SOS-Kinderdorf Alibaug
SOS-Kinderdorf ist seit 1963 in Indien tätig. Unsere Angebote wurden bald auf das ganze Land ausgedehnt und 2010 auch in Alibaug nahe Mumbai aufgenommen. Die lokalen Gemeinden gehören zu den ärmsten in ganz Indien. Die wachsende Zersiedlung des Stadtgebietes von Mumbai bedroht die Lebensgrundlage der Menschen in Alibaug.
Bevölkerungswachstum der letzten zehn Jahre lag bei über 19 Prozent
Die Küstenstadt Alibaug liegt im Bezirk Raigad des Bundesstaates Maharashtra in Zentral-Westindien etwa 30 km südlich von Mumbai und ist zu Wasser und zu Lande erreichbar. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt vom Tourismus, die zahlreichen Naturschönheiten und Kulturstätten locken zahlreiche Besucher an. In der Vergangenheit lebten die Menschen von der Landwirtschaft und vom Fischfang. In jüngster Zeit ist auch eine fortschreitende Industrialisierung zu beobachten.
Zahlreiche Landesbewohner aus anderen Teilen Indiens kommen auf der Suche nach einem besseren Leben in den Bundestaat Maharashtra und somit auch nach Raigad. Nach der Volkszählung von 2011 lag das Bevölkerungswachstum des Bezirks in den letzten zehn Jahren bei über 19 Prozent. Die Armut ist weit verbreitet; besonders Menschen ohne Arbeit, Schwerkranke und Obdachlose sind betroffen, aber auch Teile der Erwerbsbevölkerung leben in Armut, darunter die Mehrheit der Tagelöhner und handwerkliche Kleinbetriebe. Zahlreiche Menschen sind auf Unterstützung angewiesen, um ihre Lebensgrundlage zu sichern.
Frauen und Kinder leiden in besonderem Ausmaß an den Folgen der Armut. Kinder, die in frauengeführten Haushalten aufwachsen, sind extrem gefährdet. Da Mädchen meist sehr früh die Schule abbrechen, haben sie als Frauen kaum Chancen, den Armutszyklus zu durchbrechen.
Zahlreiche Familien in der Umgebung des SOS-Kinderdorfs gehören zur Gemeinde der Katkari. Dieser Volksstamm zählt zu den schwächsten Bevölkerungsgruppen Indiens. Die Stammesmit-glieder haben eine geringe Lebenserwartung und werden von weiten Teilen der Bevölkerung diskriminiert. Darüber hinaus hat Maharashtra eine der höchsten HIV/AIDS-Prävalenzraten des Landes zu verzeichnen. Schätzungen zufolge sind in der Region etwa 25 000 Kinder infiziert. Nach jüngsten Berichten werden Familien, die an AIDS erkrankt sind, auch heute noch gesellschaftlich stigmatisiert und Erwachsene wie Kinder im täglichen Leben häufig benachteiligt.
Wege zur Unterstützung gefährdeter Familien in einer wachsenden Metropole
SOS-Kinderdorf hatte schon lange den Beginn seiner Aktivitäten im Großraum Mumbai geplant, um der großen Zahl von Kindern in Not zu helfen. Aufgrund des rasanten Bevölkerungs-wachstums der Stadt waren jedoch alle geeigneten Grundstücke auf dem Festland sehr teuer. Daher beschlossen wir, das Kinderdorf in Alibaug zu errichten. Der Ort ist regelmäßig vom Festland aus mit der Fähre zu erreichen. Hier werden Kinder aus den umliegenden Gemeinden und auch aus Mumbai betreut. Alle wichtigen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser und Märkte liegen in unmittelbarer Nähe des SOS-Kinderdorfes.
Unsere Arbeit in Alibaug
Die Bekämpfung der Armut und die Vermeidung der Zerrüttung von Familien zählen zu den obersten Prioritäten der Arbeit im SOS-Kinderdorf Alibaug. Das Familienstärkungsprogramm ermöglicht vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern das Aufwachsen in einem liebevollen familiären Umfeld. Dafür sichern wir den Zugang zur Grundversorgung für die gesunde Entwicklung der Kinder (darunter Bildung, Nahrung und medizinische Betreuung) und unterstützen Familien, damit sie ihre Kinder schützen und ausreichend versorgen können.
Darüber hinaus leisten wir Aufklärung über Hygiene und Kinderrechte und fördern den Ausbau der elterlichen Kompetenzen. Alleinerziehende Mütter erhalten eine Ausbildung und Hilfe bei der Einkommensförderung. Gefährdete Frauen aus der Gemeinde können Nähkurse besuchen oder Zierkerzen und kleine Gegenstände aus Jute zum Verkauf anfertigen. Wenn nötig, kann der SOS-Kindergarten Tagesbetreuung für Kleinkinder anbieten.
Kinder, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in einer der 14 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Sie besuchen die nahegelegenen Schulen zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft, verbringen ihre Freizeit auf dem Spielplatz und nehmen an den Veranstaltungen der Gemeinde teil.