SOS-Kinderdorf Cuzco
Die Nähe zum Machu Picchu und anderen historischen Stätten der Inka zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern nach Cuzco. Die Plaza de Armas ist mit ihren prachtvollen Kolonialbauten ein beliebtes Reiseziel für Touristen. Auf dem Platz gibt es zahlreiche Bars, Clubs und Restaurants. Aber die Stadt hat auch eine dunkle Seite, die Touristen nicht zu sehen bekommen.
Das Geld aus dem Tourismus kommt bei den Ärmsten der Gesellschaft nicht an
Cuzco liegt im peruanischen Andenhochland auf einer Höhe von 3399 m über dem Meeresspiegel und war einst die Hauptstadt des Inkareiches. Von hier aus starten viele Exkursionen in die berühmte Inka-Stadt Machu Picchu. Fast zwei Millionen Touristen kommen jedes Jahr nach Cuzco.
In den letzten 20 Jahren hat sich die Bevölkerung fast verdreifacht und beläuft sich mittlerweile auf knapp 390 000 Einwohner. Angelockt durch den Aufschwung, den die Stadt durch den internationalen Tourismus erfahren hat, verlassen viele indigene Familien aus den verarmten ländlichen Regionen ihre traditionelle Heimat und ziehen auf der Suche nach Arbeit nach Cuzco.
Der Zustrom von Wirtschaftsmigranten hat zur Entstehung großer Slums in den Vororten der Stadt geführt. Die behelfsmäßigen Siedlungen liegen in unsicheren Gegenden, in denen heftige Regenfälle und Erdbeben die Sicherheit der Menschen bedrohen und es häufig weder Zugang zu fließendem Wasser noch zu sanitären Einrichtungen gibt, was wiederum zu schweren gesundheitlichen Risiken und Belastungen für die Umwelt führt.
Indigene Bevölkerung vom wirtschaftlichen Fortschritt ausgeschlossen
Bis heute sprechen über 80 Prozent aller Peruaner Spanisch. Die indigenen Volksgruppen, die nur Quechua oder Aymara beherrschen, sind häufig vom formellen Bildungssektor und somit vom wirtschaftlichen Fortschritt des Landes ausgeschlossen. Viele haben keinen anerkannten Berufsabschluss, müssen auf dem informellen Sektor als Lastenträger und Maultiertreiber arbeiten oder Kunstgegenstände und Schmuck auf der Straße verkaufen. Diese Familien und ihre Kinder leben unter äußerst prekären Bedingungen - der starke Konkurrenzkampf auf der Straße führt zu Misshandlungen und Ausbeutung.
Trotz der Bemühungen der peruanischen Regierung zur Bekämpfung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit müssen in Cuzco viele Kinder arbeiten. Selbst ganz junge Kinder bieten Touristen ihre Dienste an oder verkaufen bis spät in die Nacht Kleinwaren auf der Straße.
Während die Touristenzahlen steigen, nimmt dennoch die extreme Armut weiter zu. Über 30 Prozent der Kinder unter 16 Jahren sind chronisch unterernährt oder leben in extremer Armut.
Unsere Arbeit in Cuzco
SOS-Kinderdorf begann seine Tätigkeit in Cuzco im Jahr 1993. Die SOS-Sozialzentren leiten ein Familienstärkungsprogramm, um die Not der Gemeinde zu lindern und Kinder vor dem Verlust der elterlichen Fürsorge zu bewahren. Das Familienstärkungsprogramm wird von der Gemeinde selbst organisiert, während SOS-Kinderdorf beratend und unterstützend zur Seite steht.
In unserer Kindertagesstätte werden Kinder im Vorschulalter betreut. Dadurch können Mütter ihre Kinder in sicherer Obhut lassen, während sie arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen.
Bis zu 108 Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, finden in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen. Dadurch wird der Übergang ins Erwachsenenleben erleichtert. Mit der Unterstützung qualifizierter Fachkräfte können sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, Zukunftsperspektiven erarbeiten und zunehmend eigene Entscheidungen treffen.