
Das Wasser fließt in vielen Gebieten nicht oberflächlich ab, sondern versickert und fließt unterirdisch in Höhlensystemen weiter, die Zahl ständig wasserführender Flüsse ist daher eher gering. Die längsten Flüsse sind Neretva und Save - sie bildet gleichzeitig die Nordgrenze zu Kroatien - sowie deren Nebenflüsse Bosna, Una, Drina und Vrbas. Bosnien und Herzegowina verfügt über einen 20 km langen Küstenstreifen am Adriatischen Meer.
Klima
Der größte Teil des Landes wird von kontinentalem Klima geprägt. Die Sommer sind in der Regel sehr heiß, die Winter kalt. In den höher gelegenen Landesteilen sind die kurzen Sommer kühler, die Winter lang und mitunter sehr kalt. Der schmale Küstenabschnitt ist mediterran beeinflusst. Die Temperaturen liegen dort über jenen des Landesinneren, die Winter sind regnerisch. In Sarajevo beträgt die mittlere Monatstemperatur im Januar etwa 1°C, im Juli ca. 21°C.
Fauna/Flora
Der Norden Bosnien und Herzegowinas ist dicht bewaldet, wobei in tieferen Lagen vorwiegend Laub- und Mischwälder vorkommen, die mit zunehmender Höhe in Nadelwälder übergehen. Im geschützten Perucica-Urwald erreichen Buchen, Tannen und Fichten Höhen von mehr als 60 m. In den Wäldern leben u.a. Füchse, Hirsche, Rehe und Marder.
In höheren Lagen finden auch Braunbären und Wölfe geeigneten Lebensraum. In den verkarsteten, nicht bewaldeten Regionen sind Steinböcke, Gämsen und zahlreiche Reptilien, darunter etwa die giftige Sandotter, verbreitet. Die fruchtbaren Flusstäler der Save und Drina werden landwirtschaftlich genutzt.
Geschichte/Politik
Die ersten Bewohner des heutigen Bosnien-Herzegowina waren Illyrer und Kelten. Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. gründeten die Römer die Provinz Illyrien, die später von Vandalen und Slawen beherrscht wurde, die in diesem Gebiet Grafschaften und Fürstentümer errichteten. Mitte des 12. Jahrhunderts unterwarf Ungarn Bosnien seiner Rechtssprechung, wenig später kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und häretischen Katharern.
Mitte des 13. Jahrhunderts festigte sich die Dynastie der Kotromanic, unter deren Herrschaft neue Gebiet errungen werden konnten. 1377 vergrößerte Stephan Tvrko das Staatsgebiet weiter und ernannte sich zum König Bosniens und Serbiens, später wurden auch Dalmatien und Kroatien Teil dieses Reiches.
Mitte des 15. Jahrhunderts begannen die Türken mit der Eroberung Bosniens und Serbiens, die bereits 1483 ebenso wie die Herzegowina zu türkischen Provinzen geworden waren und für die nächsten 400 Jahre blieben. Dies führte zur Entstehung eines islamischen Anteils an der slawischen Bevölkerung, die zur Elite des Landes wurde und so seit jeher religiös motivierte Konflikte entstanden. Auf dem Berliner Kongress von 1878 wurde Bosnien gegen den Willen nationalistischer lokaler Kräfte Österreich-Ungarn zugesprochen und 1908 formal an das Kaiserreich angeschlossen.
1914 ermordete eine nationalistischer serbischer Student den österreichischen Thronfolger und dessen Gemahlin, kurz darauf brach der 1. Weltkrieg aus. Nach Kriegsende 1918 wurde Bosnien-Herzegowina in das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unter König Alexander I. eingegliedert. Konflikte zwischen Kroaten und Serben führten zu nationalistischen Spannungen und zur Ermordung Alexanders, dem König Peter II. folgte.
Im 2. Weltkrieg floh Peter II. nach London, Jugoslawien wurde von Deutschland besetzt und kommunistische Kämpfer unter Josip Broz Tito begannen einen Partisanenkrieg gegen die Besatzer. Nach dem Krieg wurde der König entthront und Tito gelang es, das Land in einem Bundesstaat Jugoslawien vereint zu halten. Obwohl er Bosniern, Kroaten und Serben in Bosnien-Herzegowina die gleichen Rechte als unabhängige Volksgruppen zugestand, schwelten die Konflikten weiter und verschärften sich nach Titos Tod 1980. Als im Juni 1991 Kroaten und Slowenen ihre Unabhängigkeit erklärten, forderten viele Serben anderer Teilrepubliken die Wahrung der Einheit des serbisch dominierten jugoslawischen Staates.
Die Ernennung eines muslimischen Präsidenten der Teilrepublik Bosnien-Herzegowina, die Bildung autonomer Serben-Republiken in Bosnien und Kroatien sowie deren Ablehnung durch die bosnische Regierung führten im März 1992 zu einem bewaffneten Konflikt zwischen Serben und dem Rest der Bevölkerung. Ungeachtet der internationalen Anerkennung des unabhängigen Bosnien-Herzegowina, ging der Krieg weiter und alle internationalen Vermittlungsversuche scheiterten.
1995 erlitten die Serben empfindliche Gebietsverluste und den USA gelang es, Friedensverhandlungen zwischen Serben, Bosniern und Kroaten zu initiieren, die mit der Unterzeichnung des Abkommens von Dayton endeten. Der Krieg forderte mehr als 200.000 Todesopfer, mehr als 2 Millionen Menschen flüchteten.
1996 wurde das Amt des Präsidenten zu einem Kollegial-Organ bestehend aus drei Mitgliedern umgestaltet, die bei den Wahlen vom September 1996, an denen sich mehr als 80 Parteien beteiligten, bestimmt wurden. Der muslimische Präsident Alija Izetbegovi? führt den Vorsitz, die beiden anderen Mitglieder sind der Serbe Moncilo Krajisnik und der Kroate Kresimir Zubak.
Wirtschaft
Bosnien und Herzegowina gehörte neben Makedonien zu den ärmsten der ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens. Nach Schätzungen wurden im Bürgerkrieg etwa 80% der industriellen Anlagen zerstört, die Wirtschaft der Republik kam zeitweise nahezu zum Erliegen.
Seit der Erklärung der Unabhängigkeit ist das Land trotz der Verwüstung weiter Ackerflächen weitgehend agrarisch geprägt, es werden jedoch lediglich 20% der Ackerfläche bewirtschaftet. Bosnien verfügt über Eisen-, Kupfer- und Bauxitvorkommen, die aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht ausgebeutet werden können. Die Inflationsrate lag 2000 bei 3%, 2001 belief sich die Arbeitslosigkeit auf 40%.
Kultur
In der Hauptstadt Sarajevo findet im August ein Filmfestival statt. Im Februar und März werden im Rahmen des Winterfestivals Theater- und Musikproduktionen aufgeführt. Islamisches Kunsthandwerk, wie beispielsweise Kalligraphie, Webkunst (handgewobene Teppiche) und Arbeiten in Metall haben die vielfältige kulturelle Tradition Bosniens bereichert. Die Haggadah von Sarajevo, eine mittelalterliche Handschrift in sephardischer Sprache, ist Teil des europäischen Kulturerbes.