SOS-Kinderdorf Tiflis
SOS-Kinderdorf begann seine Unterstützung für notleidende Kinder, Jugendliche und Familien in Georgien in der Hauptstadt Tiflis. Obwohl die Planungen bereits in den frühen 1990er Jahren begonnen hatten, konnte aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Instabilität des Landes die Arbeit erst 1996 aufgenommen werden.
Die Region erholt sich von den jüngsten wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen
Die georgische Hauptstadt Tiflis liegt im Osten des Landes und hat etwa 1,2 Millionen Einwohner verschiedenster Herkunft. Tiflis ist ein bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Die Baubranche, der Grundstücksmarkt, das Transport- und Kommunikationswesen sowie der Tourismus stellen die wichtigsten Säulen der Wirtschaft dar.
Die Lebensbedingungen der Menschen in Tiflis sind in vielerlei Hinsicht besser als in anderen Landesteilen: es wurden größere Investitionen in die Infrastruktur getätigt, und die Armutsrate liegt unter dem georgischen Durchschnitt. Dennoch sind bei weitem nicht alle Probleme gelöst - so zählt die Arbeitslosenrate zu den höchsten im ganzen Land.
Offiziellen Angaben zufolge leben in Tiflis über 32 000 Familien am Rande der Armutsgrenze und etwa 17 Prozent aller Kinder, vor allem Kinder arbeitsloser Eltern oder aus kinderreichen Familien mit zwei oder mehr Kindern, in Armut. Die Armut hat schwere Folgen für alle Lebensbereiche der Kinder: sie leiden vermehrt an gesundheitlichen Problemen (einschließlich Mangelernährung) und erzielen schlechtere schulische Leistungen. Da viele Familien weder für das körperliche noch das geistige Wohl ihrer Kinder sorgen können, müssen viele von ihnen Kinderarbeit verrichten oder werden Opfer sexuellen Missbrauchs, wenn sie ihre Tage auf der Straße verbringen.
Kinder von Vertriebenen, die aufgrund politischer Konflikte nach Tiflis gekommen waren, leben unter besonders prekären Bedingungen. In Tiflis leben schätzungsweise 96 700 Binnenflüchtlinge (Zahlen vom Dezember 2011); sie hausen meist in überfüllten, menschenunwürdigen Behausungen ohne Aussicht auf Beschäftigung. Ihre Kinder leiden an gesellschaftlicher Stigmatisierung und Ausgrenzung.
Unterstützung für notleidende Familien und ein liebevolles Zuhause für Kinder
Obwohl die Regierung einige Programme zum Schutz der Kinder ohne elterliche Fürsorge ins Leben gerufen hat, kommt diese Hilfe bei den Betroffenen häufig nicht an. Kinder ohne elterliche Fürsorge landen meist in staatlichen Heimen. Die Unterstützung gefährdeter Familien und junger Menschen an der Schwelle zur Unabhängigkeit sowie ein liebevolles Zuhause für Kinder, deren Familien nicht für sie sorgen können, bilden das Herzstück unserer Arbeit in diesem Land, in dem zahlreiche Menschen in Armut leben.
Unsere Arbeit in Tiflis
Das SOS-Kinderdorf Tiflis liegt im Westen der Hauptstadt auf dem Nuzubidse-Hochplateau etwa 8 km vom Stadtzentrum entfernt. Ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit ist die Unterstützung von Kindern und Familien aus der Gemeinde.
Gemeinsam mit den lokalen Behörden und anderen Dienstleistern bieten unsere Familienstärkungsprogramme umfassende Unterstützungsmaßnahmen, damit Familien zusammenbleiben und ausreichend für ihre Kinder sorgen können. Familien erhalten Zugang zum Bildungssystem und werden medizinisch versorgt. Eltern können an beruflichen Weiterbildungen und Berufsberatungen zur Einkommensförderung teilnehmen und werden bei der Suche nach Arbeit unterstützt.
Bis zu 84 Kinder, die nicht länger von ihren Familien versorgt werden können, finden bei einer SOS-Mutter in einer der zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Die SOS-Mütter sind speziell geschult, damit sie den Kindern in ihrer Obhut ein fürsorgliches und stabiles Umfeld bieten können. Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen die nahegelegenen Schulen gemeinsam mit den Kindern aus der Gemeinde und sind dadurch gut in ihre Umgebung integriert.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen, können für die Zeit ihrer Ausbildung oder ihres Studiums in das SOS-Jugendprogramm umsiedeln. Unter der Aufsicht ausgebildeter Fachkräfte lernen sie Verantwortung zu übernehmend und eigene Entscheidungen zu treffen.