SOS-Kinderdorf Dehradun
SOS-Kinderdorf ist seit 1963 in Indien tätig. Unsere Angebote wurden bald auf das ganze Land ausgedehnt. An unserem Standort Dehradun im Norden von Indien unterstützen wir tibetische Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen und sich hier angesiedelt haben.
Wachsender Zustrom tibetischer Flüchtlinge führt zu Ressourcenknappheit
Das SOS-Kinderdorf Dehradun liegt in der Kleinstadt Rajpur etwa zehn km von Dehradun, der Hauptstadt des nordindischen Bundesstaates Uttarakhand, entfernt.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatte die Stadt aufgrund der Expansion des Handelssektors und der IT-Branche ein deutliches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Auch der Tourismus stellt eine wichtige Quelle für Einkommen und Beschäftigung dar.
In der Umgebung von Dehradun leben zahlreiche Familien, die aus Tibet stammen. Die ersten Flüchtlinge kamen 1959 in die Region. Die nahegelegene tibetische Siedlung Dekyiling wurde offiziell im Jahr 1981 gegründet. Seither sind vor allem nach weiteren Unruhen in Tibet immer neue Migranten nach Dehradun gekommen. Darüber hinaus werden viele Kinder aus Tibet von ihren Familien nach Indien geschickt, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, ihnen eine tibetische Ausbildung zu ermöglichen.
Die tibetische Zentralverwaltung (auch tibetische Regierung im Exil genannt) versucht, die tibetische Kultur zu bewahren und zu fördern. Sie leitet eigene Schulen und Gesundheitszentren, bietet Berufsbildungskurse und vergibt Kleinkredite, damit Arbeitslose und junge Menschen eigene Einkünfte erwirtschaften können. Aufgrund des anhaltenden Flüchtlingsstroms aus Tibet herrscht jedoch ein zunehmender Mangel an Ressourcen.
Die meisten Tibeter in Dehradun und Umgebung arbeiten in der Herstellung und dem Verkauf von traditionellen tibetischen Kunstgegenständen an Touristen. Trotz aller einkommensschaffenden Maßnahmen ist die Arbeitslosigkeit in der Region nach wie vor sehr hoch. Infolgedessen haben immer mehr Familien Schwierigkeiten, sich und ihre Kinder ausreichend zu versorgen. Die Flüchtlinge aus Tibet waren in ihrer Heimat häufig Opfer von Repressionen und Gewalt. Ihre seelischen Narben bleiben, auch wenn sie versuchen, sich mit ihren Familien in einer fremden Umgebung ein neues Leben aufzubauen.
Unterstützung für tibetische Kinder im Exil
Im Jahr 1962 wurde das SOS-Kinderdorf Tibetan Homes Mussoorie eröffnet. Da immer mehr Flüchtlinge in die Region kamen und das Kinderdorf nicht alle Kinder aufnehmen konnte, wurde direkt angrenzend ein zweites Kinderdorf namens Mussoorie-Happy Valley eröffnet. Mitte der 1990er Jahre waren jedoch beide Programme ausgelastet, so dass zusätzlich das SOS-Kinderdorf Dehradun etwa 35 km von Mussoorie entfernt errichtet wurde. Die tibetische Gemeinschaft hatte hier bereits eine eigene Schule gebaut, die von der Tibetan Homes Foundation geleitet wird.
Alle Kinder in unserer Obhut haben die elterliche Fürsorge verloren. Ihre Eltern sind entweder verstorben oder leben in Tibet, in anderen Landesteilen oder im Ausland.
Unsere Arbeit in Dehradun
Das SOS-Kinderdorf Dehradun leitet eine Kindertagestätte sowie eine Grund- und Sekundarschule und ein Berufsbildungszentrum. Gefährdete Kinder aus der Region erhalten eine familiennahe Betreuung.
Kinder ohne elterliche Fürsorge können gemeinsam mit ihren Geschwistern in einer SOS-Familie aufwachsen. Angesichts der großen Zahl verwaister und verlassener Kinder können manche SOS-Familien für Tibeter aus dreißig oder mehr Mitgliedern bestehen. Junge Menschen leben in betreuten Wohngemeinschaften, während sie eine Berufsausbildung oder ein Studium absolvieren. Sie werden unter anderem für die Arbeit in der Tourismusbranche ausgebildet.
Kinder aus dem SOS-Kinderdorf und den Familien aus der Nachbarschaft besuchen zusammen den SOS-Kindergarten, der nach der Montessori-Methode geleitet wird. Eltern können ihre Kinder in unsere professionelle Obhut geben, während sie arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren. Ältere Kinder werden in der Grund- und Sekundarschule von SOS-Kinderdorf nach traditionellem tibetischem Glauben unterrichtet.
In Dehradun gibt es auch ein SOS-Berufsbildungszentrum. An dieser technischen Fachschule werden Kurse in Metallverarbeitung und Betriebswirtschaft angeboten.