SOS-Kinderdorf Medan
SOS-Kinderdorf begann seine Arbeit in Medan nach dem Tsunami von 2004 mit der Unterstützung für die Opfer der Katastrophe und die Betreuung unbegleiteter Kinder. Heute helfen wir Familien, die von Zerrüttung bedroht sind, und bieten Kindern ohne elterliche Fürsorge ein liebevolles Zuhause.
Eine schreckliche Naturkatastrophe und ihre Folgen
Am Morgen des 26. Dezember 2004 wurde die Küstenregion des Indischen Ozeans von einem verheerenden Tsunami getroffen. Das Epizentrum lag nahe der Stadt Banda Aceh. Mehr als 130 000 Menschen kamen in Indonesien ums Leben, noch viele mehr wurden obdachlos, und Tausende Kinder wurden von ihren Eltern getrennt. Medan, die Hauptstadt der Provinz Nord-Sumatra und viertgrößte Stadt Indonesiens, war weniger betroffen als die Städte Banda Aceh und Meulaboh im Westen des Landes. Nach der Naturkatastrophe flohen daher zahlreiche Bewohner anderer Regionen nach Medan.
Medan ist ein bedeutendes Wirtschaftszentrum der Provinz. Daher ziehen immer mehr Menschen in die Stadt. Viele von ihnen haben weder Bildung noch berufliche Qualifikationen und müssen auf dem informellen Sektor, beispielsweise als Straßenverkäufer, arbeiten. Zahlreiche Familien zerbrechen am täglichen Kampf ums Überleben. Die meisten Kinder in unserer Obhut haben nur ein Elternteil. Besonders alleinerziehende Mütter haben es schwer, Arbeit zu finden und für ihre Kinder zu sorgen. Viele Kinder werden zum Arbeiten gezwungen, damit sie etwas Geld nach Hause bringen. Der tägliche Überlebenskampf lässt keine Zeit für den Schulbesuch.
Hilfe und Unterstützung für Opfer des Tsunami
Nach dem Tsunami bot SOS-Kinderdorf Soforthilfe für traumatisierte Kinder und obdachlose Familien. Wir versuchten, so vielen Kinder wie möglich zu helfen und ihre Verwandten zu finden, um Familien wieder zu vereinen. Darüber hinaus haben wir durch den Wiederaufbau von über 500 Familienhäusern und einigen Gemeindezentren in der Nähe von Banda Aceh und Meulaboh der lokalen Bevölkerung Unterstützung geleistet. Großzügige Spenden und die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden ermöglichten schließlich den Bau von drei neuen SOS-Kinderdörfern in Banda Aceh, Medan und Meulaboh. Angesichts des zunehmenden Bevölkerungswachstums in Medan wurden unsere Aktivitäten in der Region ausgeweitet und an die veränderten Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung angepasst.
Unsere Arbeit in Medan
Im Jahr 2005 startete SOS-Kinderdorf Indonesien seine ersten Familienstärkungsprogramme. Gemeinsam mit den lokalen Behörden unterstützen wir Familien, die von Zerrüttung bedroht sind und deren Kinder Gefahr laufen, die elterliche Fürsorge zu verlieren. Im SOS-Sozialzentrum Medan bieten wir Beratungen, Gemeinschaftshilfe und psychologischen Beistand. Wir ermöglichen Kindern den Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung und psychosozialer Betreuung. Familien erhalten Nahrung oder werden bei der Einkommensförderung und Behördengängen unterstützt. Durch die Teilnahme an Workshops und Selbsthilfegruppen werden die elterlichen Kompetenzen und das Bewusstsein für Kinderrechte erweitert. Darüber hinaus werden im SOS-Kindergarten bis zu 90 Kinder betreut. Für berufstätige Eltern ist es von großer Bedeutung, ihre Kinder in professioneller Obhut zu wissen, damit sie während der Arbeitszeiten nicht unbeaufsichtigt zurückbleiben.
Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in einer der 15 SOS-Familien in Medan ein liebevolles Zuhause. Im SOS-Kindergarten werden sie gemeinsam mit Kindern aus der Gemeinde betreut. Später besuchen sie die nahegelegenen Schulen und sind dadurch gut in ihre Umgebung integriert.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie ihre Zukunft planen, Verantwortung zu übernehmen lernen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorbereiten.