SOS-Kinderdorf Bhubaneshwar
SOS-Kinderdorf ist seit 1963 in Indien tätig. Unsere Angebote wurden bald auf das ganze Land ausgedehnt und 1991 auch in Bhubaneswar aufgenommen. Der Bundesstaat Orissa gehört zu den ärmsten Regionen Indiens. Trotz aller Bemühungen der Regierung sinken die Armutsraten langsamer als in anderen Landesteilen. Orissa wird häufig von Naturkatastrophen wie Zyklonen und Überschwemmungen heimgesucht.
Immer mehr Familien leben in Armut
Bhubaneswar ist die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Orissa, hat rund 800 000 Einwohner und ist ein wichtiges wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region. Die Infrastruktur und Sozialleistungen konnten mit dem jüngsten Bevölkerungswachstum der Stadt nicht mithalten. Wie so viele Städte in Indien ist auch Bhubaneswar eine Stadt voller Kontraste und einer enormen Kluft zwischen arm und reich. Zahlreiche Menschen kommen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Stadt, aber nicht alle schaffen es, ihre Situation zu verbessern. Die Menschen mit höherem Bildungsniveau können in den zahlreichen Industriezweigen eine Arbeit zu finden, darunter im wachsenden IT-Sektor, und ihre Lebensbedingungen daher verbessern. Zuwanderer ohne Bildung oder aus den ländlichen Gebieten fristen meist in den Elendsvierteln der Stadt ein Leben in Armut.
Der Bundesstaat Orissa zählt zu den ärmsten Regionen des Landes. Die Armutsraten sinken langsamer als in anderen Teilen Indiens. Geschätzte 40 Prozent der Stadtbevölkerung leben in Armut. Trotz aller Regierungsprogramme ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch. In Bhubaneswar gibt es Schätzungen zufolge mehr als 370 Slums, in denen drei Millionen Menschen leben.
Kinder leiden am meisten an den sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Mangelernährung und Krankheiten sind weit verbreitet, vor allem wenn Familien keinen Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung haben. Zahlreiche Kinder gehen nicht zur Schule, sondern versuchen auf der Straße etwas Geld für ihre Familien aufzutreiben. Besonders Mädchen werden häufig diskriminiert und misshandelt. Ihre Schulabbruchsrate ist deutlich höher als bei Jungen. Noch größer ist die Gefahr der Verschleppung. Die meisten Opfer von Menschenhändlern sind junge Mädchen, die mit falschen Versprechungen von gutbezahlter Hausarbeit angelockt werden, aber in Wirklichkeit zur Prostitution gezwungen werden.
Enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde mit dem Ziel der Selbstversorgung
SOS-Kinderdorf hat seit Beginn seiner Tätigkeit von den lokalen Behörden Unterstützung erfahren. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Stärkung gefährdeter Familien, um sie vor der Zerrüttung zu bewahren. Wir arbeiten eng mit lokalen Dienstleistern und Basisorganisationen zusammen, um notleidende Familien zu identifizieren und ihnen bedarfsgerechte Unterstützung für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen zu bieten.
Unsere Arbeit in Bhubaneswar
Ein zentraler Bestandteil der Arbeit von SOS-Kinderdorf in Bhubaneswar ist die Unterstützung von Kindern und Familien aus der Umgebung. Das Familienstärkungsprogramm unserer SOS-Sozialzentren bietet ein umfassendes Angebot an Hilfsmaßnahmen, damit Familien vor der Zerrüttung bewahrt werden und gut für ihre Kinder sorgen können. Neben der Tagesbetreuung der Kinder im SOS-Kindergarten leisten wir Aufklärung über Hygiene und Kinderrechte und helfen Familien beim Ausbau der elterlichen Kompetenzen. Notleidende Familien erhalten Nahrung, pädagogischen Beistand und medizinische Behandlungen. Zur Einkommensförderung der Eltern bieten wir Berufsbildungskurse, Berufsberatung und Hilfe bei der Suche nach Arbeit. Wenn es keine Selbsthilfegruppen gibt, tragen wir zu ihrer Gründung bei. Aufgrund der hohen Analphabetenrate bieten wir Alphabetisierungskurse, die vor allem von Müttern besucht werden.
Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in einer der 15 SOS-Familien ein neues Zuhause, in dem sie gemeinsam mit ihren Geschwistern aufwachsen können. Wenn nötig, bietet der SOS-Kindergarten Tagesbetreuung für kleine Kinder. Die Kinder nehmen an zahlreichen Aktivitäten der Gemeinde teil, und unsere Angebote stehen ebenso der lokalen Bevölkerung offen. Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können in die SOS-Jugendeinrichtungen ziehen und werden von qualifizierten Fachkräften durch diese neue Lebensphase begleitet, in der sie eine Berufsausbildung beginnen, ein Studium aufnehmen oder sich eine Arbeit suchen. Sie werden ermutigt, eigene Zukunftsperspektiven zu entwickeln, lernen Verantwortung zu tragen und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen.