SOS-Kinderdorf Gandscha
SOS-Kinderdorf ist seit Ende 2005 in Gandscha tätig. In dieser benachteiligten Region im Zentrum Aserbaidschans unterstützt unsere Organisation Familien, um sie vor der Zerrüttung zu bewahren, und bietet Kindern ohne elterliche Fürsorge ein liebevolles Zuhause. Aufgrund von Auseinandersetzungen in der Region wurden im Oktober 2020 alle Kinder und Betreuer vom SOS Kinderdorf Ganja evakuiert. Sie fanden Schutz im SOS Kinderdorf Baku.
Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut
Auf der Schaukel (Foto:K.Ilievska)Die hohe Arbeitslosenquote und Inflationsrate in Aserbaidschan haben das Leben vieler Kinder in Mitleidenschaft gezogen. Schätzungen zufolge leben ca. ein Drittel aller Kinder in Armut. Die meisten Kinder ohne elterliche Fürsorge werden in staatlich geführten Heimen untergebracht.
Gandscha ist mit knapp 300 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Aserbaidschans und liegt etwa 340 km westlich von Baku genau im Zentrum des Landes. Die Stadt Gandscha und ihre Umgebung zählen zu den ärmsten Regionen des Landes; hier leben ca. die Hälfte aller Menschen unterhalb der staatlich festgelegten Armutsgrenze. Auch die Arbeitslosenquote ist sehr hoch. Es gibt eine große Zahl von intern Vertriebenen und Flüchtlingen, deren wirtschaftliche und soziale Integration nach wie vor eine große Herausforderung darstellt.
Vor allem in den landwirtschaftlichen und industriellen Sektoren sind diverse Versuche zur Stabilisierung der Wirtschaft von Gandscha unternommen worden. Die Region versucht ebenso, mehr Touristen anzuziehen. Die Infrastruktur muss dringend verbessert werden. Die Wasserqualität sowie Gebäude und Verteilernetzwerke bedürfen ebenso umfassender Modernisierungsmaßnahmen.
Unterstützung für Familien und ein liebevolles Zuhause für Kinder
Aufgrund der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen ist die Arbeit unserer Organisation in dieser Region von besonderer Bedeutung. Die Stadtverwaltung von Gandscha hat die Arbeit von SOS-Kinderdorf in der Region von Anfang an unterstützt und der Organisation ein Grundstück für den Bau eines Kinderdorfs zur Verfügung gestellt. Hier ist die grundlegende Infrastruktur vorhanden, die Familien benötigen: Kindergärten und Schulen sind zu Fuß zu erreichen, und auch Krankenhäuser und Geschäfte liegen in der Nähe.
Unsere Arbeit in Gandscha
Mutter und Tochter aus der lokalen Gemeinde im Familienstärkungsprogramm (Foto: K.Ilievska)
SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit den Familien der Gemeinde zusammen, um familiäre Bindungen zu stärken und Kinder vor dem Verlust der elterlichen Fürsorge zu bewahren.
Betreuung in Familien: Wenn Kinder nicht länger von ihren Eltern versorgt werden können, bieten wir sowohl Kurzzeitbetreuung als auch langfristige Betreuungsangebote in einem liebevollen Zuhause mit einer SOS-Mutter. Die Kinder wachsen gemeinsam mit ihren Geschwistern auf und besuchen die Schulen oder den Kindergarten der Gemeinde. Der Kindergarten erhält ebenfalls Unterstützung, um die bestmögliche Betreuung der Kinder sicherzustellen. Wir arbeiten eng mit den Schulen vor Ort zusammen, um das Lehrpersonal zu schulen und einzelnen Kindern bei Bedarf Nachhilfeunterricht zu geben, wenn sie Schwierigkeiten in der Schule haben.
Seit Januar 2011 bieten wir auch Kurzzeitpflege für Kinder in Not. Sie werden in ein liebesvolles Zuhause aufgenommen, während die Landesbehörde eine Entscheidung über die Langzeitpflege trifft.
Unterstützung für junge Erwachsene: Wenn Kinder ihren Familien entwachsen, haben sie die Möglichkeit, am SOS-Jugendprogramm teilzunehmen. Unter der Aufsicht ausgebildeter Fachkräfte können sie in betreuten Wohngemeinschaften leben und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Hier lernen sie Verantwortung zu übernehmen und zunehmend eigene Entscheidungen zu treffen