SOS-Kinderdorf Morelia
Während in der Vergangenheit die Bevölkerung des Bundesstaats Michoacán meist an ländlicher Armut gelitten hatte, ist in jüngster Zeit auch die städtische Armut stark gestiegen. Tausende Familien leben am Stadtrand von Morelia in menschenunwürdigen Behausungen und haben weder ausreichend Nahrung noch sanitäre Einrichtungen. Zahlreiche Kinder brechen die Schule ab, müssen Kinderarbeit verrichten oder werden in kriminelle Handlungen verstrickt.
Sozialfürsorge kommt bei den Ärmsten der Armen nur selten an
Morelia ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán de Ocampo in der Zentralregion Mexikos und hat knapp 700 000 Einwohner. Mehr als 70 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungsbereich, ein Großteil auf dem informellen Sektor. Viele halten sich beispielsweise durch den Verkauf von Kleinwaren auf der Straße über Wasser. Soziale Not, Armut und Ausgrenzung sind in Morelia besonders weit verbreitet. Viele Kinder werden misshandelt oder von ihren Eltern verlassen.
Die ländliche Armut ist in der Gemeinde nach wie vor ein großes Problem. Immer mehr Menschen ziehen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Stadt. Tausende Familien leben am Stadtrand von Morelia unter äußerst prekären Bedingungen. Die Arbeitslosenquote ist in diesen Elendsvierteln besonders hoch. Zahlreiche Menschen leben in überfüllten Behausungen ohne fließendes Wasser oder sanitäre Einrichtungen. Die behelfsmäßigen Baracken bieten in den kalten Wintermonaten keinen Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit. Viele Menschen, vor allem kleine Kinder, leiden an Atemwegserkrankungen. Die Programme der öffentlichen Fürsorge dringen nur selten bis in die Armenviertel vor.
Armut und Verbrechen gefährden die gesunde Entwicklung unzähliger Kinder
Kinder aus sehr armen Familien müssen häufig arbeiten, um zum Haushaltseinkommen beizutragen. In vielen Fällen brechen sie die Schule ab, weil sie keine Zeit zum Lernen haben oder bis spät in die Nacht arbeiten müssen. Die Arbeit auf der Straße – Schuhe putzen, Windschutzscheiben waschen oder Kleinwaren verkaufen – gefährdet die gesunde Entwicklung der Kinder. Sie sind nicht nur Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt, viele fallen auch in die Hände organisierter Verbrecherbanden. Kinder ohne Bildung, die von klein auf in Gewalt und Verbrechen verstrickt waren, haben nur wenig Hoffnung auf ein besseres Leben als Erwachsene.
Das organisierte Verbrechen und der Drogenhandel gehören zu den größten Problemen des Bundesstaates Michoacán. Die Drogenkartelle La Familia Michoacana oder Los Caballeros Templarios gehören zu den gewalttätigsten Banden in ganz Mexiko und haben großen Zulauf. Wieder sind Kinder und junge Menschen – vor allem wenn sie vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind oder sie bereits verloren haben – durch die Gewaltkultur der Drogenkartelle in besonderem Maße gefährdet.
Unsere Arbeit in Morelia
Angesichts des Mangels an staatlichen Angeboten zur langfristigen Betreuung von Kindern ohne elterliche Fürsorge in der Region begann SOS-Kinderdorf im Jahr 2006 seine Tätigkeit in Morelia. Die Gemeindeverwaltung bat um unsere Hilfe und stellte ein kostenloses Grundstück für den Bau eines SOS-Kinderdorfes zur Verfügung.
Betreuung in Familien: Heute finden bis zu 126 Kinder aus Michoacán, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, in 14 SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen die nahegelegenen Kindergärten und Schulen und sind daher sehr gut in ihre Umgebung integriert.
Unterstützung junger Menschen: Die hohe Arbeitslosenrate erschwert den jungen Menschen ihren Weg in die Selbständigkeit. Das SOS-Jugendprogramm ermöglicht jungen Menschen eine Weiterbildung und unterstützt sie, bis sie Arbeit gefunden haben.