Länderinformation über Nicaragua
Landschaft
Klima
Fauna/Flora
Politik/Geschichte
Wirtschaft
Kultur
Landschaft
Die Hochländer Nicaraguas liegen durchschnittlich auf 610 m Seehöhe und durchziehen das Land von Nordwesten nach Südosten. Zwei Gebirgsketten teilen sie von Osten nach Westen. Die höchste Erhebung ist mit über 2.100 m die Cordillera Isabelia.
Im Westen liegt ein großes Becken, in dem sich der größte See Mittelamerikas, der Nicaraguasee, sowie der Managuasee befinden. Die beiden Seen sind über den Fluß Tipitapa miteinander verbunden. Eine Vulkankette befindet sich zwischen den beiden Seen und der Pazifikküste; in dem seismisch unruhigen Gebiet kommen häufig Erdbeben vor. Im Osten dehnt sich die Karibische Küstenebene rund 72 km landeinwärts aus.
Klima
Das Klima in den Küstenregionen ist tropisch, mit einer mittleren Temperatur von 25,5°C. In den höheren Lagen im Landesinneren bewegt sich die Temperatur zwischen 15,5° und 26,5°C. Die Regenzeit dauert von Mai bis November. Nicaragua wird häufig von heftigen Wirbelstürmen heimgesucht, wie etwa 1998 vom Hurrikan Mitch, der im ganzen Land schwere Verwüstungen anrichtete.
Fauna/Flora
In Nicaragua findet man tropische und subtropische Pflanzenarten. Dichte Regenwälder stehen entlang der Karibikküste und an den Osthängen der Hochländer. Eichen, Kiefern, Zedern, Balsam- und Mahagonibäume, wilde Gummibäume sowie etwa 50 verschiedene Arten von Obstbäumen wachsen hier. Zur Tierwelt Nicaraguas zählen Puma, Hirsch, einige Affenarten, Alligatoren sowie eine Vielzahl anderer Reptilien.
Im Nicaraguasee findet man viele außergewöhnliche Fischarten, wobei der Süßwasserhai einzigartig auf der Welt ist. Papageien, Kolibris und wilde Truthähne zählen ebenfalls zur heimischen Tierwelt. Besonders erwähnenswert ist der Quetzal, eine Vogelart, die von den Mayas als heilig verehrt wurde.
Politik/Geschichte
Vor der Entdeckung durch spanische Eroberer war Nicaragua von den Kulturen der Maya und Chibcha geprägt. 1502 entdeckte Christoph Kolumbus die Küste Nicaraguas, kurze Zeit später begann die Kolonialisierung des Landes und 1544 wurde es Bestandteil des Generalkapitanates Guatemala.
1821 erklärte Nicaragua seine Unabhängigkeit von Spanien und schloss sich dem Kaiserreich Mexiko an. 1823, nach dem Sturz des Kaisers Agustín de Iturbide, trat Nicaragua der Zentralamerikanischen Konföderation bei, der das Land bis 1839 angehörte, als es zu einem unabhängigen Staat wurde.
William Walker, der 1856 mit einer Truppe von 120 Soldaten in Nicaragua landete, ernannte sich selbst zum Präsidenten des Landes, bereits 1857 wurde er von den alliierten mittelamerikanischen Armeen besiegt. 1875 und 1895 wurden die Häfen Nicaraguas von Deutschland bzw. Großbritannien militärisch besetzt und die Einnahmen aus dem Zollwesen zur Deckung der jeweiligen Staatsschulden verwendet.
Infolge amerikanischer Intervention wurde 1928 General José María Moncada, ein Liberaler, zum Präsidenten gewählt. Nach erbitterten Kämpfen zogen die amerikanischen Marinetruppen 1933 ab und wurden von der Nationalgarde unter Führung von Anastasio Somoza abgelöst.
Somoza riss 1937 die Macht an sich und behielt in den kommenden 20 Jahren die Kontrolle über das Land. Sein gleichnamiger Enkel kam in den 1960iger Jahren an die Macht und regierte das Land diktatorisch. Dies führte zur Gründung der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront, die im Untergrund den Kampf gegen das Somoza-Regime organisierte.
Anfang 1978 wurde Pedro Joaquín Chamorro, der Oppositionsführer, ermordet, und ein Bürgerkrieg war nicht zu vermeiden. Somoza musste zugunsten einer gemäßigten Koalition zurückzutreten und 1979 floh er ins Exil, zunächst nach Miami, dann nach Paraguay, wo er 1980 ermordet wurde. Die Sandinisten ernannten eine Junta, die das Land regieren sollte.
Sie sah sich großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegenübergestellt und versuchte im Ausland Unterstützung zu finden. Die Contras wurden aus dem Land vertrieben und agierten ab diesem Zeitpunkt von geheimen Stützpunkten in Costa Rica und Honduras aus. Die Wahlen von 1984 gewann der Präsidentschaftskandidat der Sandinisten, Daniel Ortega Saavedra, mit großer Mehrheit. 1985 verhängte Präsident Reagan nach seiner Wiederwahl eine Wirtschaftsblockade über Güter aus Nicaragua und ließ alle Guthaben Nicaraguas im Ausland einfrieren.
Bei Wahlen im Februar 1990, die unter internationaler Aufsicht stattfanden, gewann die Nationale Union der Opposition, eine von den USA unterstützte antisandinistische Koalition, die Mehrheit. Deren Kandidatin, Violeta Barrios de Chamorro, wurde zur Präsidentin gewählt und löste Ortega ab. Der Kandidat der Liberalen Allianz, José Arnoldo Alemán, gewann die Präsidentschaftswahlen 1996 und im November 2001 folgte ihm Enrique Bolaños von der Liberalen Verfassungspartei im Amt.
Wirtschaft
Bis Ende der siebziger Jahre wuchs die Wirtschaft Nicaraguas in beträchtlichem Umfang; dann hatte der Bürgerkrieg sehr negative Auswirkungen. Die Landwirtschaft ist der bedeutendste ökonomische Sektor, doch sind besonders in Managua moderne Fertigungsindustrien gegründet worden. Wichtigster Bodenschatz des Landes ist Gold. Der Staat spielt in der Wirtschaft Nicaraguas, das in großem Maß von Auslandshilfen abhängig ist, eine wichtige Rolle.
Mitte der achtziger Jahre litt Nicaragua unter Lebensmittel- und Brennstoffknappheit. Einer im Juli 1997 veröffentlichten internationalen Studie zufolge ist Nicaragua das mit Abstand ärmste Land in Zentralamerika. Die Arbeitslosigkeit lag 2003 im Durchschnitt bei 24% und die Inflationsrate bei 5,2%.
Kultur
Wie in anderen lateinamerikanischen Ländern spiegelt die Kultur Nicaraguas ein großes spanisches Erbe wider. Die Nicaraguaner veranstalten viele Feste zum Gedenken an örtliche Heilige und kirchliche Feiertage. Die Marimba ist populär, und auf dem Land werden alte Instrumente wie die Chirimía (Klarinette), Maraca (Rassel) und Zul (eine Art Flöte) gespielt. Erdbeben und Krieg haben große Teile des architektonischen Erbes zerstört, in León findet man allerdings noch Gebäude aus der Kolonialzeit in gutem Zustand.
Nicaragua ist auch für seine Dichtkunst bekannt, und Rubén Darío (1867-1916) ist einer der berühmtesten Dichter des Landes. Bluefields, ein weitgehend englischsprachiger Ort an der Karibikküste, ist ein Zentrum des Reggaes. Der Solentiname-Archipel am Nicaragua-See ist als Hochburg der Künstler, Dichter und Kunsthandwerker bekannt. Die Universitätsstadt León ist für ihre Straßenkunst der Sandinista in Form von Wandgemälden berühmt.