SOS-Kinderdorf Kaifeng
SOS-Kinderdorf ist seit Mitte der 1980er Jahre in China tätig. Unsere Angebote wurden rasch auf das ganze Land ausgedehnt. Das Kinderdorf Kaifeng wurde 1997 eröffnet. China hat seit Beginn unserer Tätigkeit zahlreiche Veränderungen durchlaufen. Der Bedarf an Unterstützung für bedürftige Kinder und Familien ist jedoch heute noch genauso groß wie vor dreißig Jahren.
Hunderttausende leben nach wie vor in Armut
Kaifeng liegt in der Provinz Henan etwa 10 km südlich des Gelben Flusses. Die Stadt war sieben Dynastien lang die Hauptstadt des Chinesischen Reiches und gilt als eine der Geburtsstätten der antiken chinesischen Zivilisation. Die historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten locken zahlreiche Besucher an.
Die lokale Regierung hofft, den Tourismus weiter auszubauen und durch die Einnahmen den Lebensstandard der Bevölkerung steigern zu können. Die Landwirtschaft, die Industrie und der Handel bieten ebenfalls zahlreichen Menschen Beschäftigung. Im Vergleich zu anderen Provinzen ist Henan dennoch relativ verarmt. Die benachbarten Provinzen an der Küste sind hingegen im Aufschwung begriffen, und viele Menschen aus Henan wandern auf der Suche nach einem besseren Leben in die Küstenregionen ab.
Berichten zufolge erhalten Regionen wie Henan kaum offizielle Unterstützung bei der Armutsbekämpfung. Die Menschen in den ländlichen Regionen des Landes leben unter besonders prekären Bedingungen, aber in Städten wie Kaifeng ist auch die städtische Armut weit verbreitet.
Die Kinder der Region sind am stärksten von den Folgen der wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen betroffen. Kinderreiche Haushalte, Familien, in denen Eltern arbeitslos oder unterbeschäftigt sind oder einen niedrigen Bildungsgrad aufweisen, sind in besonderem Maße armutsgefährdet. Obwohl in zahlreichen Regionen die Schulgebühren abgeschafft worden sind, können sich manche Eltern weder Unterrichtsmaterial noch Schuluniformen leisten und daher ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Andere, darunter viele uneheliche Kinder, sind nicht behördlich gemeldet. Ohne amtliche Papiere bleibt ihnen der Zugang zu vielen staatlichen Leistungen verschlossen.
Schutz der Kinderrechte
China hat 1991 die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und diverse Programme ins Leben gerufen, um die Situation der Kinder im Land zu verbessern. Durch die Öffnung der chinesischen Wirtschaft zum Westen und der wachsenden Zahl der Zuwanderer in der Region Kaifeng ist der Bedarf an Unterstützung für notleidende Familien in der Region deutlich gestiegen. Das SOS-Kinderdorf Kaifeng wurde als sechstes chinesisches Kinderdorf im größten Wohngebiet der Stadt errichtet. In der Nähe findet man einen Markt, eine Grund- und Sekundarschule und ein Krankenhaus.
Unsere Arbeit in Kaifeng
Parallel zur Arbeit für den Schutz der Kinderrechte auf nationaler Ebene setzt sich SOS-Kinderdorf auch für den Schutz der Kinder in Kaifeng ein. Kinder, die nicht länger bei ihren Familien leben können, finden in SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier wachsen sie gemeinsam mit ihren Geschwistern in einem fürsorglichen, respektvollen und sicheren Umfeld auf. Die Kinder aus den SOS-Familien besuchen die nahegelegenen Schulen.
Im SOS-Kindergarten werden bis zu 120 Kinder aus den SOS-Familien und der umliegenden Gemeinde betreut. Die professionelle Kinderbetreuung stellt für berufstätige Eltern eine große Entlastung dar.
Wenn junge Menschen ihren SOS-Familien entwachsen, können sie in das SOS-Jugendprogramm übersiedeln. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte lernen sie Verantwortung zu übernehmen, können Zukunftsperspektiven erarbeiten und zunehmend eigene Entscheidungen treffen. Sie werden ermutigt, Teamgeist zu entwickeln, Kontakte zu Freunden und Verwandten aufzubauen und mit den zuständigen Behörden und potenziellen Arbeitgebern umzugehen.