SOS-Kinderdorf Marina Gorka

SOS-Kinderdorf nahm seine Tätigkeit in Belarus nach der Reaktorkatastrophe von 1986 in Tschernobyl auf. Marina Gorka wurde 2002 der zweite Standort, an dem wir Kinder und Familien in Not unterstützen. Unsere Arbeit zielt darauf ab, gefährdete Familien vor der Zerrüttung zu bewahren.

Das schwere Leben in einer Übergangswirtschaft

Spielen im SOS-Kinderdorf (Foto: SOS-Archiv)

Marina Gorka ist eine Kleinstadt mit etwa 22 000 Einwohnern und liegt ca. 65 km südöstlich der Landeshauptstadt Minsk. Die Stadt gehört zum Verwaltungsbezirk Minsk, der größten und wirtschaftlich stärksten Region in Belarus. Die Gegend ist für ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Herstellung von Kleidung und Textilien bekannt. Darüber hinaus leben die Menschen in Marina Gorka von der Produktion und Verarbeitung von Fleisch und Milchprodukten sowie anderen Agrargütern.

Der Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 führte zu einer schweren Wirtschaftskrise. Trotz jüngster Fortschritte leiden die Menschen in und um Marina Gorka nach wie vor an den Folgen der wirtschaftlichen Veränderungen. Die Regierung investiert in den Wiederaufbau der Region, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. So wird beispielsweise die Wasser- und Sanitärversorgung ausgebaut. Auch in der Landwirtschaft, einer wichtigen Quelle für Einkommen und Beschäftigung, werden Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt.

Zahlreiche Familien leben dennoch weiter in großer Armut, und die jüngsten sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, die unter anderem zu einem rasanten Anstieg der Preise für Lebensmittel und andere grundlegende Güter geführt haben, bringen viele Kinder in eine prekäre Situation. Die Gemeindeverwaltung setzt sich zwar für einen besseren Kinderschutz ein, aber im Bereich der Aufklärung über Menschen- und Kinderrechte gibt es großen Nachholbedarf.

Immer mehr Kinder können nicht länger bei ihren Familien bleiben. Kinder in Fremdbetreuung leiden aufgrund der schwierigen Situationen, die sie durchlebt haben, häufig an Entwicklungsproblemen. Die meisten Kinder ohne elterliche Fürsorge werden in staatlichen Heimen untergebracht. Die Regierung ist bemüht, Abhilfe zu schaffen, und hat das SOS-Modell der familiennahen Betreuung von Kindern gemeinsam mit ihren Geschwistern übernommen.

Unterstützung für Menschen in größter Not

Trotz einiger Regierungsprogramme zum Schutz von Kindern ohne elterliche Fürsorge ist unsere Arbeit in der Region heute von ebenso großer Bedeutung wie zu Beginn unserer Tätigkeit. SOS-Kinderdorf beteiligt sich aktiv an der Verbesserung der Betreuungsstandards auf nationaler und lokaler Ebene. Die Unterstützung von Familien, die Ausbildung von Lehrpersonal, ein liebevolles Zuhause für Kinder ohne elterliche Fürsorge und die maßgeschneiderte Unterstützung für junge Menschen an der Schwelle zur Selbständigkeit bilden den Kern unserer Arbeit vor Ort.

Unsere Arbeit in Marina Gorka

Spiel unter Freunden (Foto: SOS-Archiv)

Ein zentraler Bestandteil der Arbeit von SOS-Kinderdorf in Marina Gorka ist die Unterstützung von Kindern und Familien in der lokalen Gemeinde. Diese Arbeit ist hier besonders wichtig, da zahlreiche Familien wirtschaftliche und soziale Probleme bewältigen müssen. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und anderen Anbietern unterstützen unsere Familienstärkungsprogramme Familien und Kinder in Not. Wir bieten ein umfassendes Paket an Dienstleistungen, damit Familien zusammenbleiben und gut für ihre Kinder sorgen können. Sie bekommen materielle Hilfe in Form von Nahrung und Kleidung sowie Unterstützung in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Damit Eltern für ihr Auskommen sorgen können, bieten wir Schulungen, Berufsberatungen und helfen bei der Suche nach Arbeit. Der Ausbau des Bildungssystems und der Kompetenzen des Lehrpersonals ist ebenfalls von großer Bedeutung. Im Bedarfsfall erhalten Kinder auch Nachhilfeunterricht.

Bis zu 91 Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 12 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Die Kinder aus dem SOS-Kinderdorf besuchen die Schulen und Kindergärten in der Nachbarschaft und sind daher bereits in jungen Jahren sehr gut in ihre Gemeinde integriert. In der angrenzenden Wohngegend gibt es einen Park, ein Krankenhaus und Geschäfte für die Versorgung der Kinder und Familien.

Heranwachsende, die ihren SOS-Familien entwachsen, können in das 2009 eröffnete SOS-Jugendprogramm ziehen. Sie leben dort während ihrer Ausbildung oder ihres Studiums in betreuten Wohngemeinschaften und können sich unter der Aufsicht ausgebildeter Fachkräfte auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.