SOS-Kinderdorf Tijuana
Das fünfte mexikanische SOS-Kinderdorf wurde in Tijuana errichtet, da anhaltende Migrationsbewegungen und der Mangel an Bildung und beruflichen Qualifikationen in der Bevölkerung zu einem hohen Armutsniveau sowie einer Zunahme von Drogenmissbrauch und Gewalt geführt hatten. Das Leben der Kinder ist von großer Unsicherheit geprägt; viele sind vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht.
Die Bevölkerungszahlen von Tijuana sind ständigen Schwankungen unterworfen
Kleines Mädchen in Tijuana (Foto: I. Hidalgo)Tijuana liegt im äußersten Norden Mexikos im Bundesstaat Baja California direkt an der Grenze zu den USA und hat etwa 1,3 Millionen Einwohner. Tijuana - San Diego ist der meistgenutzte Grenzübergang der Welt; jeden Tag passieren bis zu 300 000 Menschen diese Grenze.
Aufgrund der großen Zahl der Einwanderer aus den südlichen Bundesstaaten Mexikos sowie aus Mittel- und Südamerika, die über Tijuana auf eine Ausreise in die USA hoffen, hat die Stadt ein großes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Tausende versuchen illegal über die Grenze zu gelangen, was äußerst gefährlich sein kann. Häufig versuchen Eltern alleine ihr Glück und lassen ihre Kinder bei Verwandten zurück. Dann zahlen sie einen „Guide“, der die Kinder später zu ihnen bringen soll - was nicht immer gelingt. Manchmal sind die Guides nicht vertrauenswürdig, manchmal schaffen es die Eltern selbst nicht über die Grenze. Viele dieser Kinder versuchen dann, alleine in die USA zu gelangen.
Die anhaltenden Migrationsbewegungen in Tijuana führen häufig zu einer teilweisen oder völligen Zerrüttung von Familien. Zahlreiche Kinder haben die elterliche Fürsorge verloren. Sie müssen auf der Straße um ihr Überleben kämpfen und haben daher kaum Chancen auf Bildung. Sie sind schutzlos Gewalt und sexueller Ausbeutung ausgesetzt, viele von ihnen werden drogenabhängig.
Gewalt der Drogenbanden durchdringt alle Schichten der Gesellschaft
Tijuana ist eine der strategisch wichtigsten Grenzstädte in Mexiko. Die Auswirkungen des mexikanischen Drogenkriegs sind hier deutlich spürbar. Mehrere rivalisierende Drogenkartelle kämpfen um die Kontrolle über die Region, was zu hohen Mordraten, gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei und der Armee und zahlreichen zivilen Todesopfern führt.
Aufgrund der vorherrschenden Gewalt und der weit verbreiteten Drogenabhängigkeit müssen viele Kinder bereits in jungen Jahren ganze Haushalte führen, wenn ihre Eltern getötet werden oder nicht für ihre Familien sorgen können, weil sie drogenabhängig sind oder im Gefängnis sitzen. Sie leiden schwer an der Last des Lebens, nehmen deshalb häufig selbst Drogen, und der Teufelskreis aus Gewalt und Armut setzt sich fort.
Unsere Arbeit in Tijuana
Gute Freunde im SOS-Kinderdorf (Foto: I. Hidalgo)SOS-Kinderdorf nahm seine in Tätigkeit in Tijuana im Jahr 1993 angesichts des großen Bedarfs an langfristiger Kinderbetreuung auf, der durch die schrecklichen sozialen und wirtschaftlichen Umstände und die hohe Zahl der verlassenen, misshandelten und missbrauchten Kinder entstanden war.
Heute finden bis zu 108 Kinder aus der Region, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, in einer der zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen die nahegelegenen Kindergärten und Schulen und sind daher sehr gut in ihre Umgebung integriert.