SOS-Kinderdorf Nongkhai
Im Jahr 1994 konnten die ersten Kinder das SOS-Kinderdorf Nongkhai beziehen. Die Menschen in dieser nordöstlichen Provinz Thailands erhalten Unterstützung in Form einer professionellen Tagesbetreuung für Kinder berufstätiger oder alleinerziehender Eltern. Im SOS-Kindergarten werden sie durch ausgebildete Tagesmütter und Erzieherinnen betreut. Darüber hinaus finden bis zu 120 Kinder in elf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause.
Eine arme Provinz an der Grenze zu Laos
Die Menschen im Nordosten Thailands leben überwiegend von der Landwirtschaft und der alten Tradition der Handwerkskunst. Nongkhai liegt am Mekong, dem Grenzfluss zwischen Thailand und Laos. Der Handel mit Laos ist eine wichtige Quelle für Einkommen und Beschäftigung. Die laotische Hauptstadt Vientiane liegt nur knapp 20 km entfernt auf der anderen Seite des Flusses.
Während und kurz nach dem Bau der „Brücke der Freundschaft“ über den Mekong in den 1990er Jahren erlebte Nongkhai einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die asiatische Wirtschaftskrise hat die Region jedoch besonders hart getroffen. Viele Familien leben heute in Armut. Der Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt. Nongkhai ist dennoch ein beliebtes Ziel für Touristen. Der Tourismus ist zu einer tragenden Säule für die Wirtschaft geworden.
Die Grenzlage Nongkhais hat nicht nur den Handel mit Laos belebt. Auch illegale Aktivitäten, wie zum Beispiel der Menschenhandel, sind hier weit verbreitet. Kinder aus Myanmar, Kambodscha, China, Laos und Vietnam werden zur kommerziellen sexuellen Ausbeutung nach Thailand gebracht, müssen betteln, Kleinwaren auf den Straßen der Großstädte verkaufen oder als Hausangestellte arbeiten. Obwohl die Regierung einige Gesetze zum Verbot dieser illegalen Aktivitäten erlassen hat, ist ihre praktische Umsetzung sehr problematisch.
SOS-Kinderdorf unterstützt Kinder im Nordosten Thailands
Kinder müssen häufig Touristen um Geld anbetteln oder ihren Eltern bei der Feldarbeit helfen, um zum Einkommen ihrer Familien beizutragen. Sie arbeiten jeden Tag viele Stunden und haben keine Zeit für die Schule. Bei der Arbeit sind sie Pestiziden ausgesetzt - von denen einige krebserregend sind - und müssen häufig gefährliche Maschinen bedienen. Manche werden dabei schwer verletzt, andere kommen sogar ums Leben. Die Kinder der ethnischen Minderheiten, der Staatenlosen oder Migranten müssen meist die schlimmsten Formen der Kinderarbeit verrichten.
SOS-Kinderdorf beschloss den Bau eines SOS-Kinderdorfs in Nongkhai, um den Familien in dieser nordöstlichen Provinz und ihren Kindern zu helfen. Das Dorf liegt im Regierungsbezirk der Provinzhauptstadt. In der näheren Umgebung findet man Märkte, Schulen und Krankenhäuser.
Unsere Arbeit in Nongkhai
Unsere Organisation unterstützt die Familien der Gemeinde unter anderem durch die Tagesbetreuung im SOS-Kindergarten. Für berufstätige und alleinerziehende Eltern ist das Angebot einer sicheren und zuverlässigen Tagesbetreuung von großer Bedeutung. So bleiben ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt zurück.
Kinder, die nicht länger von ihren Familien versorgt werden können, finden in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause, in dem sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut werden. Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen den SOS-Kindergarten und die nahegelegenen Schulen gemeinsam mit Kindern aus der Gemeinde und sind daher gut in ihre Umgebung integriert. Das ist für ihre spätere Eingliederung in die Gesellschaft als Erwachsene wichtig.
SOS-Kinderdorf bietet darüber hinaus eigene Jugendprogramme. Die Heranwachsenden können in einem Jugendhaus leben, während sie eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Mit der Unterstützung ausgebildeter Fachkräfte entwickeln sie Perspektiven für ihre Zukunft, lernen Verantwortung zu tragen und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen.