SOS-Kinderdorf Puducherry
SOS-Kinderdorf ist seit 1963 in Indien tätig. Unsere Angebote wurden bald auf das ganze Land ausgedehnt. Im Jahr 2004 leisteten wir Soforthilfe für die Opfer des Tsunami, und seit 2008 erhalten notleidende Familien in Puducherry langfristige Unterstützung.
Kinder müssen häufig die Schule abbrechen und zum Familieneinkommen beitragen
Das SOS-Kinderdorf Puducherry liegt im Vorort Pillayarkuppam etwa 20 km vom Stadtzentrum und ungefähr zwei km vom Meer entfernt. Puducherry gehört zur südindischen Provinz Tamil Nadu. In der Vergangenheit lebten die meisten Menschen vom Ackerbau und vom Fischfang. Der Tsunami von 2004 hatte in der Region schwere Verwüstungen angerichtet und nicht nur Häuser, sondern auch Boote und Fischernetze und damit die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen zerstört.
Dank des Wiederaufbauprogramms nach dem Tsunami, an dem auch SOS-Kinderdorf beteiligt war, konnten sich die Bewohner der Region eine neue Existenzgrundlage schaffen. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich verändert: heute arbeiten mehr Menschen in der Industrie und im Dienstleistungssektor, vor allem in der Tourismusbranche.
Im Dezember 2011 wurde die Region vom Zyklon Thane getroffen. Zahlreiche Häuser und Straßen wurden zerstört. Auch viele Familien in unserem SOS-Familienstärkungsprogramm verloren ihre Bleibe, da sie in strohgedeckten Lehmhütten gelebt hatten. Wieder half SOS-Kinderdorf beim Wiederaufbau der Häuser und der Sicherung einer neuen Existenzgrundlage.
Etwa ein Fünftel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die meisten Slumbewohner haben keinen Zugang zu Basisdienstleistungen wie einer Abfallentsorgung, sauberem Trinkwasser oder sanitären Einrichtungen und sind dadurch Krankheiten und Umweltbelastungen ausgesetzt. Die Verbrechensrate ist hoch und es gibt zu wenige Schulen und Krankenhäuser.
Viele städtische Arme kämpfen täglich ums Überleben. Die körperliche und emotionale Entwicklung von Kindern, die in solchen Verhältnissen aufwachsen, ist ernsthaft gefährdet. Besonders Mädchen und Frauen leiden an Diskriminierung. Mädchen aus armen Familien gehen seltener zur Schule und werden nicht immer medizinisch versorgt. Die Geschlechterungleichheit macht sich auch in der Alphabetisierungsrate bemerkbar: während 92,1 Prozent der Männer lesen und schreiben können, sind es bei den Frauen nur 80,4 Prozent.
Hilfe für die lokale Bevölkerung nach der Naturkatastrophe
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in der Region nach dem Tsunami von 2004. Nachdem klar geworden war, wie viele Kinder die elterliche Fürsorge verloren hatten, traten die lokalen Behörden mit der Bitte an uns heran, ein langfristiges Programm zur familiennahen Betreuung ins Leben zu rufen und dadurch Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Traumata zu verarbeiten.
Unsere Arbeit in Puducherry
Ein zentraler Bestandteil der Arbeit von SOS-Kinderdorf in Puducherry ist die Unterstützung von sozial und wirtschaftlich benachteiligten Kindern und Familien aus der Region. Unsere Sozialzentren bieten im Rahmen des Familienstärkungs-programms ein umfassendes Angebot an Hilfsmaßnahmen, damit Familien vor der Zerrüttung bewahrt werden und gut für ihre Kinder sorgen können.
Neben der Tagesbetreuung im SOS-Kindergarten leisten wir Aufklärung über Hygiene und Kinderrechte und fördern den Ausbau der elterlichen Kompetenzen. Familien erhalten Nahrung und Bildungshilfen sowie medizinische Beratungen und Behandlungen.
Zur Einkommensförderung der Eltern bieten wir Berufsbildungskurse, Berufsberatung und Hilfe bei der Suche nach Arbeit. Wenn es keine Selbsthilfegruppen gibt, tragen wir zu ihrer Gründung bei. Einige Familien können jetzt dank unserer Unterstützung Einkünfte erwirtschaften, in dem sie Kleidung und Schmuck herstellen und verkaufen, Kühe oder Ziegen halten oder kleine Geschäfte führen.
Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in 15 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Die Kinder besuchen die nahegelegenen Kindergärten und Schulen zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft und sind dadurch bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Die Kinder aus den SOS-Familien nehmen an Veranstaltungen der Gemeinde teil, und unsere Freizeitangebote stehen auch den Kindern aus der lokalen Bevölkerung offen.