Länderinformation über Venezuela
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Politik/Geschichte
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Venezuela liegt in den inneren Tropen und gliedert sich in drei geographische Großräume: Die Anden und die Cordillera de la Costa mit dem höchsten Berg des Landes, dem Pico Bolívar (5007 m), sind im Westen bzw. Norden Venezuelas zu finden. Das Orinoco-Tiefland, dessen Zentrum vor allem mit Grasland bewachsen ist, liegt im Osten Venezuelas und im Südosten befindet sich Venezolanisch Guayana, dessen mit Sandstein überzogene alte Felsmassive sich bis nach Brasilien und Guyana erstrecken.
Der Nordwesten Venezuelas wird vom Senkungsfeld um Maracaibo eingenommen, in dem auch der Maracaibosee liegt, der bis in den Golf von Venezuela reicht. Eine Besonderheit sind die als "Tepuyes" bekannten Berge des Hochlandes sowie die Felsschlünde von Sarisariñama. Von einem dieser Tepuyes stürzen die Wassermassen des Salto del Ángel in die Tiefe, der mit einer Fallhöhe von etwa 1.000 m der höchste Wasserfall der Erde ist. Die längsten Bergketten sind die Sierra Parima und die Sierra Pacaraima im Grenzgebiet zu Brasilien.
Klima
In den Ebenen und entlang der Küste ist das Klima in Venezuela tropisch, in den Bergregionen gemäßigt. Die mittleren Temperaturen in Caracas bzw. Maracaibo betragen für Januar 18° und 27°C, für Juli 20° und 29°C. Die Trockenzeit dauert von Dezember bis April.
Fauna/Flora
Wälder mit tropischen Pflanzen, wie Palmen, Korallenbäumen, Mangos und Brasilholz (Rotholz), bedecken ein Drittel der Fläche Venezuelas. Oberhalb von 900 m wachsen auch Pflanzen der gemäßigten Zone. Grasland bedeckt die Ebenen, im Orinocodelta sind Mangrovensümpfe verbreitet.
Die Tierwelt ist überaus artenreich mit Säugetieren wie Jaguar, Affe, Faultier, Ozelot, Bär, Hirsch und Gürteltier. Zu den verbreiteten Vogelarten gehören Flamingos, Reiher, Ibise und Fettschwalme (ein Greifvogel). Zu den Reptilien in Venezuela zählen Krokodile und Riesenschlangen wie Anakonda und Boa.
Politik/Geschichte
Im Gebiet des heutigen Venezuela lebten verschiedene indigene Gruppen, bevor die spanischen Eroberer das Land entdeckten. Die ältesten Funde werden auf etwa 15000 v. Chr. datiert. Christoph Kolumbus entdeckte 1498 auf seiner dritten Reise die Küste. Amerigo Vespucci gab dem Land wegen der Verbreitung von Pfahlbauten den Namen Venezuela (Klein-Venedig). Die Besiedlung durch die Spanier begann etwa ab 1520, Caracas wurde 1567 gegründet und wenig später Sitz des Gouverneurs.
In der Kolonialzeit wurde Venezuela ein Generalkapitanat mit großer landwirtschaftlicher Bedeutung. Schon vor den Freiheitskämpfern Simón Bolívar und Francisco de Miranda hatte es 1797 sowie 1806 Versuche gegeben, die Unabhängigkeit zu erringen. Aber erst die Revolution von 1810 führte am 5. Juli 1811 zur Unabhängigkeitserklärung und Ausrufung der Republik, der aber bald durch monarchistische Streitkräfte ein Ende gesetzt wurde.
1819 errang Bolívar neuerlich die Unabhängigkeit für das Land und schuf Großkolumbien, einen Zusammenschluss Panamas, Kolumbiens, Venezuelas und Ecuadors, der sich 1830 wieder auflöste. 1917 fand man in Venezuela Öl - ein für die Wirtschaft des Landes schnell entscheidend werdender Faktor. Mit den Exporterlösen entwickelte sich Venezuela zu einem der modernsten Staaten Südamerikas. 1945, nach dem Ende der Diktatur von General Isaías Medina Angarita, wurde Dr. Rómulo Betancourt von der sozialdemokratischen Acción Democrática Übergangspräsident.
