SOS-Kinderdorf Khajuri Kalan
SOS-Kinderdorf ist seit 1963 in Indien tätig. Unsere Arbeit wurde rasch auf das ganze Land ausgedehnt. In Khajuri Kalan sind wir seit dem Jahr 2004 vertreten und unterstützen Kinder mit Behinderungen, damit sie in Würde aufwachsen und leben können.
Viele Kinder mit Behinderungen werden sozial ausgegrenzt
Laut Angaben von UNICEF leben weltweit ca. 150 Millionen Kinder mit Behinderungen. Ihre Zahl ist in den Entwicklungsländern höher als in den Industrienationen. Obwohl es keine verlässlichen Angaben über die Zahl der indischen Kinder mit Behinderungen gibt, gehen einige Schätzungen davon aus, dass etwa sechs bis zehn Prozent aller Kinder in Indien mit einer Behinderung geboren werden.
Viele dieser Behinderungen wären vermeidbar, wenn Mütter während der Schwangerschaft und nach der Geburt besser medizinisch versorgt würden und Zugang zu Ernährungsberatung, Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser hätten. Vor allem die Menschen in Armut haben nur begrenzten Zugang zu Frühinterventionsprogrammen. Heranwachsende und junge Menschen laufen Gefahr, durch Arbeitsunfälle oder Risikoverhalten Behinderungen zu erleiden. Kinder mit Behinderungen werden häufig ausgebeutet, missbraucht und Opfer von Kinderhändlern.
Trotz einer wachsenden Behindertenrechtsbewegung sind Menschen mit Behinderungen in Indien auch heute noch gesellschaftlich stigmatisiert. Unter ihnen sind mehr Analphabeten und Arbeitslose als beim Rest der Bevölkerung zu finden.
Bedauerlicherweise empfinden Familien ein Kind mit Behinderungen häufig als Last, wodurch die Kinder noch stärker ausgegrenzt werden und somit keine Chance auf ein Leben in Würde haben. Zahlreiche Kinder mit Behinderungen besuchen keine Schule. Das trifft vor allem auf spezifische Behinderungsformen zu - beispielsweise sind über 60 Prozent der Kinder mit Mehrfachbehinderungen zwischen sechs und dreizehn Jahren und fast die Hälfte aller Kinder dieser Altersgruppe mit geistigen Behinderungen nicht eingeschult. Familien erhalten nur selten Unterstützung, damit sie ihre Kinder zur Schule schicken können. Darüber hinaus sind viele Schulen nicht behindertengerecht ausgestattet, und es gibt nur selten technische Lernhilfen für Kinder mit speziellen Bedürfnissen.
Liebevolle Fürsorge und besondere Unterstützung für Kinder mit Behinderungen
SOS-Kinderdorf Indien war mehrfach darum gebeten worden, ein Projekt für Kinder mit Behinderungen ins Leben zu rufen. Es gab zu wenige Organisationen für Kinder mit geistigen oder körperlichen Behinderungen. Daher wurde die Errichtung eines behindertengerechten SOS-Kinderdorfes beschlossen. Die Regierung des Staates Madhya Pradesh stellte uns dafür etwa 40 km von der Stadt Bhopal entfernt ein Grundstück zur Verfügung.
Unsere Arbeit in Khajuri Kalan
Unsere Arbeit in Khajuri Kalan konzentriert sich speziell auf das Angebot eines liebevollen Zuhauses, medizinischer Betreuung sowie die Aus- und Fortbildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen. Es gibt 14 Familienhäuser, die speziell auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet sind. Das Schlafzimmer der SOS-Mutter ist beispielsweise groß genug für ein bis zwei zusätzliche Kinderbetten, wenn Säuglinge rund um die Uhr betreut werden müssen. Alle Räume, vor allem die Badezimmer, können mit Rollstühlen und Gehhilfen genutzt werden. Darüber hinaus wird jede SOS-Mutter von einer zusätzlichen Betreuungsperson unterstützt, die für die Fürsorge von Kindern mit Behinderungen speziell ausgebildet ist.
Einige Kinder besuchen die Schulen in der Umgebung, während andere im SOS-Hermann Gmeiner Schule betreut werden. Neben speziellen schulischen Angeboten können Kinder bei Bedarf im medizinischen Zentrum an Physiotherapie, Hydrotherapie und Sprachtherapie teilnehmen.
Für Heranwachsende bietet unsere Organisation auch eine Berufsausbildung im Handwerk sowie in der landwirtschaftlichen Erzeugung und Verarbeitung. Die jungen Erwachsenen helfen unter anderem bei der Ernte von Weizen, Soja und anderen Gemüsepflanzen. Bis zu 50 junge Menschen können in unsere Jugendeinrichtung ziehen, in der sie während ihres Studiums, ihrer Berufsausbildung oder zu Beginn ihrer Erwerbstätigkeit von ausgebildeten Fachkräften unterstützt werden.