1947 trat eine neue Verfassung in Kraft und die ersten demokratischen Wahlen wurden durchgeführt, aus denen Rómulo Gallegos, Schriftsteller und Gründer der Acción Democrática, als Präsident hervorging. Er trat sein Amt im Februar 1948 an, wurde aber bereits im November durch einen Militärputsch abgesetzt. Die Militärs bildeten eine neue Regierung, die sich zu einer Diktatur unter Marcos Pérez Jiménez entwickelte.
Pérez wurde 1958 vom Volk gestürzt und eine demokratische Koalitionsregierung folgte ihm nach. Die triste Lage der unteren Bevölkerungsschichten führte zur Bildung von Guerilla-Bewegungen, die Ende der 1960er Jahre von Rafael Caldera, der im Dezember 1968 zum Präsidenten gewählt worden war, erfolgreich bekämpft werden konnten. Wirtschaftlich verfolgte er eine Politik der Verstaatlichung von ausländischen Unternehmen.
1988 sanken die Weltölpreise, wodurch die politische und wirtschaftliche Situation destabilisiert wurde. Der wiedergewählte Präsident Carlos Andrés Pérez musste Maßnahmen ergreifen, die zu Tumulten und Plünderungen führten. 1992 kam es zu einem missglückten Putschversuch, dessen Anführer zu Haftstrafen verurteilt wurden. Einer von ihnen, Hugo Chávez, errang den Sieg in den Präsidentschaftswahlen von 1998, bei der die höchste Wahlbeteiligung der letzten 40 Jahre verzeichnet worden war. Trotz einer Reihe von Aufständen und Protesten, die seinen Rücktritt zum Ziel hatten, ist Chávez noch immer im Amt.
Wirtschaft
Der Lebensstandard in Venezuela zählt zu den höchsten in Südamerika. Die Haupteinnahmequelle ist der Erdölsektor. 1993 setzte jedoch eine Wirtschaftskrise ein, die Inflation stieg auf fast 70%, das Bruttosozialprodukt ging zurück. Nach kurzzeitiger Verstärkung staatlicher Kontrollmaßnahmen erholte sich die Wirtschaft. Rund 12% der Erwerbstätigen Venezuelas arbeiten in der Landwirtschaft. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Zuckerrohr, Bananen, Mais, Reis, Hirse, Maniok, Kaffee, Kakao und Zitrusfrüchte.
Viehzucht ist vorwiegend in den Ebenen verbreitet, dabei dominiert die Rinder-, Schweine- und Ziegenhaltung. Seit den 1960iger Jahren hat die venezolanische Regierung der Weiterentwicklung der Industrie große Bedeutung beigemessen. Neben Caracas ist auch Ciudad Guayana ein wichtiges Produktionszentrum. Die wichtigsten Erzeugnisse Venezuelas sind Erdölprodukte, Stahl, Aluminium, Metallwaren, Kunstdünger, Zement, Reifen, Kraftfahrzeuge, Nahrungsmittel, Getränke, Bekleidung und Möbel. Im Jahr 2003 belief sich die Inflationsrate auf 34,1%, die Arbeitslosenrate lag im Durchschnitt bei 21,2%.
Kultur
Bildende Künste und Kunsthandwerk haben einen hohen Stellenwert in Venezuela. Das herausragendste kulturelle Merkmal ist die Musik, eine Mischung aus europäischen, afrikanischen und indigenen Rhythmen. Das Theater gewinnt an Popularität, auch die Literaturszene ist sehr aktiv, vor allem unter der jüngeren Generation. Das wichtigste Fest ist der Karneval, der am Montag und Dienstag vor dem Aschermittwoch stattfindet. Er ist von Musik, Tanz, Paraden und Masken geprägt, die von Region zu Region variieren. Die Stadt Carúpano ist im ganzen Land für ihre besonderen Aktivitäten zur Karnevalszeit bekannt.